Es geht um Vertrauen und himmlische Hilfe, gerade in schwierigen Zeiten.
"Herr, weil mich festhält deine starke Hand, vertrau ich still.
Weil du voll Liebe dich zu mir gewandt, vertrau ich still.
Du machst mich stark, du gibst mir frohen Mut,
ich preise dich, dein Wille, Herr, ist gut."
(Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 178, Text Helga Winkler, geb. 1957)
Das Lied hatte Simone Wiessner, an diesem Abend nicht Leiterin des Kinderchors des Bezirks Tübingen, als die man sie sonst kennt, sondern Organistin und Pianistin, vor dem Gottesdienst auf dem Klavier gespielt. Sie ließ anklingen, was später im Eingangsgebet des Bischofs zuversichtlich in Worte gekleidet wurde: "Du, Gott, hast die Macht, unsere Seele von Belastungen frei zu machen. Deine Gegenwart, gerade jetzt im Gottesdienst, ist unsere Sicherheit und macht uns neuen Mut." Das Bibelwort für den Abend vermittelte nichts anderes: "Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln!" (Ps 84, 6).
Ein Gitarrenduo setzte das anschließend fort. Es spielte einfühlsam die Vertonung eines Textes, Tempi und Lautstärke jeweils den Worten angepasst. Die schildern das Dunkel des Menschen und dessen Traurigkeit. Trotzdem vertraut er dem Vater im Himmel: Der wird ihm die Fähigkeit geben, Frieden und Liebe auszustrahlen und entsprechend zu handeln. So lange, bis er Gottes Herrlichkeit schauen darf.
Auf das Textwort eingehend, schilderte Heiniger dessen Kontext: Da sind Gläubige unterwegs, die sich zum Tempel, zum Gottesdienst, aufmachen. Der liegt damals in Jerusalem oben. Der Weg dorthin ist nicht ungefährlich. Da braucht es ein Lied, das Mut macht: Wir wollen mutig und zuversichtlich gehen, dabei um neue Kraft und Gottes Hilfe bitten, so die Botschaft des Psalms. Eine Wallfahrt, zum Beispiel, ist keine Fahrt ins Blaue hinein. Sie hat ein Ziel. Das besteht nicht in der Aussicht auf ein komfortables Leben. Es heißt, in die Herrlichkeit einzugehen und andere einzuladen: "Komm, geh doch mit!". Bei einer Fahrt ins Blaue weiß man nicht, wohin es gehen soll. Unser Weg und dessen Ziel dagegen sind sicher. Jesus ist ihn schon für dich und mich gegangen.
Im Alten Testament machte sich Abraham dagegen auf einen Weg ins Unbekannte. Wohin würde es gehen? Wie lange würde es dauern? Er wusste es nicht. Später war es vermutlich Elieser, namentlich nicht benannt, aber beschrieben als der älteste und erfahrenste Knecht Abrahams. Der wurde losgeschickt, um eine Frau für dessen Sohn zu suchen. Was würde auf ihn zukommen? Noch ein Aufbruch ins Ungewisse: Das Volk Israel sollte in sein eigenes Land geführt werden, weg aus ägyptischer Gefangenschaft. Dort hatte es aber Fleischtöpfe gegeben, nicht nur Manna wie auf dem Weg durch die Wüste. Ein schlechter Weg deshalb? Was zeigen die Beispiele - alle, die das Ziel der Reise nicht aus den Augen verloren, haben es letztlich auch erreicht.
Was lernen wir daraus für unseren Weg? Wenn der sich hinzieht, dann fällt er uns oft nicht so leicht. Man wird ungeduldig. Um in die Herrlichkeit zu kommen, muss man sich aufmachen. Das ist mit Veränderungen verbunden. Abraham auf seinem Weg damals musste sich mit seinem Neffen auseinandersetzen, als es Streit gab. In die Aufgabe musste er hineinwachsen, um sagen zu können, ich will Frieden. Such du dir aus, wohin du gehen willst, ich akzeptiere das. Mir geht es nicht um meinen Erfolg und meine Macht. Wenn ich auf Gott vertraue, die Erfahrung gilt damals wie heute, dann bleibe ich bewahrt, wer auch immer mein Feind sein mag. Auch wir wollen auf unserer Reise lernen. Wenn wir uns mit dem Evangelium beschäftigen, dann weiß ich, dass ich mein eigenes Ego nicht brauche, um wie Jesus zu werden. Wohl dem Menschen, der sich auf Gott verlässt. Er gibt Mut, Gnade und schafft Vollkommenes. Die Emmaus-Jünger waren enttäuscht vom Geschehenen. Ihr Meister war gestorben. Aber Jesus trat zu ihnen als ein Wanderer, so, wie sie es auch waren. Er war also nicht im Grab geblieben. Und ihr Herz war offen für seine Botschaft: Ich bin immer noch bei euch.
Lasst uns auch dafür offen sein. Wir sind nicht allein. Ein Gottesdienst kann Freude geben, denn Jesus Christus ist in der Mitte der Gemeinde. Meine Geschwister begleiten mich. Wahrnehmen kann ich das nur mit meinem Glauben. Bin ich allein, dann... kann ich mutlos und verzagt werden: Denken, Gott führt mich vielleicht einen Umweg? Die mir gestellte Aufgabe ist viel zu groß? Wir "verfangen" uns in unserer eigenen Perspektive. Dann stell die Frage: Gott, wie siehst du das? Wohl dem Menschen, der sich auf den himmlischen Vater verlässt.
"Auch heute dürfen wir Gnade erleben.", leitete der Bischof zur Feier des heiligen Abendmahls über. Ein Rucksack im Irdischen, ist er zu schwer, kann uns nach unten ziehen. Weniger Gepäck, das gilt auch im übertragenen Sinn. Sich aufs Wesentliche konzentrieren. Die Sündenlast nimmt Gott uns durch seine Gnade. Was uns belasten könnte? Da reicht oft nur ein falsches Wort unseres Nächsten. Das wollen wir hinter uns lassen und die Kraft im heiligen Abendmahl erfahren, das wir gemeinsam erleben.
"Ich wünsche euch Gottes Liebe, seinen Segen, und ich freue mich aufs Wiedersehen, hoffentlich bald auch eins ohne großen (äußeren) Abstand.", verabschiedete sich Urs Heiniger nach dem Gottesdienst.