Ein wunderschöner Sommerabend gibt den Rahmen für Gemeinschaft trotz Wahrung äußerer Distanz.
"Du hast uns als Gemeinde in deinen Dienst gestellt,
hast uns heraus gerettet aus einer dunklen Welt. ..."
(Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Nr. 352, Text und Melodie Bärbel Lindhuber)
Klavier und Violine hatten zu Beginn des Gottesdienstes die Melodie gespielt. Urs Heiniger ging darauf ein: Mit euch als Gemeinde will ich Gottesdienst erleben. Im Geist sind wir auch eine Gemeinde mit denen, die jetzt über das Telefon teilnehmen. "Hast uns heraus gerettet...", wurde der Text des Lieds zitiert. In diesen heißen Sommertagen kommen leider auch vermehrt Badeunfälle vor. Wie gut, wenn es dann einen Rettungsring gibt. Im Geistigen kann das ein Gottesdienst sein. Wieder Frieden und Freude zu erleben. Wir alle miteinander haben ein einmaliges, herrliches Ziel. Warum bin gerade ich erwählt dazu? Das weiß niemand. Aber deine Aufgabe ist es, bereit dazu zu sein: Jesus wird wiederkommen, um die Seinen zu sich zu holen. Nein, die derzeitige Pandemie ist kein Vorzeichen dafür, dass es in diesen Tagen geschehen wird. Aber durch sie wird sich Jesus´ Wiederkunft auch nicht um nur einen einzigen Tag verzögern. Wie sieht es in der Seele aus? Wegen der äußeren Lebensumstände sind wir derzeit möglicherweise nicht gerade glücklich. Das hindert uns aber nicht an der geistigen Verbindung untereinander wie an der zu unserem himmlischen Vater, die größer ist alles Äußere um uns herum.
Damit hatte der Bischof zum eingangs verlesenen Bibelwort für den Gottesdienst übergeleitet: "Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr´s nicht meint." (Mt 24, 44). Termine, die merken wir uns vor, tragen sie im Kalender ein. Angenehme wie Urlaub, Familienfeste, und weniger schöne wie z. B. einen Arztbesuch. Und der Tag des Herrn? Den kann man nicht an einem bestimmten Datum festmachen, wohl aber als maßgeblich für die eigene Grundeinstellung: Unser Herr kommt! Heiniger erinnerte sich an Kindertage. Kam man nach Haus und traf die Eltern nicht erwartungsgemäß an, kam der bange Gedanke, ob wohl der Herr gekommen war, und man selbst? Oder aber, Christi Wiederkunft, ja, aber besser erst doch nach den Ferien ... oder jetzt ganz schnell, damit zu erwartendes Unangenehme erspart bliebe. Gott richtet sich aber keineswegs nach unserer Vorstellung und unserem Zustand.
Was ist es, bereit zu sein, in die Herrlichkeit zu gehen? Das kann man sich in der ganzen Größe gar nicht vorstellen. Heilig - sind wir alle nicht. Heiligkeit schafft Gott. Nicht etwa wir durch unsere Werke. Er macht uns gerecht über den Glauben. Damit ist nicht das "Konfirmandenwissen" gemeint. Vielmehr, wie sieht es mit meinem Vertrauen aus? Auch dann, wenn ich offene Fragen habe. Bereit zu sein für die Herrlichkeit - habe ich ein reines Herz? Bin dankbar für die Gnade, die in Jesus` Opfer liegt? Bin ich bereit, mich zu ändern? Jeder hat ja so seine Gewohnheiten. Man ist halt so... meine Gene, die sind es. Vielmehr hineinwachsen in eine neue Kreatur, das Alte ablegen und etwas Neues annehmen.
Wir durften die Gnade des Heiligen Geistes erhalten. Ihr möchte ich Raum geben. Was bedeutet das? Ich nehme mir die Zeit, um über das Weltgeschehen auf dem Laufenden zu bleiben. Nehme ich mir auch die Zeit, die dann für anderes fehlt, um über meinen Glauben nachzudenken? Ein "Prüfinstrument" dabei ist die Liebe. Die wünscht sich, bei dem zu sein, den man liebt. Will ich bei Gott sein? Wirklich da sein im Gottesdienst? Ich hasse die Sünde - stört sie dich noch? Liebe zu Jesus schließt sie aus. Im eingangs zitierten Lied heißt es weiter: "... Zwar sind wir sehr verschieden... doch stehen wir zusammen, ..." Aus der Liebe heraus geht das. Gerade heute heißt es, bereit zu sein, zu dienen. Für die Kirche zu beten. Äußerlichkeiten können wir nicht ignorieren, aber trotzdem Freude am Evangelium haben und es selbst weitertragen, dazu sind wir, wie es in dem Lied heißt, "als Gemeinde in deinen Dienst gestellt."
Nach Sündenvergebung und Feier des heiligen Abendmahls drückte Urs Heiniger noch einmal die Gewissheit aus: "Der himmlische Vater ist da. Er verlässt uns nicht." Grüße an die wurden aufgetragen, die in diesen Zeiten daran gehindert sind, an den Gottesdiensten teilzunehmen. Bevor man sich draußen vor dem Eingang unter wunderschönen Bäumen im lauen Sommerabend mit dem gebotenen Abstand voneinander verabschiedete, hieß es noch: "Gotteskinder sehn sich nie zum letzten Mal."