Irdischer Abschied von einer lieben Glaubensschwester, Ehefrau, Tante, Groß- und Urgroßtante sowie Nachbarin, die viele gemocht und geschätzt haben und die sich in der Trauer miteinander verbunden fühlen.
So nimm denn meine Hände und führe mich,
bis an mein selig Ende und ewiglich!
Ich kann allein nicht gehen, nicht einen Schritt!
Wo du wirst gen und stehen, da nimm mich mit!
"Ein Silcherle geht immer", sagt man in Schwaben und meint damit den Komponisten Philipp Friedrich Silcher (1789 - 1860), der auch das eingangs zitierte Lied vertont hat, dessen Melodie die Organistin in der Aussegnungshalle zu Beginn spielte hat (Neuap. Gb Nr. 194). Die physisch anwesende Trauergemeinde durfte in Pandemiezeiten nicht mehr als fünfzig Anwesende umfassen. Zu spüren war, dass an diesem sommerlichen Freitagspätnachmittag auch viele in Gedanken teilnahmen, die nicht vor Ort sein konnten.
"Nimm du meine Hände und führe mich, lieber Gott! Genau darauf hat sich Irene Holz, geborene Hagenlocher, bedingungslos eingelassen.", beschrieb Gemeindevorsteher Werner Löhmann, Leiter der Trauerfeier, die innere Einstellung der in die Ewigkeit Gegangenen. In besonderer Ehrfurcht ging sie ihren Glaubens- und Lebensweg durch alle Höhen und Tiefen bis zu dessen Ende. Trauer über den Verlust, aber auch Freude, mit ihr zusammen gewesen zu sein, alles das sind jetzt die Gefühle derer, die sie im Leben begleiten durften. Das war ihr Wunsch gewesen: von Gott geführt zu werden. In der Konsequenz stand am Ende das Zeugnis: "Du aber bist mir gefolgt in der Lehre, im Streben, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe, in der Geduld.", wie Paulus es in seinem Zweiten Brief an Timotheus formuliert (2. Tim 3, 10). Das war das Bibelwort, das der Trauerfeier zugrunde lag, zusammen mit einem weiteren: "In deine Hände befehle ich meinen Geist; ..." (Ps 31, 6). "Irene war sich sicher, Gott würde sie zum Ziel führen, auch durch die Nacht", ging Löhmann noch einmal auf das Lied vom Beginn ein (Vers 4). Auf ihrem Weg dahin war sie nie hochmütig, vielmehr demütig und sanft im Bestreben, Jesus ähnlich zu werden. Dabei getragen von einer Zukunftshoffnung, im Wissen, dass der Tod das Tor zur ewigen Herrlichkeit ist. Irritationen konnten daran nichts Grundsätzliches ändern. "Sie war treu. In Ehrfurcht davor nehmen wir heute Abschied."
Es folgte der Lebenslauf: Geboren 1933 in Gärtringen und dort auch ihr Leben lang wohnend verbrachte sie die längste Zeit ihres Berufslebens bei einer im Computerbereich tätigen Firma in Sindelfingen. Sie mochte ihre Arbeit. 1967 wurde sie zusammen mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder Hans neuapostolisch. Letzterem war sie sehr verbunden. Sein früher Tod im Alter von nur einundvierzig Jahren hinterließ eine große Wunde. In ihrer Kirchengemeinde brachte sie sich zuverlässig und gern mit ein. Viele Jahre lang sang sie freudig mit im gemischten Chor. Verheiratet war sie mit Eugen Holz und beide freuten sich, gemeinsam auf vielen Reisen etwas von der Welt kennen zu lernen. Bis dann ein langer Leidensweg, geprägt von Operationen, Reha-Maßnahmen, Leiden, Hoffen und Bangen begann. Ihre Glaubensgeschwister konnten sie nur bewundern, wie sie trotz aller körperlichen Gebrechen, wenn es nur irgend ging, zum Gottesdienst kam, die letzten Jahre mit Hilfe des Rollators gehend, auf dem sie auch zu sitzen pflegte. Ganz hinten im Kirchenraum hatte der seinen Platz und jeder, der vorbeikam, wurde, sicherlich oft unter Schmerzen, von ihr freudig begrüßt. Da konnte man schon ins Grübeln kommen angesichts der eigenen Problemchen, die man oft so wichtig nimmt. Anfang Juni 2020 kam es zu einem Sturz und in dessen Folge zu einem Krankenhausaufenthalt. Weitere gesundheitliche Probleme kamen dazu. Die Last, die Irene zu tragen hatte, war einfach zu groß geworden. Sie konnte nicht mehr. Ihrem Wunsch entsprechend durfte sie am 24. Juni 2020 friedlich einschlafen.