"Der Tag ist nun vergangen und wird vom Dunkel überweht, am Morgen hast du Lob empfangen, zu dir steigt unser Nachtgebet."
Mit der Melodie dieses Lieds (neuapostolisches Gesangbuch Nr. 325, komponiert von Clement Cotterill Scholefiehl, 1839 - 1904) beendete Orgelspiel die Andacht, wobei, das sei erwähnt, an diesem Abend im Mai bei Sommerzeit das überwehende Dunkel zum Glück noch etwas auf sich warten ließ. "Anbetung, Dank, Preis, Segen, dafür, dass wir deine Kinder sein dürfen.", sollten Gott entgegen gebracht werden, so hieß es im Eingangsgebet von Gemeindevorsteher Werner Löhmann. Das Bibelwort war dem Lukasevangelium entnommen: "Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein." (Lk 12, 34). Der Abschnitt des Evangeliums ist überschrieben: "Vom falschen und rechten Sorgen". Wir stehen in der Welt und haben unsere Bedürfnisse. Und wollen und sollen auch Freude am irdischen Leben haben. Das darf aber nicht dazu verleiten, nicht die richtige Herzenseinstellung zu haben, um ins Reich Gottes zu kommen: Diese kurze Zeit auf Erden nutzen für die Herrlichkeit, wie es in einem Lied heißt. Jesus soll den ersten Platz haben. Dann können wir heute schon Gottes Gerechtigkeit und Gnade erfahren. Den Schwerpunkt richtig setzen und nicht dem eigenen Ellenbogen das Vorrecht geben.
Der Reiche Jüngling damals vermochte das nicht umzusetzen. Alles verkaufen und Hab und Gut den Armen geben? Zu viel verlangt. Löhmann machte bewusst, wie wenig wichtig Menschen, deren Leben bald zu Ende gehen wird, irdische Belange sind. Zufriedenheit und die Gewissheit des ewigen Lebens stehen im Vordergrund. Wünschen, wünschen darf man sich alles: Urlaub, Arbeitsplatz, der passende Partner, das sind berechtigte Anliegen. Wir dürfen uns freuen an dem, was wir im Natürlichen haben. Nur - der Stellenwert muss stimmen. Dazu kann sich jeder in einer ruhigen Minute seine eigenen Gedanken machen.
Ein Priester aus der Gemeinde verwies darauf, dass die eigenen Gedanken, wenn man ihnen mal so freien Lauf lässt, nicht immer gleich zwangsläufig in Richtung ewiges Leben gehen. Sollten sie aber gelegentlich doch. Dazu ist uns der Heilige Geist gegeben. Ein Schatz, der seine besonderen Früchte hervorbringt: Friede, Freude, Dankbarkeit, Treue, Sanftmut...wovon der Teufel nichts wissen will. Und der uns letztlich an unser Glaubensziel bringt, dahin, wo Jesus uns hinholen will.
Vaterunser, Schlussgebet und Orgelspiel (s. o.) beendeten die nunmehr fünfte Abendandacht in Gärtringen in Corona-Zeiten.