Leere Kirchenstühle und trotzdem: Im Geist und mit Herz miteinander verbunden findet sich eine Gemeinde zusammen.
Infolge des durch die Conora-Pandemie bedingten Versammlungsverbots entfallen derzeit die Gottesdienste in den einzelnen neuapostolischen Kirchengemeinden. Der Sonntagsgottesdienst findet zentral statt und ist über das Internet bzw. Telefon zu empfangen. Statt der Wochengottesdienste können Andachten stattfinden, die über besondere Einwählnummern per Telefon gehört werden können. Gemeindevorsteher Werner Löhmann machte von dieser Möglichkeit in Gärtringen Gebrauch. Mit zwei Begleitern war er in die Kirche gekommen. Für Musikbeiträge sorgte eine Organistin. Obgleich die Kirche leer war, "sah" Löhmann, wie er es zu Beginn sagte, die Gemeindemitglieder in den Reihen vor ihm an ihren üblichen Plätzen sitzen. Es war ihm ein tiefes Bedürfnis, wenn auch in ganz anderer Weise als sonst, Gemeinschaft mit den ihm anvertrauten Glaubensgeschwistern pflegen zu können. Er ging auf die im Johannesevangelium (Joh 20, 24 ff) geschilderte Begebenheit mit dem als "ungläubig" bezeichneten Jünger Thomas ein. Wobei das so nicht richtig ist. Aber Zweifel hatte der Jünger an der Auferstehung Jesus´ schon. Thomas wollte Beweise. Der Gottessohn hatte Verständnis dafür. Er ließ ihn die Nagelmale an seinem Körper fühlen. Ein Beweis und die Zweifel wichen dem Glauben. Wir heute verstehen auch Manches nicht. Haben Zweifel - Ist Gott noch da? Dann können auch wir ihn um Hilfe bitten, um unserem Unglauben abzuhelfen. Einem ernsthaften Bemühen wird Gott sich nicht verschließen, so, wie Jesus damals auf Thomas` Zweifel einging und sie auszuräumen vermochte.
Ein Gärtringer Priester freute sich in seinem Beitrag zur Andacht, wie auch der Vorsteher, darüber, dass sich so viele eingewählt hatten. Mindestens so viele wie üblicherweise die Wochengottesdienste in Gärtringen besuchen, denn es war davon auszugehen, dass die Zahl der Zuhörer größer war als die der Eingewählten. Sicher saßen manche von ihnen nicht allein an ihrem Telefon. "Wenn wir räumlich nicht zusammen sein können, so beten wir doch füreinander und versuchen, auf diese und andere Weise Gemeinschaft zu pflegen, auch wenn diese physisch derzeit nicht möglich ist."
"Danke, dass ihr da wart bei diesem Zusammensein der besonderen Art", so Löhmann zum Schluss, bevor er das Vaterunser und noch ein Gebet sprach. "Ich wünsche euch einen schönen Abend, auf Wiedersehen und, bleibt gesund!"