"Ich glaube fest?" - "Ich glaube fest!"
Das Bibelwort für den Gottesdienst war Paulus´ Brief an die Römer entnommen: "Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei." (Röm 14, 9).
Der gemischte Chor unter Leitung von Markus Herr hatte zu Beginn das Lied "Ich glaube fest, dass alles anders wird,..." (Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 332, Text Martin Bogdahn, geb. 1936) mit Klavierbegleitung vorgetragen. Nach einem "Herzlich willkommen" an die Gottesdienstbesucher in Tübingen, dorthin waren auch die Glaubensgeschwister aus Ammerbuch-Pfäffingen und Rottenburg eingeladen, sowie an die in Herrenberg Versammelten sprach der Bezirksapostel Gedanken an, die man sich sicher auch im Vorfeld eines solchen Gottesdienstes macht. Jeder hat Vorfahren, darunter sehr viele, die er nicht einmal mehr persönlich kennt, allenfalls noch vom Hörensagen. Jeder hat damit auch eine Verbindung in die Ewigkeit. Die Seelen dort haben vielleicht den Wunsch, näher zu Gott zu kommen. Als "freundliche Einladungen" könnten die Fürbitten ihrer Nachfahren ihnen bei diesem Schritt entgegen kommen.
"Ich glaube fest...", das ist schnell gesagt, aber, ist es so? Der Glaube ist ein Geschenk Gottes. Zwar müssen wir selbst die Entscheidung treffen, zu glauben. Damit nehmen wir ein göttliches Angebot an. Das weit über das Irdische hinausreicht. Wobei uns die Ewigkeit zu Lebzeiten verschlossen ist. Was wir wissen ist, dass es eine jenseitige Welt gibt, in der die Seelen Gott nahe sind oder auch nicht. Gott schenkt hier wie dort Heil durch das Amt, so dass heute im Gottesdienst suchende Seelen die Sakramente empfangen und Heil erfahren können.
Voraussetzung dafür, errettet zu werden, ist der Glaube, der vielen verloren gegangen ist. Er richtet sich auf Jesus Christus, so, wie ihn uns die Heilige Schrift beschreibt: Geboren von einer Jungfrau, in wenigen Jahren den Menschen das Evangelium verkündend, gestorben, auferstanden, gen Himmel gefahren und zur Rechten Gottes sitzend. Der wiederkommen wird, um die Seinen zu sich zu nehmen. Als Sohn Gottes wahrer Mensch und Gott. Ein großer Lehrer, der über allem Leben steht. Ist das so in meinem Herzen lebendig? Oder ist es in den Jahrzehnten meines christlichen Lebens zur Gewohnheit geworden. Es gilt, das für sich immer wieder zu überprüfen - Ist Christus mein Retter und Heiler? Man kann heutzutage viele Bedenken haben angesichts der herrschenden politischen, ökonomischen und ökologischen Verhältnisse. Man kann für Vieles und gegen Vieles etwas tun und sollte das auch. Aber man muss sich nicht fürchten. Jesus ist und bleibt Retter und Heiland. Heil, das bedeutet die Wiederherstellung eines ursprünglich guten Zustands. Dazu ist Christus gestorben.
"Ich glaube fest..." Das heißt, an die Vergangenheit zu glauben wie auch in der Gegenwart Vertrauen zum Herrn und auf seine Liebe zu haben. Paulus hat das Hohelied der Liebe formuliert (Röm 13, 1 ff). Gott ist die Liebe. Jesus war die personifizierte Liebe. Die machte ihm seinen Opfertod am Kreuz möglich. Dieses Opfer war nicht für die Masse Mensch bestimmt, sondern für dich und mich ganz persönlich. Aus Zuneigung zu jedem einzelnen Menschen. Der Glaube daran führt zum Vertrauen auf die Lehre, die uns den Weg zur himmlischen Heimat weist. Auch wenn der durch Niederungen und Nöte geht, ist göttliche Liebe da. Wenn alles immer nur schön wäre, dann wäre es einfach. Ist es aber nicht. Denken wir an die Christenverfolgungen früherer Zeiten, auch in unseren Breiten. Bis heute gibt es Christen auf der Welt, die Repressalien wegen ihres Glaubens ausgesetzt sind. Das "Ich glaube fest..." bekommt da eine ganz andere Bedeutung. Es ist eine Herausforderung, auch dann an die Allmacht Gottes zu glauben, wenn mir mein Weg gerade gar nicht gefällt.
Vertrauen erschließt uns eine Zukunftsperspektive: Ich bin bei euch und komme wieder, um euch zu mir zu nehmen. Der Maßstab für uns ist, dass Christus Herr ist über Tote und Lebende. Dann lasse ich mich von ihm führen. Nehme seine Gebote ernst. Höre auf sein Wort. Bitte um seine Gnade und erlebe sie nicht wie ein bloßes Ritual. Nehme mir Jesus als Vorbild und richte mich aus auf seine Wiederkunft. Das gilt für alle Seelen, hier wie drüben. Manche hatten auf Grund ihrer Lebensumstände nie die Möglichkeit, zu Lebzeiten von Jesus Leben, Wirken, Sterben, dem Weg zu Gott zu erfahren. Manche waren in ihren Traditionen gefangen. Bis heute gibt es Länder, in denen das Christentum eine verbotene Religion ist. Aber für jeden gibt es Heil nur in Christus. Unsere Gebete können eine freundliche Einladung zu ihm hin sein. Mitgefühl kann Herzen berühren und Wege frei machen. "Das wünsche ich uns für diesen Gottesdienst: Viel Heil, Erlösung und dass wir und andere den Herrn annehmen können im festen Glauben an das gemeinsame Ziel."
Es waren auch viele Apostel, Bischöfe, Bezirksleiter und deren Vertreter aus der Gebietskirche Süddeutschland zum Gottesdienst nach Tübingen gekommen. Einer von ihnen war Bischof Paul Hepp (München). In seinem Beitrag zum Gottesdienst wies er darauf hin, dass sich ein fester Glaube in einer Überzeugung äußert. Wobei mancher nur schwer von seiner eigenen ablassen kann. Bist du überzeugt, dass Christus für dich persönlich gestorben ist? Das zeigt sich in unseren Gedanken, in unserem Reden und in unserem Handeln. Jesus` Liebe ist größer als menschliche. Nur dadurch war sein Opfer möglich. Er gibt niemanden auf. "Lasst diese Liebe immer mehr in unser persönliches Umfeld hinein strahlen."
Apostel Jürgen Loy erinnerte an die Geschehnisse in Betanien (Joh 11, 20 ff). Lazarus war gestorben. Seine Schwester Marta war sich sicher, das wäre nicht geschehen, wäre Jesus da gewesen. Sie hatte einen festen Glauben. Der Gottessohn verwies darauf, dass er die Auferstehung und das Leben ist. Glaubst du das? Das war seine Frage an Marta. Bei dieser Frage sind wir in einem Grenzbereich für unseren Verstand. "Ja, ich glaube fest, dass alles anders wird durch die Sakramente. Gott ist Herr über Leben und Tod. Das gilt auch für die Seelen im Jenseits. Mögen auch sie glauben können, dass alles anders wird."
Durch jede Feier des Heiligen Abendmahls soll alles anders werden, so Michael Ehrich weiter. Wir kommen immer wieder in Sünde und Schuld. "Dir sind deine Sünden vergeben. Alles wird anders. Glauben wir das!"
Im Anschluss an die Feier des Heiligen Abendmahls wurden an einen Apostel und an einen Bischof, stellvertretend für die Seelen aus der Ewigkeit, durch den Bezirksapostel die Sakramente gespendet: Die Taufe durch Wasser und Geist sowie das Heilige Abendmahl als Gemeinschaftsmahl untereinander. Die Handlungen zwar äußerlich sichtbar, aber alles, was die jenseitige Welt anbetrifft, bleibt Glaubenssache. Womit sich der Kreis schloss: "Ich glaube fest, ...".
"Es ist ein Born, draus heil`ges Blut für arme Sünder quillt.... " war zum Ausklang der Spendung der Sakramente von der Orgel (Klausjürgen Zahn) zu hören. (Komponist: Wolfgang Lack, Choralvorspiele für Orgel Band I, Bischoff-Verlag)
"Frieden und Freude hier wie in der geistigen Welt, das soll unser Wunsch sein. Dankbarkeit für die göttliche Liebe und die Bitte, komm, Herr Jesus, sollen uns einen.", hieß es zum Schluss des Gottesdienstes vom Bezirksapostel, der sich danach für offene Herzen bedankte und noch einmal Grüße nach Herrenberg schickte.