Leider - ein Bass, ein Sopran und eine Altstimme weniger im gemischten Chor - wo ist bloß die Zeit geblieben?
"Schon wieder ist Advent", so Gemeindevorsteher Werner Löhmann zu Beginn des Gottesdienstes am Morgen. "Hin und wieder macht man sich dann schon mal Gedanken, an das was war, und gleichzeitig steht man in adventlicher Erwartung..."
Das schwang noch mit, als es später, nach dem Gottesdienst, hieß: "Und jetzt wird Advent gefeiert!" Gekommen waren auch viele ehemalige Gärtringer, Freunde und Gäste der Glaubensgeschwister. Im Foyer der Kirche war bereits alles gerichtet für das spätere gemeinsame Mittagessen. Wir sind in Schwaben, daher sollte es Maultaschen und Salat geben. Und mindestens vor und an Weihnachten darf auch südlich der Mainlinie ohne schlechtes Gewissen geschlemmt werden. Desserts und sonstiges Nahrhafte an Süßem waren aufgetischt worden.
Aber vorher hatte sich Löhmann einer Aufgabe zu entledigen, die ihm Probleme machte: "Elfriede, Waltraud und Willi muss ich aus dem Chorleben verabschieden." Er bat alle drei nach vorn zu sich an den Altar, grübelnd, wie lange mögen sie wohl schon mitsingen im Gärtringer Chor? Den kirchlichen Unterlagen hatte man keine verlässlichen Angaben dazu entnehmen können. Drei Fragezeichen also. Der Vorsteher musste seine eigenen Erinnerungen bemühen. Im letzten Jahr hatte er sein 25-jähriges Jubiläum als Vorsteher der Gemeinde Gärtringen gehabt. Und davor war er dort Orgelspieler und Dirigent des gemischten Chors gewesen. Alles schon eine ganze Weile her...
Die drei hatten zu der Zeit schon lange im Chor mitgesungen. Wenn dem jungen Dirigenten gelegentlich etwas bänglich wurde, wenn er sich auf seinem Weg von Nufringen, wo er wohnt, den Buckel nuff nach Gärtringen befand, um dort seine Aufgabe zu erfüllen, dann dachte er unter anderem an die drei als "sichere" Bank im Chor. Damals war`s, noch in der alten Gärtringer Kirche im Wolfäckerweg.
"Ich danke euch für eure aktive Mitarbeit, eure Freude am und eure Liebe zum Chor.", hieß es jetzt im 20. Jahr des 21. Jahrhunderts. "Gäbe es einen Pokal für regelmäßige Gesangstundenbesuche, ihr hättet ihn mehr als verdient. Ein Vorbild seid und bleibt ihr. Von meinem Herzen soll die Freude darüber in eure Herzen gehen!" Und ganz leise wurde ausgesprochen, dass, um aus dem Trio ein Quartett zu machen, einer immer noch mit dabei und nicht vergessen sei, der Tenor Hans, Ehemann von Waltraud, vor vielen Jahren leider schon in die Ewigkeit gegangen. Ehe es zu gefühlig wurde, forderte der Vorsteher von seiner Gemeinde "kräftigen Applaus", nicht vergeblich. Natürlich gab es auch Blumen und anderes von den Gärtringer Glaubensgeschwistern, vertreten durch zwei Dirigentinnen des Chors.
Anschließend folgte der Dank an alle in der Gemeinde, in der jeder auf seine Weise mitarbeitet: "Ohne euch wäre ich nichts! Ich wünsche euch für die kommende Zeit alles Gute." Ein guter Vorsteher ist auch ein guter Organisator. Also kam die Bitte, doch schon mal alles fürs gemeinsame Mittagessen und das spätere Kaffeetrinken in der großen Runde mobiliarmäßig herzurichten. Im Klartext, in der Kirche umzuräumen und Tische aufzustellen. Solange sollte noch ein Weihnachtslied gesungen werden. Offensichtlich waren die musikalischen Ambitionen im Publikum stärker als die zum Möbelrücken: Alle sangen erst einmal laut und kräftig drei Strophen von "Ihr Kinderlein kommet...", Liedwunsch eines der Kinder.
Danach ging es aber ans Werk. Tische und Stühle herein- und herumgetragen, eingedeckt und dekoriert. Wenn so viele mit anfassen, alles kein Problem. Neben Speis und Trank folgten im weiteren Verlauf dann noch mehr Musik, Unterhaltung und Bescherung. Dazu sollen die Bilder sprechen.