Öffentliche Generalprobe des Sinfonieorchesters der Neuapostolischen Kirche Freiburg/Tübingen
Die diesjährigen Konzerte des Sinfonieorchesters werden in Schwenningen und in Reutlingen stattfinden. Damit die Glaubensgeschwister im Bezirk Tübingen auch vor Ort etwas geboten bekamen, wurde erstmals die Generalprobe zu einer öffentlichen gemacht. Jeder war eingeladen, sich den Sonntagnachmittag musikalisch verschönern zu lassen und den nassen, dunklen November draußen zu vergessen.
Fast pünktlich um 16.00 Uhr begrüßte Orchesterleiter Roland Wintzen die Gäste: "Liebes Publikum, herzlich willkommen. Ich versuche es mal ohne Mikrofon. Denen, die das jetzt als zu leise empfinden, kann ich versprechen, dass es noch sehr viel lauter werden wird." Er berichtete von der Probenarbeit. Die Musiker hatten seit dem Sommer immer mal wieder zusammen geübt, zuletzt am vorhergehenden Freitag und Samstag jeweils von 11.00 bis 17.00 Uhr, und nun gab es die Generalprobe als Mischung von Probe und Konzert. Von den 70 Musikern darf man einige noch als dem Nachwuchs zugehörig bezeichnen. Und auch darum ging es - jeder Interessierte, ob groß oder klein, besonders wenn er selbst ein Instrument spielt, durfte sich unter die Musiker oder direkt daneben setzen, um das Erlebnis zu haben (und auf den Geschmack zu kommen), wie sich Musik mitten im Klangkörper sitzend den Sinnen mitteilt. Davon wurde gern Gebrauch gemacht.
Vor den einzelnen Stücken des Konzertprogramms gab der Dirigent jeweils eine kurze Einführung. Zuerst kam von Felix Mendelssohn-Bartholdy die Ouvertüre "Ruy Blas" c-Moll, op. 95. Eine Auftragsarbeit, es sollte Musik zu einem Schauspiel von Victor Hugo sein. Letzteres fand der Komponist schlicht abscheulich. Er versuchte es mit der Ausrede, keine Zeit zu haben. Vielleicht dann wenigstens eine Ouvertüre? Schlecht abzuschlagen, Kunst muss auch nach Brot gehen. Also in Minimalzeit von drei Tagen, zwischendurch noch zwei Konzerte geben, eine Ouvertüre komponieren, die, wen wundert es, "null mit dem Inhalt des Schauspiels zu tun hatte". Jetzt konnte es in der Kirche losgehen mit der Musik, noch einmal die Instrumente gestimmt ... und es wurde richtig laut.
Es folgte von Joseph Haydn das Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur. Es war seinerzeit das erste in seiner Art. Man kannte damals nur Trompeten ohne Klappen und Ventile. Die Instrumente gaben daher auch nur maximal die Hälfte aller Töne her. Einem tüftelnden Trompeter ließ das keine Ruhe. Er bastelte und bastelte und als Ergebnis gab es eine "richtige" Trompete. Die konnte auch Halbtöne. Den Komponisten faszinierte das so, dass er extra für diese Erfindung und den fleißigen Bastler ein Konzert schrieb: "Eine Technikshow für das Instrument", wie Wintzen sagte. Das Orchester spielte jetzt in kleiner Beisetzung. Und der Solist kam dazu, Hagen Rauscher. "Immer noch sehr jung, auch wenn er gerade Geburtstag gehabt hat.", hieß es. (Wenn der Chronist richtig gerechnet hat, damit jetzt 19 Jahre alt!). Inzwischen war es im Publikum voller geworden. Viele hatten wohl doch erst noch den Sonntagskaffee oder den mittäglichen Schlaf mitgenommen. Und es hatte sich gelohnt zu kommen - andächtiges Staunen machte sich breit beim Trompetensolo. Viele im Publikum zückten ihr Smartphone, um den Klang für sich festzuhalten. Aus so einem kleinen Instrument diese Töne! Der Künstler aber war noch nicht ganz zufrieden. Da es die Generalprobe war, kein Problem, einige Takte zusammen mit dem Orchester noch einmal zu spielen.
Wiederum in voller Besetzung folgte nun von Antonín Dvořák die Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88. Von Johannes Brahms seinerzeit als, dem Sinne nach zitiert, ein Wahnsinn an Vielfalt von Melodien kommentiert. Antonín Dvořák hatte sich in seiner böhmischen Heimat im eigenen Wald ein Refugium gebaut oder bauen lassen, wohin er sich zurückzog und komponierte. Gut vorstellbar, dass ihn die Atmosphäre dort besonders inspiriert hat. In der Sinfonie geht es von melancholisch bis freudig; Schmerzliches, umgesetzt in Musik, im 3. Satz dann Anklänge an die Ballettmusik Peter Tschaikowskys, mit dem der Komponist befreundet war. Im 4. Satz Lautmalerei über ein Volksfest, zu dem die Trompeten rufen, eine feierliche bis aufgeregte Stimmung, ein Querflötensolo, und schließlich, allmählich sind alle müde getanzt, es wird leiser, vielleicht macht jemand schon mal das Licht aus und dann, bevor alle fast eingeschlafen sind - kommt ein furioser Schluss.
Nach viel Applaus zwischendurch gab es jetzt den großen am Ende der Vorstellung. In der Tübinger Kirche ging ein höchst musikalischer Familiennachmittag zu Ende, an dem Klein und Groß ihre Freude gehabt hatten. Auch die ganz Kurzen, die überall, unten wie auch oben auf der Empore, natürlich dabei in Nähe der Eltern, herumwuselten. "Nehmen Sie den Schwung mit nach Haus. Vielleicht machen wir so etwas im nächsten Jahr wieder.", verabschiedete sich Roland Wintzen." Es folgte noch seine herzliche Einladung zu den beiden "richtigen" Konzerten:
Samstag, 09. November, 18.00 Uhr, Neuapostolische Kirche Schwenningen,
Schopfelenstr. 37
Sonntag, 10. November, 18.00 Uhr, Neuapostolische Kirche Reutlingen, Dürrstr. 15.
Der Eintritt ist jeweils frei.