Leider kamen nur wenige mit, aber die haben viel gelernt.
Wir sind in Schwaben - Obwohl es nur fünf angemeldete Kinder gab, fand der Ausflug statt. Die Anmeldung war verbindlich gewesen und auch bei einer Absage hätten die gebuchten vier Stunden bezahlt werden müssen. Aber, wer mitgefahren ist, konnte sich freuen. Wer nicht, hat Wesentliches verpasst. Das folgt aus dem Bericht einer der Glaubensschwestern vom Kids-aktiv-Team:
Obwohl es nur fünf angemeldete Kinder gab, sind wir nach Stuttgart gefahren. Wir, das waren sieben Erwachsene und fünf Kinder, die einen wunderschönen, interessanten Tag im Wald erlebten. Das Haus des Waldes liegt unweit vom Fernsehturm und gut einen Kilometer
von der U-Bahnstation Waldau entfernt, mitten im Wald. Zur Begrüßung stellten wir uns hinter dem Haus unter strahlend blauem Himmel im Kreis auf. Frau Leiteritz, die uns durch diesen Tag führte, stellte sich vor und bat uns, reihum solle jeder nun erzählen, was er mit Herbst verbindet. Da kam allerhand zusammen: Die gute frische Luft, die bunten
Bäume, der Wechsel zwischen Regen und Sonnenschein, das Vergehen der Dinge, um wieder neu zu entstehen, die kurzen Tage und die langen Nächte.
Anschließend stapften wir quer durch den Wald auf ein kleines Wiesengrundstück. Dort breitete Frau Leiteritz eine Decke aus. Sie legte acht verschiedene Fundstücke aus dem Wald darauf und ließ die Kinder erläutern, um was es sich da handelt. Es waren Blätter, Früchte und ein Stück Baumrinde. Nun wurde das Tuch zusammengeschlagen. Die Fundstücke waren jetzt verborgen und jedes Kind machte sich auf den Weg, genau diese
Gegenstände selbst zusammenzusuchen, ein Memory also. Auf dem darauf folgenden "Sinneswandel-Weg" war zu sehen, wofür man Holz so im Alltag verwendet. Jeder zählte einen Holzgegenstand auf, den man bei sich zu Haus benutzt. Danach konnten wir den Wald mit verbundenen Augen erleben. Dieses Tasten durch den Wald hat neue Eindrücke
hinterlassen.
Gegen 12.30 Uhr meldete sich langsam der Hunger. Doch wo soll man mitten im Wald gemütlich hinsitzen und sein Vesper genießen? Da hilft nur eines: Wir bauen uns unser eigenes "Waldsofa". Alle packten mit an und sammelten große und kleinere Äste zusammen, legten damit ein Quadrat an und stapelten die Holzteile so übereinander, dass man darauf sitzen konnte. Nun wurde das Vesper ausgepackt. Das schmeckte hier
natürlich besonders gut. Neu gestärkt ging die Walderforschung weiter. Frau Leiteritz gab jedem verschiedene Nadelzweige in die Hand, ließ die Unterschiede entdecken und die Namen der Nadelhölzer erraten. Schließlich bemerkten wir die unterschiedlichen Düfte und stellten beim Biss auf die Nadeln fest, dass eine Weißtanne und eine Douglasie nach
Orangen schmecken. Fichtennadeln hingegen erinnern an Badezusatz.
Schließlich führte uns der Weg in ein Gelände, in dem vor unserer Ankunft verschiedene Waldbewohner aus Holz versteckt wurden. Frau Leiteritz machte den Kindern bewusst, dass man schon ganz still sein muss, wenn man Tiere im Wald entdecken möchte. Sie bat uns, in dieser Stille nun hintereinander her den Pfad entlang zu gehen, von dem aus die Tiere zu sehen sind. Jeder sollte für sich zählen, wie viele Tiere er entdeckt hat und die Fundstellen für sich behalten. Mucksmäuschenstill, mit aufmerksamem Blick stapften alle hintereinander her. Es waren elf Tiere zu entdecken. Auf dem Rückweg wurden diese eingesammelt und zusammen auf den Waldboden gelegt. Die Teilnehmer standen im Kreis
darum herum, legten die Hände auf den Rücken und schlossen die Augen. Jeder
erhielt nun einen Gegenstand in die Hand, den es zu ertasten und, der Reihe nach, zu beschreiben galt. Wir staunten nicht schlecht, als wir uns die Gegenstände ansahen, die wir da in die Hände gedrückt bekommen hatten: Ein Stück Dachsfell, einen Reh-Kieferknochen, einen Hasenfuß, das Geweih (Jägersprache Gehörn) eines Rehbocks, verschiedene Vogelfedern, einen Reh-Rückenknochen, ein kleines Stück Fell vom Reh und Fell vom Wildschwein und ein wunderschönes Stück Fuchsfell. Jeder hatte genügend Zeit, die Teile in die Hand zu nehmen und zu bewundern. Das war sehr beeindruckend. Vorsichtig wurden die Stücke in ein Säckchen gepackt.
Schon zog Frau Leiteritz den nächsten Beutel aus ihrem Rucksack. Dieses Mal erhielt jeder von uns eine weiße Karte, auf der zwei Streifen von doppelseitigem Klebeband angebracht waren. Nun galt es Blätter, Moos, Rinde, Beeren, Blumen und Gräser zu sammeln und auf die Karte zu kleben. So entstanden schöne Waldpostkarten.
Zum Schluss wurde exklusiv für uns das "Haus des Waldes" geöffnet, das eigentlich samstags Ruhetag hat. Wir durften uns aber umschauen und auch dort auf Entdeckungstour gehen. Hier lässt sich der Wald mit all seinem Leben, mit seinen Schönheiten und seinen Problemen interaktiv erleben. Eine Ausstellung, die staunen lässt und zum Nachdenken anregt. Total beeindruckt, begeistert vom Wald und überwältigt von dessen Vielfalt und seinem Einfluss auf unser Leben verabschiedeten wir uns nach fast fünf Stunden von Frau Leiteritz und stiegen nach kurzem Zwischenstopp auf einem Spielplatz wieder in die
U-Bahn ein.
Es ist sehr, sehr schade, dass dieses tolle Erlebnis nur so wenige Kinder miterlebt haben.
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