Die Öffentlichkeitsbeauftragten und ihre PartnerInnen kamen im nordöstlichen Teil des Apostelbereichs Freiburg/Tübingen zusammen.
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt, noch träumen Wald und Wiesen;
bald siehst du, wenn der Schleier fällt, den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt in warmem Golde fließen.
(Eduard Mörike, 1804 - 1875)
Genau so einen Morgen hatten die Teilnehmer erlebt, die von Süden über die A 81 nach Norden gefahren waren. Gegen 10 Uhr trafen nach und nach - inzwischen strahlte die Sonne vom Himmel und es sollte ein "goldener" Tag werden - alle in der Gemeinde Gärtringen ein, wo ein zweites Frühstück auf sie wartete. Nachdem nicht mehr die Gefahr bestand, dass jemand entkräftet von der zum Teil langen Anreise den Anforderungen des Tages nicht gewachsen sein würde, versammelte man sich im Kirchenraum. Hirte Rudi Srock, Bereichsbeauftragter für Öffentlichkeitsarbeit, begrüßte seine Mitstreiter und sprach ein Gebet, denn Gottes Schutz und Segen sind für das Gelingen eines Tags unverzichtbar. Er erinnerte an einen Glaubensbruder aus diesem Kreis, der im vergangenen Jahr in die Ewigkeit gegangen ist und an den alle gern zurückdenken. Noch eine kurze Information über personelle Veränderungen in der Stuttgarter Verwaltung, soweit sie die Öffentlichkeitsarbeit betreffen, und alle guten Wünsche für den gemeinsamen Tag folgten. Applaus dafür gab es. Ach ja, vom "Chef" wurden auch noch Goldstücke als Dank für die verdienstvolle Tätigkeit seiner "Mitarbeiter" verteilt. Danach kehrte man noch einmal zurück zu Speis, Trank und unterhaltsamem Miteinander.
Nicht mehr allzu lange, denn es sollte weitergehen. Um den Schönbuch herum, am Kloster Bebenhausen vorbei in die Universitätsstadt, die Namensgeberin des gastgebenden Bezirk Ist. Pünktlich um 12 Uhr wartete Bischof i. R. Georg Kaltschmitt bei der Tübinger neuapostolischen Kirche, denn er hatte sich dankenswerterweise bereit erklärt, die Besucher über die mit Bauhausstilelementen im Jahr 1931 errichtete Kirche zu informieren. Er kenne jemanden, für den diese Kirche erklärtermaßen die schönste in der Gebietskirche Süddeutschland sei, "an der Stelle neige er nicht zum Widerspruch", hieß es. Selbst die "Einheimischen" konnten bei der Kirchenführung noch für sie Neues erfahren vom Bischof, der in dieser Kirche getauft und konfirmiert worden ist. Zum Beispiel, dass bei der im Jahr 2004 erfolgten Renovierung im alten Stil alles, was - der Zweckmäßigkeit geschuldet - neu hinzukommen musste, in Schwarz gehalten ist. Bestuhlung und Anzeigetafeln, zum Beispiel. In den 1960er Jahren hatte man das Gebäude dem damaligen Zeitgeist entsprechend "verunstaltet". Teppichboden aufgeklebt auf gebrannte Asphaltplatten, die jetzt wieder zu sehen sind. Glücklicherweise hatte die Herstellerfirma tatsächlich noch einen Restposten, als es mit der letzten Renovierung darum ging, nach Möglichkeit den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Grundriss der Kirche ist ein Kreuz. Beeindruckend die 2004 im alten Stil wiederaufgebaute Orgel. Unter den Besuchern fand sich auch ein Organist, der sich an den Spieltisch heranwagte, nach und nach mutiger wurde, bis ein gewaltiges nicht enden wollendes Fortissimo für den Ausklang sorgte. Und, um die Akustik weiter zu testen, fand sich auch ein Chor (fast) zusammen, sagen wir mal, ein Haupt- und ein Nebenchor, nebst Dirigenten. "Der Herr ist mein Licht und ist mein Heil..." (Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst, Nr. 162, Text nach Ps 27, 1 - 4), erklang es, von Herzen gesungen.
Jetzt ging es hinauf auf die Empore. Früher hatte auf deren rechtem Teil der Chor gesessen, der jetzt seinen Platz im Kirchenschiff hat. Damals saßen dort dichtgedrängt 80 Sänger. Insgesamt hatte die Kirche 800 Plätze, seit der Renovierung 2004 sind es noch 450. Wer damals mitsingen wollte, der musste erst einmal vorsingen. Es gab strenge Aufnahmekriterien. Heute sind es einschließlich der rund 25 Studenten, die insbesondere bei den Wochengottesdiensten den Chor verstärken, 60 SängerInnen. Besichtigt wurde noch die frühere "Mesnerwohnung". Sie befindet sich in einem Anbau. Jetzt ist dort u. a. die Sakristei. Mit einem Eckfenster, für damalige Zeiten eine Neuheit. Danach wurde das Gartengeschoss besichtigt. Das ist heute sozusagen das "Gemeindehaus", mit einem großen Saal und einer Küche. Von dort ging es hinaus in den großen Kirchengarten, zum Glück kein Parkplatz geworden. Zum Schluss wurde noch von der Straße aus die Vorderfront der Kirche erläutert und dann war es Zeit - für den Dank an den Bischof und den Fußweg zur Eberhardbrücke, vulgo Neckarbrücke.
An diesem Tag nicht ganz einfach. Tübingen hat viele Partnerschaften mit anderen Städten. Perugia und Aix-en-Provence pflegen sie besonders. Deshalb gibt es einmal im Jahr einen mehrtägigen gemeinsamen Markt in Tübingen, an dem sich alle drei Städte mit ihren speziellen Angeboten beteiligen. An diesem Samstag, bei dem Wetter waren natürlich Menschenmassen zu erwarten. Half nichts, um 14. 00 Uhr sollte die Altstadtführung mit Bezirksevangelist i. R. Manfred Bayer am Taubenturm auf der Neckarinsel losgehen. Tat sie auch, denn die Truppe blieb trotz Gedränges halbwegs beisammen und niemand ging verloren. Zum Durchschnaufen lief man, herrlich von Manfred Bayer im Schatten geführt, ein Stück auf der Platanenallee auf der Neckarinsel. 200 Jahre alte Bäume säumten den Weg. Tübingen, die alte Universitätsstadt, in der sich bodenständige Wengerter und aus deren Sicht abgehobene Intellektuelle, die Professoren und sonstigen Gelehrten von der Universität und vom Ev. Stift, miteinander arrangieren mussten, die einen in der Oberstadt, die anderen in der Unterstadt lebend. Half nichts, man musste miteinander auskommen und tat das auch. Zum Glück wurde Tübingen im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört und alles, was in der Altstadt an Häusern ersetzt werden musste oder auch jetzt noch neu gebaut wird, muss im alten Stil geschaffen werden. Manfred Bayer hatte gleich zu Beginn versprochen, dass er Möglichkeiten kenne, dem größten Getümmel durch Nebengassen entgehen zu können. Er hielt sein Wort. Und selbst im Zentrum des Geschehens, auf dem Markt beim Rathaus, fand sich noch ein Eckchen, an dem man seine Erläuterungen zu dem Bauwerk akustisch gut verstehen konnte.
Durstig geworden und doch etwas ins Transpirieren gekommen gelangten alle, sicher geführt, am Ende der Altstadt an. Zwischendurch hatte Manfred Bayer die schwäbischen Dichter erwähnt, die mit der Geschichte Tübingens verbunden sind, Friedrich Silcher, noch heute als Textdichter im Gesangbuch zu finden, Ludwig Uhland und der eingangs zitierte Eduard Mörike. Dessen "Septembermorgen" erlebten die Besucher in sengender Mittagshitze von Manfred Bayer so wunderbar vorgetragen, dass die Tageszeit in Vergessenheit geriet. Dafür und überhaupt ein herzliches "Danke" an ihn. Er hat dafür gesorgt, dass mancher Teilnehmer erstaunt feststellen konnte: Tübingen ist doch mehr als die Umgehungsstraße drum herum.
In einem Eiscafé am Rand der Altstadt fanden sich trotz des Massenandrangs, o Wunder, so viele freie Plätze, auch noch an drei Tischen nebeneinander, dass die Gruppe bei kühlenden Getränken noch ein Weilchen zusammen verschnaufen konnte. Danach fiel der Fußweg zu den bei der Kirche geparkten Pkw gar nicht mehr schwer. Dieses Mal auf der anderen Seite um den Schönbuch herum ging es zur Schlusseinkehr in einem Café in der Herrenberger Altstadt. Der ÖA-Partnertag 2019 ist damit Geschichte, aber, wie Rudi Srock versprach, auch im Jahr 2020 soll es wieder ein Treffen geben.