Einundsechzig Anmeldungen hatte es gegeben, und mindestens ebenso viel Gäste
waren der Einladung der Seniorenbeauftragten des Bezirks Tübingen für die Gäugemeinden, Renate Wießner, zum inzwischen schon traditionellen Grillnachmittag auf einem Bondorfer Aussiedlerhof gern gefolgt.
Leichter Wind wehte am ursprünglich angedachten Grillplatz vor der Rückseite der Scheuer. Daher sollte deren hinteres Tor geschlossen werden, damit drinnen auf den Sitzplätzen niemand Zug bekam. So musste noch ganz schnell vor Beginn mit den Grills nebst Zubehör vor die Scheune umgezogen werden. Alles kein Problem. Unter Einsatz einer Wasserwaage wurde von den Experten auch dafür gesorgt, dass am neuen Standort nichts schräg stand. Schließlich sollte sich das Öl zum Braten auf den Blechen gleichmäßig verteilen können.
Renate läutete mit einer Kuhglocke, um sich Gehör zu verschaffen. So konnte sie - fast - pünktlich mit der Begrüßung anzufangen: "Schön, dass ihr alle gekommen seid. Na ja, und fürs Wetter haben wir alle gebetet.", hieß es. Das war nach dem einen oder anderen Gewitter im Gäu am späten Sonntagabend optimal - keine pralle Sonne, kein Regen, was will man mehr. Priester i. R. Dieter Schwarz sprach ein Gebet. "Wir freuen uns, dass wir Gottes Kinder sind!", hieß es. Nicht vergessen wurde, auch für die zu bitten, die nicht -
mehr - hatten kommen können.
Dahinstehen kann, wer der älteste Teilnehmer war. Fest steht, wer der Jüngste war: Ein (noch) "Kurzer", der zusammen mit seiner Mutter gekommen war und der sofort das Landleben auf dem Hof erforschte. Renate brachte ihm eine zu seiner Größe passende Schubkarre und los ging es. Erst mal ward er nicht mehr gesehen. Jetzt wurde erst einmal gesungen: "Freut euch des Lebens..." mit Akkordeonbegleitung. Während die Grills angeheizt wurden, wurde vorgelesen, mal auf Schwäbisch (Renate), mal ohne Dialekt (Gerlinde Kleemann), und die Wartezeit verging rasch. Zu hören war von der trauernden Witwe, deren Gatte gerade verstorben war. Sie wollte eine Anzeige schalten, Text: Josef ist tot. Ja, mehr an Worten könne sie sich nicht leisten. Die Zeitungsmitarbeiter sammelten für einen ausführlicheren Nachruf. Das Angebot wurde gern angenommen. Gewünscht war der Zusatz: "Moped zu verkaufen." Danach wurde der "Krug zum grünen Kranze" besungen, bevor es noch einen Witz gab: Die Oma lobt die Enkelin, die artig jedes Mal ein Tischgebet spricht, wenn sie bei ihr ist und es etwas zu essen gibt. Ob sie das zu Haus auch mache? "Nicht nötig, da weiß ich ja, was ich bekomme."
Ein Sketch folgte. Gerlinde trat als elegante Städterin auf, Renate als Landmann verkleidet - Gummistiefel, Arbeitskleidung, große Hacke, nur der bei sengender Sonne für die Feldarbeit unerlässliche Strohhut war aus der Requisite verschwunden, die sich in einem verborgenen Winkel der Scheune befand. Renate wunderte sich, aber das Publikum löste das Rätsel: "Den hat der Bua auf dem Kopf!" Machte sich ja auch gut, wenn man mit der Schubkarre unterwegs ist. Half nichts, die Kopfbedeckung musste herausgerückt werden und los ging es auf der "Bühne" in Form einer Palette: Zwei Welten prallen aufeinander - der schwäbische Landmann, auf seinem Acker arbeitend, und eine vornehme Doktorin der Agrarwissenschaft aus der Bundeshauptstadt, auf Expedition in Schwaben, treffen zusammen. Mit Bauernschläue und Freude am Detail bekommt die Dame auf dämliche Fragen passende Antworten und wird nach allen Regeln schwäbischer Bauernschläue vera...lbert.
Große Begeisterung beim Publikum, das jetzt nicht mittels Kuhglockenläutens darauf aufmerksam gemacht werden musste, dass ein weiterer bedeutender Programmpunkt anstand. Es wehten mehr und mehr leckere Appetit fördernde Düfte in die Scheune hinein, die nur einen Schluss zuließen: Es kann zur Nahrungsaufnahme geschritten werden. Wurde auch höchste Zeit, wenn man die zielsicher in Richtung Grills strebenden Gäste sah. Fazit - wieder ein gelungenes Grillfest in der Scheune. Einen herzlichen Dank dafür an Renate und ihr immer zuverlässiges Helferteam.