"Hier bin ich" und Sonnenblumen...
... letztere schmückten zusammen mit einem T-Shirt und anderen nützlichen Gegenständen, bedruckt mit dem Motto des ersten Internationalen Jugendtags der Neuapostolischen Kirche (30.05. - 2.6.2019 in Düsseldorf), den improvisierten Altar. Der war aufgebaut in der großen, halb offenen Jahnhütte auf einer Lichtung im Schönbuch. Vor etwa 16 Jahren hatte dort schon einmal ein solcher Gottesdienst stattgefunden, erinnerten sich einige der nicht mehr ganz so jungen Teilnehmer. Der Wetterbericht für Deutschlands Südwesten hatte am Abend zuvor für den kommenden Sonntag ziemlich unpräzise davon gesprochen, dass so gut wie alles möglich sei und für den Vormittag eine Regenwahrscheinlichkeit von 80 Prozent prognostiziert. Die verbleibenden 20 genügten - es blieb trocken, ab und an schimmerte die Sonne durch Schleierwolken, und es ließ sich gut im Freien Gottesdienst feiern.
Den leitete Bezirksvorsteher Klaus von Bank. Fast pünktlich um 10 Uhr wurde begonnen, nachdem zuvor Gemeindeevangelist Carsten Dehner (Herrenberg), Bezirksjugendbeauftragter und Organisator des Open-Air-Jugendgottesdienstes, festgestellt hatte, dass alles gerichtet war. "Viel Segen!" lautete sein Wunsch für den gemeinsamen Tag.
"Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele." (Ps 139, 14). Das Textwort für den Gottesdienst wurde zum besseren Verständnis mit einer Lesung der Verse 1 bis 14 des Psalms 139 ergänzt, überschrieben: "Gott - allwissend und allgegenwärtig".
"Herzlich willkommen im Schönbuch!", begann Klaus von Bank. Warum ein Open-Air-Gottesdienst? Geweihte Gebäude haben wir sicher in ausreichender Menge. Aber gerade das Außergewöhnliche macht für uns einen Gottesdienst unter freiem Himmel zu einem besonderen Erlebnis. Es erweitert das Bewusstsein dafür, dass unsere Glaubensgeschwister in anderen Kontinenten es nicht so gut haben wie wir. Sie haben gar keine andere Wahl als im Freien Gottesdienst zu feiern und müssen froh sein, wenigstens Schatten spendende Bäume zu finden.
Das Bibelwort, die Lobpreisung Gottes für seine Allmacht und die Vollkommenheit seiner Schöpfung, ist König David, selbst alles andere als vollkommen, in wunderbaren Worten gelungen. Dies nachzuempfinden, es selbst zu spüren, fiel bei dem besonderen Ambiente dieses Gottesdienstes in freier Natur nicht schwer: Ja, die Schöpfung, so voller Leben, sie ist schön. "Sie ist lebendig und wir können mit ihr umgehen, haben aber auch die Folgen unseres Tuns dabei zu tragen.", so von Bank. Für dieses Wunderwerk dankt der Psalmist. Und wir dürfen die Krone dieser Schöpfung sein. Wir Menschen, die als ein Bild, der Gottheit gleich, geschaffen wurden. Jeder Mensch ist Bestandteil der Schöpfung. Jeder ist unendlich wertvoll allein aufgrund der Tatsache seiner Existenz. Menschen erkennen das nicht unbedingt. Wohl aber David, der seinen Dank dafür ausgedrückt hat.
Dazu kommt die unsterbliche Seele. Die der Mensch selbst aufs Spiel gesetzt hat mit dem Sündenfall. Durch den "ganz normalen " Zweifel - sollte es wohl so sein, wie Gott gesagt hat?
Der aber liebt die Menschen trotzdem und will sie wieder in die Gemeinschaft mit ihm zurückführen. Wenn Gott allwissend und allmächtig ist, dann kommt schnell die Frage auf: Aber, warum tut er dies und jenes nicht? Jesus meinte dazu, er könne Vieles dazu sagen, aber - die Menschen würden es nicht verstehen. Einhundert prozentige Offenbarung wird es erst in der Herrlichkeit geben.
Nicht nur durch die Jugendtags-T-Shirts, die viele zu diesem Gottesdienst noch einmal angezogen hatten, wurde an den IJT erinnert: "Was war unserem Stammapostel beim IJT wichtig?" Die Antwort gab der Bezirksvorsteher gleich selbst: "Nicht nur dir, sondern auch deinem Nächsten soll Heil zuteilwerden." Einfach, sich um ihn zu kümmern, wenn man den mag und keinen Stress mit ihm hat. Wenn einen der aber auf die Palme bringt - nicht so leicht. Eine große Herausforderung. Die Menschen sind nun einmal unterschiedlich gestrickt. In der Verschiedenheit liegt aber auch Reichtum. Letztere hat Gott so gewollt. Gerade Kleinigkeiten können einen gewaltig an dem anderen stören. Aber, wenn man sich in dessen Lage versetzt, ihm eine noch so kleine Hilfestellung gibt, kann das oft überraschenderweise auf beiden Seiten eine ganz positive Resonanz auslösen. "Nehmen wir an, was Gott uns vorgibt. Der König David damals hat `dicke Bolzen` gedreht". Dennoch fand er göttliche Gnade. Das möchten auch wir erleben."
Der stellvertretende Leiter des Bezirks Tübingen, Werner Lampprecht, freute sich an dem schönen Blick vom Altar in der Hütte auf die freie, wunderbar grüne Natur auf der Lichtung mit den Bäumen im Hintergrund. Über den Blumenschmuck - die Sonnenblumen in ihrer Perfektion. Sie nachmachen, das geht sicher. Aber es würde ihnen das Leben fehlen. Er verwies auf Gottes Allmacht: Naturereignisse, zum Beispiel gewaltige Sturmfluten, die menschliche Technik nicht nachahmen kann. Jedes neu geborene Kind ist ein Wunder Gottes. Und er liebt sie alle."Wenn wir uns das bewusst machen, dann gelingt es uns auch, in seinem Sinn mit dem Nächsten umzugehen."
Ein Diakon aus dem Kreis der Jugendlichen warnte in seinem Beitrag: "Sind wir vorsichtig damit, alles, was wir in der Natur nicht verstehen, einfach mit Gott zu erklären. Das ist zu schlicht. Vielmehr müssen wir Spannung und Unsicherheit aushalten können. "Ich bin neuapostolischer Christ, habe durch einen Apostel den Heiligen Geist empfangen, für mich ist alles klar?" Sind wir uns nicht so sicher mit uns selbst, dann öffnet uns das viele Türen.
Ein anderer jugendlicher Diakon sprach vom Segen, einer göttlichen Zuwendung. Das sind auch unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten, die kein eigenes Verdienst sind. "Lasst uns dafür dankbar sein, dann haben wir auch ein Herz für den anderen und können ihm in Liebe begegnen."
"Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes." (Lk 13, 29)., zitierte von Bank. "Ein schönes Bild dafür, wie wir jetzt das heilige Abendmahl feiern. Jeder kann daran teilnehmen und mit am Tisch sitzen."
Den passenden Schlusspunkt des Gottesdienstes setzte der Jugendchor unter Leitung von Dorothea Breindl mit "Dich, Gott, loben wir,..." (Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Nr. 254, Text nach einem unbekannten Dichter von Gustav Mankel, 1907 - 1987). Zum Vortrag war der Chor wieder in die halboffene Hütte gegangen, um von dort aus, der Gemeinde zugewandt, ins Freie hinaus zu singen. Quasi wie aus einer Konzertmuschel heraus. Oder, wie von Bank es dem Anlass adäquater formulierte, ein Klang fast wie in einer Kathedrale.
An Carsten Dehner war es, den weiteren Ablauf des Tags zu schildern: Grillen der Würschtle, anschließend Freizeitvergnügen im Kletterwald bei der Hütte, beim Volleyballspielen oder beim Besteigen des nahe gelegenen Schönbuchturms, von wo aus man, so wurde glaubhaft versichert, einen wunderbaren Blick auf die Umgebung einschließlich Tübingens haben könne. Mit der Ausführlichkeit, die Dehner zu Recht für angebracht hielt, soll auch hier der Dank an alle, die den Gottesdienst in dieser Form ermöglich hatten, seine Aufzählung den Bericht beschließen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Dank an alle: Für das Heranfahren der Stühle - den Blumenschmuck - das Aufstuhlen - die Soundanlage - das Heranschaffen des Clavichords - das Reinigen der WC-Anlage - Würstle und Salate. "Da hängt eine Menge dran!" Und deshalb gab es jetzt auch einen Riesenapplaus.