Fünf junge Christen aus den Gemeinden Ammerbuch-Pfäffingen, Herrenberg und Rottenburg übernehmen die Verantwortung für ihr Glaubensleben und geben vor Gott und der Gemeinde ein besonderes Versprechen.
"Herr, ich warte, segne mich."
(Ende Vers 2, Lied Nr. 124, "Still und demutsvoll ergeben..." Text und Musik Günter Brücher, 1930 - 2009)
Stellvertretend für alle, aber besonders für die Konfirmanden hatte dieses Lied der gemischte Chor vor dem Gottesdienst gesungen. Der April bot an diesem Sonntagmorgen eine der schlechteren Varianten seines Wetterrepertoires. Das tat der freudigen Erwartung der Besucher des Gottesdienstes aus den drei Heimatgemeinden der Konfirmanden keinen Abbruch. Die waren wenige Minuten vor dem Gottesdienst, geführt von ihrer Lehrerin Andrea Lampprecht, gemeinsam nach vorn in die Kirche gekommen. Musikalisch geleitet von feierlichen Orgelklängen, zu denen sich alle von ihren Plätzen erhoben.
Der Bezirksvorsteher beschrieb zu Beginn des Gottesdienstes das Empfinden: Große Vorfreude und Dankbarkeit. Warum? Es ist wohl für jeden etwas Besonderes, wenn junge Glaubensgeschwister im Mittelpunkt stehen. Das gilt gerade in einer Gesellschaft wie der unseren, in der es viele Ältere, aber im Verhältnis dazu wenige Kinder und Jugendliche gibt. Wenn Leben nachwächst, ist das ein Trost für die, deren Kräfte nachlassen.
Das Fest der Konfirmation, das in vielen christlichen Gemeinschaften begangen wird, liegt zeitlich im menschlichen Leben an der Schwelle vom Kind zum Erwachsenen. Heranwachsende übernehmen die Verantwortung für ihr Glaubensleben. Sie bekunden das Versprechen, das ihre Eltern für sie bei der heiligen Wassertaufe abgegeben haben. Das ist anders als zum Beispiel beim Erreichen der Volljährigkeit. Da zählt das Vollenden eines bestimmten Lebensjahrs. Man selbst muss dazu nichts tun. Nach dem Gesetz tritt hierzulande die Religionsmündigkeit mit Vollendung des vierzehnten Lebensjahrs ein. Und dann - muss ich mich entscheiden, wie gehe ich selbst damit um.
Danach ging von Bank auf das eingangs verlesene Bibelwort für den Gottesdienst ein: "Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser bringt Böses hervor aus dem bösen. denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über." (Lk 6, 45)." Ja, sicher, wir Menschen wollen das Gute. Aber in jedem von uns steckt auch Böses. Niemand kann immer alles richtig machen. Ein guter Mensch ist dann wenigstens in der Lage, sein Fehlverhalten einzusehen und dafür um Entschuldigung zu bitten." Schon Paulus verzweifelte fast an sich selbst, weil es ihm nicht immer gelang, das Gute zu tun, das den Ansprüchen entsprach, die er an sich selbst stellte. Wenigstens aber kann man es sich zum Ziel setzen, Gutes zu tun und Böses zu meiden. Das kann der Mensch versprechen. Im Bewusstsein: Um das umzusetzen zu können, brauche ich Gottes Hilfe und Segen. Sicher ist es nicht einfach, das Vorhaben zu verwirklichen. Aber möglich ist es, sich vorzunehmen: Ich will den neuen Lebensabschnitt in Gott gewollter Weise leben.
Das Gelöbnis der Konfirmanden - da wird der Glaube bekundet, an Gott, den Vater, Gott, den Sohn und Gott, den Heiligen Geist. Der Vorsatz wird gefasst und erklärt, das Böse zu meiden. Dazu gehört, Gott von ganzem Herzen zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Das Gelübde enthält auch das Versprechen, dem Herrn zu dienen. Und letztlich wird auch der Glaube daran bekundet, dass Apostel beauftragt sind, die Gläubigen an ihr Ziel zu führen, sie der Wiederkunft Christi näher zu bringen. Eine Herkulesaufgabe, das alles? Wozu, was habe ich davon, was bringt es mir? Das schaffe ich doch nie, kann ich gleich bleiben lassen? Aus eigener Kraft gelingt das jedenfalls nicht. Aber jetzt kommt Gott dazu, der Große, der Allmächtige: "Ich segne dich!"
Ja, wenn er das tut, dann ist nichts unmöglich. Erst der eigene Glaube. Dann Gottes Hilfe. Wie soll das gehen? Wie wenige glauben an Gott, noch weniger an Jesus und noch weniger an den Heiligen Geist. Ist doch nichts für vernunftbegabte Menschen, oder? Nein, der Verstand kann das nicht fassen. Aber der Heilige Geist ist in der Lage, uns zum Glauben zu bringen. Wir brauchen das Rationale für unser Leben, doch es ist nicht das Höchste. Den Glauben kann man erfahren, wenn man feststellen muss oder darf, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die mit dem Verstand nicht zu erklären sind. Mit dem Herzen kann ich das fühlen. Gott kann mir Kräfte geben, klug und weise zu entscheiden, damit niemand durch mich einen Schaden erleiden muss. Er kann gute Gedanken geben. Jesus damals half Petrus, der von Haus aus gelegentlich zur Unbedachtheit neigte, Gutes zu tun. Wir bekommen diese Hilfestellung in den Gottesdiensten. In unserer Gemeinde, die für uns da ist so, wie wir für sie. Gott hilft uns, diese Solidarität spüren zu können. Und andere die eigene erleben zu lassen, gibt ein Supergefühl. Die Apostel haben die Aufgabe, Seelen zuzubereiten. Ihnen nachfolgen - wenn es einen gibt, der mir helfen kann, dann wäre es dumm, das nicht zu nutzen. Wer das lebt, was mit dem Gelübde verbunden ist - den Glauben bekennen, das Versprechen zu geben, danach zu leben, was bedeutet, die Zehn Gebote zu halten und Nächstenliebe zu üben, auf Gottes Segen, Hilfe und Beistand zu vertrauen und sich in die Gemeinschaft einzubringen, der bekommt Glaubensgelassenheit, Sicherheit und erlebt selbst auch Nächstenliebe. "Jesus` Joch ist sanft, da ist niemand überfordert. Da können und wollen wir alle gern dabei sein, wenn es darum geht, diese Ratschläge zu befolgen und Nutzen daraus zu ziehen."
Bezirksevangelist Werner Lampprecht bezog sich noch einmal auf das Bibelwort für den Gottesdienst - Gutes hervorbringen. Was ist ein guter Mensch? Der Mensch sortiert gern in "Schubladen". Aber so einfach ist das nicht. Wer in der Firma ein super Mitarbeiter ist, vom Chef hoch geschätzt, kann wegen der damit verbundenen fehlenden Zeit für Privates in seiner Familie ganz anders bewertet werden. Es geht darum, aus göttlicher Sicht ein guter Mensch zu sein. "Ihr bekennt euch heute zu Gott. Gut ist, was er möchte. Ich wünsche euch die Kraft, Gutes aus dem Schatz in euren Herzen heraus zu tun. Im Bewusstsein: Gott liebt mich. Das gibt Kraft. Ein Kind, das nicht geliebt wird, hat es schwer im Leben. Ich wünsche euch, dass ihr euer Gelöbnis leben könnt."
"Wir alle sind gefordert, das zu tun. Gäbe es keine Gnade, nicht das Opfer des Gottessohns, hätte niemand die Chance, gerecht zu werden.", leitete der Bezirksälteste zum Vaterunser und zur Verkündung der Sündenvergebung über.
Danach traten die zwei Mädchen und die drei Jungen nach vorn an den Altar. Zuvor hatte ihre Konfirmandenlehrerin das jedem später in Schriftform ausgehändigte Grußwort von Stammapostel Jean-Luc Schneider vorgelesen. Darin enthalten auch der Konfirmationsspruch - das Textwort für den Gottesdienst. "Ihr seid gut vorbereitet und mit vierzehn Jahren auch nicht zu jung, um ein solches Versprechen abzugeben.", begann von Bank. Da waren Vorsonntagsschule, Sonntagsschule, Religions- und der Konfirmandenunterricht. Und es geht weiter - Jugendgottesdienste, Jugendstunden. Eure Eltern werden immer für euch da sein. Das hört nie auf." Auf das von den Konfirmanden gemeinsam gesprochene Gelübde folgten der Konfirmationssegen und ein Gebet. "Gottes Wege sind nicht immer die unseren. Aber, auch wenn es mühsam wird, Gottes Segen wird euch nie verlassen.", gab der Bezirksvorsteher den jungen Christen noch mit auf ihren weiteren Lebens- und Glaubensweg. Und nach dem Gottesdienst noch alle guten Wünsche für einen schönen Konfirmationsfeiertag im Kreis der ihnen nahe Stehenden. Trotz des Wetters. Er habe bei solchen Festen noch viel schlechteres als das an diesem Tag erlebt.