In dessen kirchlichem Zuhause nehmen Familie, Nachbarn, Freunde und Glaubensgeschwister irdischen Abschied.
"Sehn wir uns wohl einmal wieder dort im ew´gen hellen Licht,
wo kein Schmerz uns mehr drückt nieder, dort vor Jesu Angesicht?
"Dies hier heute ist nicht das Ende. Vielmehr ist es ein neuer Abschnitt. Unser gemeinsames Ziel bleibt dasselbe.", begann der Bischof, nachdem er die große Trauergemeinde begrüßt hatte, die den gesamten Kirchenraum füllte. "Frieden, Ruhe und Glaubensbegeisterung sollen uns ein Impulsgeber sein, um getröstet weitergehen zu können."
"Und die Verständigen werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich." (Dan 12, 3), so lautete das Bibelwort. Außer dem Gemeindegesang gab es bei dieser Trauerfeier viele Musikbeiträge von Angehörigen des Verstorbenen und deren Freunden. So folgte jetzt, mit Klavierbegleitung, ein Gesangssolo, in dem die guten Mächte besungen wurden, die den Menschen treu umgeben und ihn, wie auch immer die Begleitumstände sein mögen, getrost in die Zukunft schauen lassen (Text Dietrich Bonhoeffer, 1902 - 1945). Genau das hätte Gerhard Huber uns jetzt zugerufen, so der Bischof. Der Text entstand damals in bitteren Tagen in einem Gefängnis. So, wie der Verstorbene in seinen letzten Lebenstagen durch seine Krankheit gefangen war. Wir fühlen aber, da schwingt etwas ganz anderes mit: Auch in einem Gefängnis des Lebens kann man verspüren, in der Hand Gottes geborgen zu sein. Kann seine Schritte zuversichtlich lenken, wohl wissend, es sind die Tage des Abschied Nehmens. Und jetzt - fehlt Gerhard Huber uns allen einfach, seiner Ehefrau, seiner Familie, seiner Gemeinde. Und trotzdem, alle sollen spüren, ich bin von einer Liebesmacht umgeben. "Gott ist ganz für dich in deinem Schmerz da, dir, dem der Ehemann, der Vater und der Opa jetzt so sehr fehlen!"
Es folgte der Lebenslauf von Paul Gerhard Huber, geboren am 28. 04.1928 als zweites Kind seiner gläubigen Eltern Jakob und Wilhelmine. Letztere hatte, als es bei der Geburt ihres zweiten Kinds Probleme gab, voller Vertrauen um Gottes Hilfe gebeten. Ihr Wunsch erfüllte sich. Nach menschlichem Verstand ein Wunder. Ein für das Kind, nachdem man ihm davon erzählt hatte, prägendes Erleben: Gott ist da für mich. Er begleitet mich durch mein Leben. Er ist der Geber und gibt mir Sicherheit. Das war sein Erbe, mit dem er auf die Welt kam. In ein zwar bescheidenes, aber liebevolles Elternhaus. Dort hatte der neuapostolische Glaube in Gärtringen seine ersten Wurzeln. Begleitet von seinem älteren Bruder Walter wuchs Gerhard Huber auf und musste dessen Tod im Zweiten Weltkrieg hinnehmen. Offiziell hieß es, vermisst in Tschechien. Nein, gerecht war das nicht, dieses Erleben, es gibt auf Erden nichts Vollkommenes. Umso fester hat er in seinem Herzen verankert: Ich will mich ganz auf Gott verlassen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Eltern ließen keine höhere Schulbildung zu. Nach dem Volksschulabschluss in Gärtringen kam eine Ausbildung zum Metallflugzeugbauer auf der Hulb in Böblingen. Noch in ganz jungen Jahren eingezogen zum Militärdienst geriet er in Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung arbeitete er in verschiedenen Firmen, die letzten einundzwanzig Jahre bei einem großen Fahrzeughersteller. 1954 heiratete er seine Ehefrau Alwine. Ein Junge und ein Mädchen wurden geboren. Dazugekommen sind inzwischen Enkel- und Urenkelkinder. Ihnen war er ein liebevoller Vater, Groß- und Urgroßopa. Er liebte die Natur, Blumen, Bäume, Vögel und versuchte, bei ausgiebigen Spaziergängen diese Liebe an die Nachkommen weiterzugeben. Handwerklich geschickt hat er Enkel und Urenkel durch selbst gezimmerte Möbelstücke überrascht. 1946 war er Mitbegründer und Vizedirigent des ersten gemischten Chors in der damals noch nicht selbständigen Gemeinde Gärtringen. 1950 wurde er Diakon und 1953 Priester. 1993 folgte der Ruhestand. Bis dahin war er auch als Lehrkraft in den kirchlichen Unterrichten tätig. Er unterstützte treu und von ganzem Herzen seine jeweiligen Gemeindevorsteher. Wie im Textwort beschrieben, es "brannte" in ihm und die Sterne wiesen ihm den Weg. Immer fand er, so die Erinnerung seiner Kinder, die passende Balance zwischen seinem Ehrenamt, dem Beruf und der Familie. Mit dem richtigen Verstehen im Herzen wusste er, wann er gefordert war und konnte Hilfe und Segen für andere sein. Vor vier Jahren erkrankte er an Krebs. Die Krankheit kam im Herbst 2018 zurück. Er verstarb am 03. März 2019, nur einen Monat vor der Eisernen Hochzeit.
Gerhard Huber wird allen, die ihn gekannt, geliebt und geschätzt haben, ein leuchtendes Vorbild bleiben. Von der Ewigkeit aus wird dieser "Stern" weiterleuchten. Dorthin, wo es ein Wiedersehen geben wird.
Gemeindevorsteher Werner Löhmann drückte seine Ehrfurcht vor dem aus, was "unser" Gerhard geleistet hat. "Ich bin dankbar, dass ich ihn als meinen Freund gekannt habe." Als jemanden, der verlässlich zu mir steht. Ein aktiver Glaubensbruder. Auch im Gottesdienst immer hellwach dabei. Mit Gedanken voll göttlicher Wahrheit. Ein Glaubensvorbild, an dem man sich festhalten konnte. Der den Weg gegangen ist, den Gott ihm vorgegeben hat. Dem er grenzenlos vertraute. Er hatte so viel Liebe in sich und hätte nie jemanden verurteilt oder ein schlechtes Wort über einen anderen verloren.
Der Bischof weiter: "Er trug eine Hoffnung in sich: Gott ist bei mir und ich erwarte die Wiederkunft Christi. Sein Leben gehört nicht der Vergangenheit an. Wir haben immer noch einen Gerhard Huber. Weil wir eine gemeinsame Zukunft haben, in der wir uns wiedersehen werden."
Vieles war wunderschön musikalisch vorgetragen worden in dieser Trauerfeier - aus Liebe zum Großvater Gerhard Huber. Die war in jedem Vortrag so eindringlich und herzbewegend zu verspüren gewesen. Jetzt wussten Geigen, Cello und Orgel noch einen besonderen musikalischen Akzent zu setzen. Gespielt wurde die Melodie des Lieds Nr. 422 aus dem Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (Text Horace I. Hastings, 1831 - 1899, Melodie unbekannt). Daraus stammt auch die im Eingangszitat des Berichts gestellte Frage. An dessen Ende soll die Antwort des Liederdichters stehen. Die dazu gehörende Melodie wurde von den Geigen mit sich mehr und mehr steigernden Akzenten hervorgehoben. Da wurde kein Zweifel zugelassen:
"Ja gewiss, wir sehn uns wieder dort in Gottes Herrlichkeit,
singen selig unsere Lieder, wenn wir recht gekämpft im Streit."