Alle gemeinsam auf Schatzsuche - was ist wirklich ein Schatz?
"Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir..."
Vom Ergebnis her betrachtet war dieses Lied, das der Kinderchor vor dem Gottesdienst gesungen hatte, schon die Antwort auf die Frage, was der Schatz ist. Aber, der Reihe nach: Ein sonniger Märzsonntagmorgen war es. Aus allen Ecken und Enden des Bezirks Tübingen kamen sie in die Gäugemeinde: Kinder, Taxi-Eltern, die Instrumentalgruppe, an diesem Sonntag unter Leitung von Alexander Haß, Lehrkräfte, Gemeindevorsteher... Ergebnis - die Kirche war voll, als Bezirksvorsteher Klaus von Bank nach vorn an den liebevoll mit Frühlingsblumen geschmückten Altar kam. Unter Leitung von Simone Wießner sangen die Kinder zu Beginn von Gottes Wort, das ein Licht auf dem Weg ist. Daran knüpfte von Bank an: "Kinderlieder sind so schön eindeutig. Mit einfachen Worten wird die Sache auf den Punkt gebracht. Das zeigt schon der Titel des Kinderliederbuchs: `Gott ist da`. Und wir gehen dort hin, wo er ist, wo man sich in seinem Namen versammelt."
Das war der Übergang zum Textwort für den Gottesdienst: "Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen." (Mt 6, 20). "Sammelt ihr etwas? war die Frage des Bezirksältesten. Antwort: Bücher. Erst einmal allgemeines Verwundern - altmodische (?) Bücher bei all den elektronischen Angeboten. Was noch? Es blieb erst mal bei den Büchern. Der Bezirksvorsteher erinnerte sich an eigene frühere Jahre: Da gab es Bilder von Fußballspielern "gratis" beim Kauf von Kaugummi. Für die Kinder eine klare Sache - da sollte nur der Umsatz von Süßem gesteigert werden. Manche Bilder gab es ganz oft und andere waren Raritäten, daher extrem wertvoll für den Sammler im Tauschgeschäft. Die Seltenheit machte den Wert aus. Heute, so die eher frustrierende Feststellung, für einen Erwachsenen alles nur noch Papier.
Erwachsene - schätzen Edelmetall, wussten die Kinder. Oder auch Oldtimer, nannte der Bezirksvorsteher als Beispiel. Da kann man Millionen für ausgeben. Und Jesus? Er verweist auf die Schätze im Himmel, denen Rost und Motten nichts anhaben können. Und auch nicht die Einbrecher, die es, das wussten die Kinder, auf Geld, Schmuck und Fahrräder abgesehen haben. Was außer dem materiellen Schaden auch ein tiefes Gefühl der Verunsicherung hinterlassen kann, weil da ein Fremder sich an meinen Sachen zu schaffen gemacht hat. Das Problem gibt es bei Schätzen im Himmel nicht.
Da gibt es eine andere Ebene - Liebe, Gemeinschaft mit Gott, zählten die Kinder auf. Aber, nein, nicht für alle Menschen. Man muss das auch wollen. Wo erleben wir ihn? Im Gebet, im Gottesdienst, in den kirchlichen Unterrichten. Eine wechselseitige Beziehung - wir haben Gemeinschaft mit Gott und er mit uns. Und etwas Bleibendes im Gegensatz zu allem anderen, denn Himmel und Erde werden vergehen.
"Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.", zitierte der Bezirksälteste den dem Textwort folgenden Vers (Mt 6, 21). Mit dem Herzen dabei sein - von Bank nahm als Beispiel einen Fan. Für den ist "seine" Mannschaft mehr als eine Kopfangelegenheit. "Wo ist unser Herz? Wonach `hungern` wir?" Schätze im Irdischen zu haben, ist nicht verboten oder schlimm. Schließlich brauchen wir auch die, für unsere Existenz. Schlimm wird es, wenn wir uns vom Teufel einreden lassen, dass es nicht mehr bedarf als der vergänglichen Güter. "Wir haben die Möglichkeit, in einer Gemeinschaft, die wir haben dürfen, Schätze im Himmel zu sammeln. Ich wünsche euch, dass ihr das nutzt."
"Hauptpunkt - Schätze", fasste Bezirksevangelist Werner Lampprecht das Thema des Gottesdienstes zusammen. Da sammelt jemand Feuerwehrautos in allen Arten und Sorten. Auch die kann man stehlen - Liebe nicht. Geburtstagsgeschenke, zum Beispiel Geld für das Sparbuch, was fängt man damit an? Das Guthaben verbrauchen, dann - ist es weg. Oma und Opa könnten stattdessen Musikstunden finanzieren - was man gelernt hat, hat bleibenden Wert? Schon besser, was man im Kopf hat, kann einem keiner nehmen? Auch das keine sichere Bank. Die Kinder wussten, ein Schlaganfall, und alles kann weg sein. Anders ist es mit den Schätzen im Himmel. Sie hat man im Herzen, in der Seele. Jesus Christus ist unser Schatz, mit Liebe und Friedfertigkeit, was aber ohne Glauben nicht sein kann. "Er soll in unseren Herzen wohnen."
Der Bezirksvorsteher machte sich zwischendurch Gedanken über mögliche falsche Geschenke. Der Geber macht sich Gedanken und die Gaben könnten nicht ankommen? Er erinnerte sich an ein Geschenk, da war er noch recht jung: Griechische Geschichte! Das Buch verschwand erst einmal im Regal. Zehn Jahre später wurde es hervorgeholt. Keine leichte Kost, aber doch interessant zu lesen. Und exakt auf Seite 100 schlummerte seit zehn Jahren ein Hundert-DM-Schein!
Hirte Arndt Bayer, Gemeindevorsteher in Tübingen, durfte sich nicht länger in der Funktion des Begleitvaters auf die Zuhörerrolle beschränken, sondern sollte sich von der süßen Last des Sohns auf seinem Schoß befreien und auch einen Beitrag zum Gottesdienst leisten: "Wie reagiert man auf einen `Schatz`? - Wir sagen danke, Jesus, du bist da." Das mit dem wahren Schatz ist nicht so einfach. Da kann eine gute Gabe sich als eine nur gut gemeinte erweisen. Statt Dank fürs Kinderzimmeraufräumen gibt es Ärger. Was der eine für Kruscht hält, einen Pappendeckel, den der Vater fürsorglich entsorgt, soll ein Pferdestall gewesen sein! Kinder basteln aus Papprollen durch Verzieren und Bemalen "Kätzchen". Kann nicht jeder als solche erkennen und wertschätzen. Mancher sieht immer noch nur Papprollen. Schätze sind von der Sicht des Einzelnen abhängig. Wenn an einem gemütlichen Sonntagmorgen, an dem es sich so wunderbar spielen lässt wie sonst die ganze Woche über nicht, die Eltern zum Kirchgang rufen, wie ist dann die Wertschätzung? Oder, endlich mal schönes Wetter, man könnte... dann die Hausaufgaben machen? Vokabeln lernen, und Mathe ist cool??? Lautes Gelächter im Auditorium. Aber für später, da ist es wertvoll, klüger zu sein und mehr zu wissen. Und noch ein Beispiel für die richtige oder falsche Wertschätzung: Die Indianer ließen sich von den Kolonialherren ganze Landstriche abkaufen für - billige, wenn auch hübsch anzusehende Glasperlen. Ihre Unkenntnis wurde schamlos ausgenutzt. "Wir können jemanden auf unserer Seite haben, der uns mehr liebt, als Papa und Mama zusammen das vermögen. Denkt darüber nach, was wirklich wertvoll ist, dann entdeckt ihr das auch."
Der Bezirksvorsteher ging noch einmal auf die Wertlosigkeit des unbedingten Strebens nach Materiellem ein: Da müssen Dinge gekauft werden, mit Geld, das wir nicht haben, um Menschen zu imponieren, die wir nicht mögen. Im Märchen ist es "Hans im Glück", der in der irrigen Meinung, sich verbessern zu können, scheibchenweise alles verliert, was er mal hatte.
Danach leitete von Bank über zur Feier des heiligen Abendmahls. Der Bezirksvorsteher erinnerte daran, wie schnell Worte gesagt sind, die den anderen kränken. Das tut uns zwar später leid, aber ungeschehen kann man sie nicht machen. Man kann nur um Entschuldigung bitten. Gott kann mehr. Er kann uns Sündenvergebung und Gnade schenken. Der Kinderchor sang danach das Bußlied, in dem es um Jesus ging, der vergibt und barmherzig, geduldig und gnädig ist und alle zu sich einlädt. "Genau so machen wir es jetzt!"
Nach dem letzten Musikvortrag, Gesang der Kinder mit Instrumentalbegleitung, dieses Mal belohnt mit verdientem Beifall, wurde vom Bondorfer Gemeindevorsteher noch zu Getränken und Snacks ins Untergeschoss eingeladen, denn manche hatten doch einen etwas längeren Weg bis zum sonntäglichen Mittagessen daheim. Herzlichen Dank an die Bondorfer für die Gastfreundschaft.