Eingeladen waren alle Glaubensgeschwister aus dem Kirchenbezirk Tübingen sowie Bezirksvorsteher und ihre Vertreter, aktiv und im Ruhestand, aus dem Bereich Freiburg/ Tübingen.
"Herr, mein Gott, ich traue auf dich, mein Gott, den Hort meines Heils; ...
... Denn du bist meine Burg, Herr, du bist mein Fels und meine Hoffnung und meine Zuversicht."
(Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Nr. 203, Text nach Ps 71, 1 - 5)
Das hatte zu Beginn des Gottesdienstes ein großer gemischter Chor gesungen. "Etwas Besonderes ist es, wenn man überzeugt sagen kann: Du, Gott, bist meine Hoffnung und Zuversicht.", ging Ehrich auf das gerade verklungene Lied ein. In schwierigen Verhältnissen können Hoffnung und Zuversicht fehlen. Mit dem Gedanken leitete der Bezirksapostel über auf den folgenden Sonntag - ein Gottesdienst, an dem weltweit neuapostolische Christen entschlafener Seelen gedenken. Auch sie sollen Hoffnung und Zuversicht aus den Sakramenten nehmen. Wenn man sich umschaut in dieser Welt, in welch schwierigen Verhältnissen Menschen das irdische Dasein beenden müssen, dann muss man sich schon fragen, woher da noch Hoffnung und Zuversicht kommen sollen. So viel Ungerechtigkeit, so viel Leid, es kann doch eigentlich, menschlich gesehen, nur noch Hoffnungslosigkeit geben. Aber Gott vermag es, Zuversicht zu bewirken. Was wir dabei tun können? Niemanden vom Heil abhalten. Gott will jedem Menschen Gnade geben. Das können wir, wenn wir ein offenes Herz haben, unterstützen. "Ich wünsche uns allen für den kommenden Sonntag das Erleben, anderer Freude zu spüren und mitzuerleben."
Danach ging Ehrich auf das Bibelwort für den Gottesdienst ein. "Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, das wird er euch verkündigen." (Joh 16, 13). Der Bezirksapostel erläuterte den Kontext: Ein Wort aus den Abschiedsreden Jesus` an seine Jünger. Es sollte Trost sein in der Trauer über das bevorstehende Ende der gemeinsamen Zeit. So, wie es im folgenden Abschnitt, überschrieben "Trauer und Hoffnung", zu Beginn heißt, ihr werdet mich eine kleine Weile nicht sehen, aber das wird nicht so bleiben (vgl. Joh 16, 16 ff). Nach der Himmelfahrt damals folgte das Pfingstwunder. Der Heilige Geist bewirkte, dass Tausende sich als Christen bekannten. "So will der Heilige Geist auch heute noch wirken. Damit kommen wir von damals zum Hier und Jetzt."
Dieses Wirken geschieht nur, wenn wir unseren Glauben ernst nehmen. Jeder betrachte sich selbst - wirkt der Heilige Geist im Gottesdienst auch bei mir? Er offenbart die Gedanken Gottes. Menschlicher Geist weiß, was der Mensch denkt. Allein der Geist Gottes weiß, was der Schöpfer denkt. Bin ich dafür offen, daran interessiert? Dann muss ich meine eigenen Überlegungen zurückstellen, soweit sie dem nicht entsprechen. Es ist nicht einfach, Gottes Gedanken zu verinnerlichen. Und trotzdem - wir wollen sie uns zu eigen machen, so, wie sie der Heilige Geist uns offenbart.
Der soll uns an das erinnern, was Jesus gesagt hat. Wie es in den Evangelien niedergelegt ist. Unsere Aufgabe ist es, deren Botschaft wachzuhalten. Ist das Evangelium bestimmend für mein Leben? Das "Handbuch des Evangeliums" steht in der Bergpredigt (Mt 5 u. 6). Finde ich das bei mir wieder? Habe ich das ein Stück weit verinnerlicht?
Der Heilige Geist will unsere Wege beeinflussen. Apostel Paulus hatte sich für seine Reise durch Kleinasien einen bestimmten Weg vorgestellt. Aber der Geist Gottes ließ das nicht zu. Paulus änderte seinen Plan (vgl. Apg 16, 7). Wir haben eine bestimmte Vorstellung, wie es zu sein habe. Dem tritt der Geist Gottes entgegen. Nehmen wir dann seine Stimme in uns wahr? Wir müssen bereit sein, ihr Raum zu geben.
Der Geist motiviert. "Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder." (Röm 8, 14). Der Heilige Geist will in uns eine Kraft sein. Sein Gebot: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst! Mit diesem Geist haben wir den Geist der Kindschaft Gottes empfangen und nicht den der Knechtschaft. Als Kinder sind wir auch Miterben (vgl. Röm 8, 17).
Der Heilige Geist sorgt dafür, dass wir motiviert bleiben. Jeder von uns hat höchst unterschiedliche Begabungen. Wir sollen sie in den Dienst des Herrn stellen. Dazu kommen die geistigen Gaben, zum Beispiel Weisheit. Auch diese Gaben sollen wir in Gottes Werk einbringen. Tun wir das? Trotz allem, was sonst so jeden Tag auf uns einstürmt, ist Raum für Zeit, Hinwendung und Engagement im Werk des Herrn?
Ein Zeichen dafür, dass Gott in uns wirkt, ist, dass wir das "Komm!" in unseren Herzen tragen. Der Geist und die Braut sprechen: Komm! (vgl. Offb 22, 17). Dass Jesus kommt und unser Glaube zum Schauen kommt.
Es folgte, wie der Bezirksapostel es nannte, ein "kurzes Mitdienen" des Chors: "Das sei alle meine Tage, meine Sorge, meine Frage, ob der Herr in mir regiert..." (Gesangbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 263, Text Friedrich August Tholuck, 1799 - 1877). "Man stellt fest, dass man diesen Anforderungen nicht immer so gerecht wird wie es sein sollte. Aber Gott gibt Gnade und wir dürfen jetzt Heiliges Abendmahl feiern."
Danach wurden vier Priester (einer für die Gemeinde Jettingen, drei für die Gemeinde Nebringen) und vier Diakone (je zwei für die Gemeinden Bondorf und Mötzingen) ordiniert. Nachdem sie an den Altar getreten waren, gab der Bezirksapostel ihnen für die Erfüllung ihrer neuen Amtsaufträge ein paar Gedanken mit: Ämter sind von Gott gegeben, nichts Menschliches. Ein hoher Anspruch, als unvollkommener Mensch ein Werkzeug in Gottes Hand zu sein. Als Priester die Heilige Wassertaufe zu spenden und das Heilige Abendmahl mit der Vergebung der Sünden zu feiern. Als Priester und als Diakon Seelsorger zu sein, mit der Vollmacht, nicht nur am Altar, Gottes Wort zu verkünden. "Nehmt es ernst, ein Werkzeug in Gottes Hand zu sein!"
"Danke für offene Herzen und danke für alles, was ihr aus Liebe tut.", hieß es bei der Verabschiedung, bevor zum Abschluss acht junge Glaubensschwestern und eine Pianistin nach vorn kamen, um wohlklingend und fröhlich den Dank an den Schöpfer aller Dinge vorzutragen:
"Preis und Anbetung sei unserem Gott ..." (Text nach Psalmworten, vgl. Chorbuch Nr. 152).