Mitglieder der Instrumentalgruppe des Bezirks Tübingen erfreuen die Glaubensgeschwister in der Gäugemeinde mit ganz viel Musik.
Der Gottesdienst wurde von einem Priester der Gemeinde Nufringen geleitet. Er war kurzfristig für den erkrankten Gemeindevorsteher eingesprungen. "Herzlichen Dank dafür, dass ihr gekommen seid. Dank euch erleben wir heute etwas Besonderes.", hieß es an die acht Musiker gewandt. Es ist immer wohltuend, den Alltagstrott mal verlassen zu können. Obgleich es immer heißt, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Dabei müsste man sich manchmal fragen, ob dessen Verstand besser ist als der Instinkt von Tieren. Die machen keinen Fehler zweimal.
"Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes?" (Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Lied Nr. 400, Text Röm 8, 35,, 38, 39; Musik Hermann Ober, 1926 - 2006), wurde das zu Beginn gespielte Lied aufgegriffen. Menschen lassen sich scheiden. Da funktioniert es zwischen zwei Partnern nicht mehr. Ein gemeinsamer Nenner ist nicht zu finden. Gott wird nicht sagen, ich habe von dir genug. Nur wir können das. So wie Kinder sich manchmal von der Hand der Eltern losreißen, weil plötzlich irgendetwas anderes ihr Interesse weckt. Dagegen sagt das Bibelwort für den Gottesdienst: "Das ist gewisslich wahr: Sind wir mit ihm gestorben, so werden wir mit ihm leben; dulden wir, so werden wir mit herrschen; verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen; sind wir untreu, so bleibt er treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen." (2. Tim 2, 11 - 13). Was bedeutet, dass beharrlich zu bleiben in der Nachfolge. Egal, ob wir jung oder alt, klein oder groß sind, ob es um die Gegenwart oder die Zukunft geht.
Es wurde an das Konfirmationsgelübde erinnert, das beginnt: Ich entsage... Was wird da in einem einzigen Satz nicht alles versprochen. Nur wir selbst können so ungeschickt sein, dass wir uns von der helfenden Hand losreißen. Adam wurde gewarnt, die Sünde liege vor seiner Tür. Er solle über sie herrschen (vgl. 1. Mos 4, 6, 7). Ist die Sünde heute schon salonfähig? Wie halten wir es mit den Zehn Geboten? Den Feiertag heiligen - es gibt viele vernünftige Gründe, davon abzuweichen und den Tag wirtschaftlich zu nutzen. Es macht Sinn, darum zu beten, dass man die Sünde auch wahrnehmen kann. Der Geist Gottes kann uns warnen. Und wir sollten immer mal wieder über unser Glaubensbekenntnis nachdenken. Wir werden nicht, was wunderbar wäre, immer erfolgreich sein dabei. Aber der Herr sieht unser ernsthaftes Bemühen und weiß das zu würdigen.
Zum Einhalten des Gelübdes gehört es auch, für den eigenen Vorteil keine unlauteren Mittel einzusetzen. Karrierestreben - wie verhalten wir uns an der Stelle? Leben wir auch da das Evangelium, sind lauter, was Wahrheit angeht und bleiben bei ihr. Stichwort "alternative Fakten", die keine sind, sondern nur deren Ersatz. Schon Pilatus musste angesichts der widersprüchlichen Darstellungen nach Jesu Verhör fragen: Was ist nun Wahrheit? (vgl. Joh 18, 38). So schwierig kann das sein mit ihr. Die Zehn Gebote wollen uns nicht einschränken und sollen uns keineswegs die Freude am Leben nehmen. Vielmehr sind sie Leitplanken vergleichbar. Ein weiteres Gebot: "Du sollst nicht begehren..." - Geben wir darauf Acht, dass unser Denken rein ist, dann ist es auch unser Handeln.
Es ist ratsam, so mit Christus zu leben, als ob er an unserer Seite ist. Wir können das, denn wir haben den Geist Gottes empfangen. Also lebt Christus sogar in uns. Im Brief an die Römer (8, 17) heißt es, dass, wenn wir Kinder sind, wir auch Erben sind. Daraus sind keine Ansprüche herzuleiten. Vielmehr bedeutet es, auch mit Jesus zu leiden. Damit man mit ihm zur ewigen Herrlichkeit erhoben wird. Gelegentlich könnte man schon verzweifeln, wenn man sieht, wie gut es manchem geht, der sich keineswegs daran hält. Aber um das Irdische geht es nicht. Entscheidend ist die zukünftige Herrlichkeit. Um deren willen lohnt es sich, das eine oder andere hinzunehmen und auszuhalten. Darum macht es Sinn, nicht trotzig alles hinzuwerfen. Vergessen wir das nicht. Denken wir an Jesus, der die Sündenlast der Menschheit auf sich nahm und sein Kreuz auf sich nahm. "Bleiben wir, was auch kommen mag, dennoch, bei ihm, denn nichts mag uns scheiden von der Liebe Gottes!"
Zwei weitere Priester aus der Gemeinde leisteten ebenfalls einen Beitrag zum Gottesdienst. Der eine wusste von Gegenden zu berichten, in denen es etwas anders aussieht als im komfortablen Mitteleuropa: Krankheiten, Nöte in uns noch nicht einmal vorstellbarem Ausmaß. Und dennoch haben die Menschen dort ihren Glauben und halten an ihm fest. Wenn es schwierig wird, dann will ich nicht mehr? Ein Christ wird ohne Kreuz nicht sein. Trotzdem besteht immer Grund zur Dankbarkeit. Weil wir sicher sein können, dass Gott uns helfen wird, der nie einen Fehler macht.
Der andere Priester wies darauf hin, dass viele die Zehn Gebote auswendig hersagen können. Wichtiger ist, sie inwendig zu haben. Gute Vorsätze vermögen wenig - wie viel ist von den anfangs des Jahres gefassten sechs Wochen später, jetzt, davon geblieben? Wenn sie keine Maßnahmen zur Folge haben, nützen gute Absichten gar nichts. Schon Paulus wusste, dass er das Gute, was er eigentlich tun wollte, nicht zuwege brachte. (vgl. Röm 7, 19). Ein uraltes Spannungsfeld. Gott wird das ernsthafte Bemühen sehen und auf alles andere seine Gnade legen.
Zur Vorbereitung der Feier des heiligen Abendmahls erinnerte der den Gottesdienst leitende Priester an diesen besonderen Morgen in der Gemeinde Nufringen: Als er in die Kirche kam, da wurden von den Gästen gerade die Instrumente vor dem ersten Spielen auf einen Ton gebracht. Sonst kann Musik kein Hochgenuss sein. Das heilige Abendmahl ist wie das Aufnehmen des Kammertons die Rückkehr unserer "Herzenssaiten" zur göttlichen Ordnung. "Darf ich wiederkommen mit derselben Schuld? - Ja."
Nach dem Gottesdienst hieß es noch einmal "Danke" an die hoch willkommenen Gäste, die
"jederzeit wiederkommen dürfen." Sie haben die Gemeinde belebt. Und, da der Mensch nicht vom Wort Gottes allein lebt, waren alle nach dem Gottesdienst zu einem Umtrunk und Imbiss eingeladen. Mangelnde Gastfreundschaft lässt man sich in Nufringen nicht nachsagen. Vorher gab es aber noch den Schlussvortrag, einen verdienten Applaus und danach eine Zugabe. Da waren die Musiker so in Schwung gekommen, dass sie, wären sie nicht von ihrer Dirigentin unterbrochen worden, gern weitergespielt hätten und damit schon angefangen hatten.