Eine riesige Trauergemeinde - Angehörige, Freunde, Nachbarn und Glaubensgeschwister - nimmt in liebevollem Gedenken irdischen Abschied von Brunhilde Vetter.
"... mir ist wohl in dem Herrn." Refrain "Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt...", Lied Nr. 295, Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche, Text Horatio G. Spatford, 1828 - 1888, deutsch von Theodor Köhler, 1832 - 1905
Dass dieser Text des zu Beginn gemeinsam gesungenen und eingangs zitierten Lieds ausdrückt, was Brunhilde Vetter zu Lebzeiten empfunden und ausgestrahlt hat und sicher auch jetzt in einer anderen Welt verspüren darf, davon waren alle, die sie kennen durften, überzeugt. Entsprechend war ihre Lebenseinstellung und - weise, die sich auch in dem Text aus den Psalmen ausdrückt, der für diesen Gottesdienst ausgesucht worden war: "Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, ..." (Ps 73, 23). "Brunhilde Vetter strahlte die Zuversicht aus, dass dann, wenn der Mensch nicht weiß, wie es weitergehen soll, was werden wird, Gott es sehr wohl weiß und dass er alles lenken und leiten wird. So, wie es gut ist für den Erdenbewohner. Diese Sicherheit ließ sie auch dann nicht verzweifeln, als in der letzten Zeit ihr irdischer Weg wegen körperlicher Einschränkungen mehr und mehr beschwerlich wurde.", erinnerte sich der Bezirksevangelist zu Beginn. "Wir glauben, dass sie an einem Ort bewahrt ist, der ihrem Seelenzustand entspricht. So lange, bis das geschieht, wovon Christen überzeugt sind: die Wiederkunft Christi. Dann wird es auch ein Wiedersehen geben. Das ist Trost beim irdischen Abschied."
Es folgten Angaben zum Lebenslauf, wie ihn die Angehörigen geschildert hatten. Brunhilde Vetter, geborene Schäfer, wurde am 24. Dezember 1927 in Herrenberg-Kuppingen in eine neuapostolische Familie hineingeboren. Dort wuchs sie zusammen mit fünf Geschwistern auf. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte sie das seinerzeit vorgeschriebene Pflichtjahr und machte danach eine Ausbildung als Näherin. 1951 heiratete sie Helmut Vetter, ihren vor ungefähr einem Jahr verstorbenen Ehemann. Das Paar verzog 1952 von Kuppingen nach Gärtringen, wo beide bis zu ihrem Tod wohnten. Drei Kinder, zwei Jungen und ein Mädchen, gingen aus der Ehe hervor. Helmut Vetter war Amtsträger in der Neuapostolischen Kirche und wurde 1978 Gemeindevorsteher in Gärtringen. Das ging nur mit Unterstützung seiner Ehefrau, die ihm dabei treu zur Seite stand. Als engagierte Altsängerin im gemischten Chor ist Brunhilde vielen heute noch bekannt. Sie versorgte und vor allem bekochte gern ihre mit fünf Enkeln und neun Urenkeln immer größer gewordene Familie, die sie am liebsten alle um sich hatte. Pfannkuchen, Spätzle, Fasnetsküchle so, wie nur sie es konnte. Und außerdem backte sie, solange ihre Kräfte es zuließen, für alle Brot und anderes im Gärtringer Backhaus am Marktplatz. Sie liebte Blumen und pflegte die im eigenen wie auch die im Kirchengarten. Erst in dem um die alte Gärtringer Kirche herum. Mit den Blumen in ihrem Garten sorgte sie auch lange Jahre für den Altarschmuck. Später gab es auch an einer Seite der neuen Kirche in der Schickhardtstraße eine mit bunt blühenden Blumen verzierte, liebevoll von ihr gepflegte Rabatte. Als die vor ein paar Jahren umgestaltet und "praktischer" angelegt wurde, da dauerte es gar nicht lange und -- an einer Stelle gab es doch wieder einen kleinen Blumengarten Marke Brunhilde. Der sah, wenn es das Wetter und soweit es ihre Kräfte zuließen, jeden Tag seine Herrin. 2016 konnte das Ehepaar Vetter noch eiserne Hochzeit feiern. Ab 2017 war man dann auf fremde Hilfe angewiesen. In Brunhilde wuchs immer mehr die Sehnsucht, das irdische Leben beenden zu dürfen. Dieses Verlangen wurde am 26. Januar 2019 erfüllt. Für die Hinterbliebenen ist das auch deshalb ein Trost, weil damit ihr Wunsch in Erfüllung gegangen ist. "Ein bescheidenes, von Pflichterfüllung getragenes, gläubiges Leben.", so das Fazit des Bezirksevangelisten.
Danach ging er auf das Bibelwort und dessen Kontext ein. Im Leben des Verfassers hatte es Höhen und Tiefen gegeben. Und es gab andere, denen es scheinbar immer gut ging, obgleich sie nicht Gott an die erste Stelle in ihrem Leben gesetzt hatten. Aber er konnte auf das Ende sehen, nachdem er in den Tempel gegangen war. Das gab ihm die Kraft, zu sagen: Dennoch bleibe ich stets an dir. Dieser feste Glaube an Gott, der mich lieb hat, egal, wie die äußeren Umstände sind, war auch Brunhilde Vetter zu eigen. Weil das, was er mir gibt, ewigen Bestand hat. Er, der seinen Sohn hat Mensch werden lassen, damit die, die an ihn glauben, erlöst werden. Das ist der Glaube, der alle Christen miteinander verbindet. "Denn du hältst mich bei deiner rechten Hand ...", - Gott ist es, den ich in seinem "Tempel", im Gottesdienst erleben kann, der mich meinen Weg freudig bis zum Ende gehen lässt, das war auch Brunhilde Vetters Gewissheit.
Werner Löhmann, nach Helmut Vetter Gemeindevorsteher in Gärtringen, berichtete von seinen besonderen Begegnungen mit ihm und seiner Frau Brunhilde. Da war vor einem Vierteljahrhundert sein "Antrittsbesuch" dort. Er noch jung und unerfahren und daher auch etwas beklommen sich fragend, wie er wohl aufgenommen werden würde? "Überflüssig. Es gab nur Liebe, großen Respekt, geprägt durch den Glauben der Beiden, dass ich derjenige war, der im Namen des Herrn kommt." Ein weiteres Treffen, auch da im Vorfeld Beklommenheit, weil er etwas mitzuteilen hatte, was nicht so ganz willkommen hätte sein können. Und - von beiden hieß es, das machen wir. Das setzen wir um. Besonders in Erinnerung, die schon erwähnten Künste von Brunhilde im Gärtringer Backhaus, wo ein paar Jahre lang beim gemeinsamen Backen mit den Kindern, deren Müttern und Sonntagsschullehrerinnen alle so viel gelernt und Spaß gehabt hatten. "Und seitdem Brunhilde und ihr Mann uns da nicht mehr zur Seite stehen konnten, seitdem gibt`s des nimmer."
Und dann der irdische persönliche Abschied von Brunhilde. Sie hatte immer so leben wollen wie Gott es erwartet hat. Und trotzdem Vieles falsch gemacht? , fragte sie sich. Es wurde zum letzten Mal mit ihr das heilige Abendmahl gefeiert. Der Vorsteher wusste, dass es ihr ganz wichtig war und sagte daher ausdrücklich: "Und jetzt bist du frei!" Da ging ein ganz großes Strahlen über ihr Gesicht.
Im und nach dem Gottesdienst gab es neben dem Gesang eines großen gemischten Chors unter Leitung von Bärbel Hagenlocher - viele Sänger aus dem Gäu waren zur Verstärkung der Gärtringer gekommen - auch Instrumentalmusik. Nahe Angehörige der Verstorbenen sorgten dafür: Orgel/Klavier spielte ein Enkel und Querflöte eine Enkelin und eine Urenkeltochter. Der Text eines der von ihnen vorgetragenen Lieder soll den Bericht abschließen:
"Wie selig die Ruhe bei Jesu im Licht!
Tod, Sünde und Schmerzen, die kennt man dort nicht.
Gleich Rauschen von Harfen ein lieblicher Klang
bewillkommt die Seele mit süßem Gesang.
Ruh, Ruh, Ruh, Ruh, himmlische Ruh im Schoße der Liebe,
ich eile dir zu."
(Gesangbuch Nr. 403, Vers 3, Text Friedrich Ludwig Jörgens, 1792 - 1843)