Die Glaubensgeschwister aus den Gäugemeinden sorgen für eine große volle Kirche.
"Ich glaube fest, dass alles anders wird..."
(Lied Nr. 332, Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst, Text Martin Bogdahn, geb. 1936)
So fängt das zu Beginn des Gottesdienstes vom Gäuchor unter Leitung seiner Dirigentin mit Klavierbegleitung gesungene Lied an. "Glaubst du das?", griff der Bischof den Gedanken auf. "Willst du das?" Der Mensch möchte gern alles Gute festhalten. Hat Angst, es zu verlieren. Jesus gab ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich Menschen mit einem Geschenk umgehen. Der eine hat Angst, es einzubüßen. Vergräbt es, um es zu erhalten. Der andere setzt es ein, arbeitet damit, auf dass es einen Wertzuwachs gibt. Gott ist nicht wichtig, was und wie viel wir bekommen haben. Für ihn ist unsere Einstellung entscheidend: Ich will damit arbeiten. Wenn du etwas Schönes erlebst, dann teile es mit deinem Nächsten. Es soll nicht nur dort alles anders werden, wo etwas nicht schön ist. Vielmehr kann etwas noch Besseres auch aus einer Situation heraus werden, in der wir zufrieden sind. "Ich glaube das fest. Wir müssen keine Angst haben. Der Herr ist unser Hirte." Und auch dann, wenn etwas Negatives droht, eine vielleicht befürchtete ärztliche Diagnose Realität wird, gilt: Ich glaube fest, dass alles anders wird. Wie auch immer es kommt, meine Seele wird keinen Mangel haben.
Das eingangs verlesene Textwort wies auf das Nahesein unseres guten Hirten hin, der für uns sorgt: "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." (Mt 18, 20). Jesus ist nahe? Da könnte man sich schon fragen, blickt man auf die Welt allgemein, aber auch auf Vieles im eigenen Umfeld, ja, wo ist er denn? Wenn zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, dann bin ich da, so lautet die Zusage. Er ist da, z. B. im Gottesdienst, völlig unabhängig von der Zahl der Anwesenden. Und in seinem Wort, in der Predigt.
Kennt man die Fehler und Schwächen desjenigen, der da predigt, so kann es schon eine Herausforderung sein, in ihm Jesus wahrzunehmen. Zu glauben, dass jetzt Gott durch ihn redet. Dazu bedarf es der Vorbereitung, damit man nicht die irdischen Maßstäbe anlegt. Man muss sich heiligen, sich bewusst machen, es geht nicht um einen theologischen Vortrag. Es wirkt der Heilige Geist. Und ich muss mit dem, was ich gehört habe, etwas tun. Der Gottesdienst ist nicht mit dem dreifachen Amen, das am Ende der Liturgie gesungen wird, abgeschlossen. Und auch, wenn wir den Dienstleiter, zum Beispiel den Vorsteher, in seiner Art schon seit Jahrzehnten kennen, wir uns schon vorstellen können, wie ein von ihm begonnener Satz enden wird, dann ist es trotzdem Gottes Wort. Entscheidend ist, dass wir unser Herz dafür öffnen. Dass wir glauben, dass Jesus da ist. Wann ist das so? "Ich hoffe, dass wir das fühlen können. Durch einen tiefen inneren Frieden.", so der Bischof. Dazu gehört auch, dass wir nicht unser eigenes Ich in den Vordergrund stellen.
Jesus will in besonderer Weise im heiligen Abendmahl da sein. Da schenkt er sich dir und mir. Ein Bekenntnismahl. Was wir bekennen? Sein Opfer. Unseren Glauben, dass er sich uns schenken will. Dass er die Kraft ist, damit wir weitergehen können. Fühlen wir das beim heiligen Abendmahl? Wenn jeder das in gleicher Weise spürt und bekennt, dann ist Jesus da.
Jesus will da sein in der Mitte der Gemeinde - wie? Durch dich. Ist es uns bewusst, dass er jeden Einzelnen in derselben Weise erwählt hat? Weil er will, dass allen Menschen geholfen wird. Wir sind höchst unterschiedlich: Der eine eher leutselig, der andere etwas eigenbrötlerisch. Jesus braucht jeden, wie er ist. Da gibt es keinen "Einser-" und auch keinen Viererschüler. Jeder mit seinen jeweiligen Gaben wird gebraucht. Einer "Elite" bedarf es nicht. Und Jesus ist in der Mitte seiner Gemeinde. Wenn es um das Geistige geht, haben wir in ihm alle dasselbe Vorbild. Kommen Konflikte - aufeinander zugehen. Mancher möchte sich, harmoniebedürftig wie er ist, davor drücken. Wenn Jesus für alle ein Vorbild und ein Maßstab ist, muss es möglich sein, gemeinsame Lösungen zu finden. "Wir haben einen großartigen Glauben. Die Sicherheit: Jesus kommt wieder. Darüber kann ich nicht mit jedem reden. Aber in der Mitte der Gemeinde kann ich das. Dort fühle ich, dass auch mein Nächster das Glaubensziel erreichen will. Das ist für mich Sicherheit und Trost."
Hirte Lothar Dopf, Gemeindevorsteher in Rottenburg, wies auf den hohen Anspruch hin, der darin liegt, dass, wenn auch nur zwei oder drei in Jesus` Namen versammelt sind, er da ist. Das soll uns keine Angst machen. Wohl aber Gottesfurcht und Respekt auslösen. Mit einem freudigen Geist, denn in dieser Zusage des Gottessohns liegt die Sicherheit einer Gemeinde. Jeder Amtsträger will seinen Amtsauftrag ausfüllen. Das kann er nur, wenn sie ihm entgegenkommt. Da besteht eine Wechselwirkung. Nicht zu Unrecht heißt es, die Gemeinde bringt die Predigt mit.
"Jesus ist für uns nicht ein Idealbild aus der Vergangenheit.", fuhr der Bischof fort. "Vielmehr ist er da." Wir nehmen einen Auftrag mit. Menschen machen immer wieder Fehler. Wir wollen versuchen, in unserem Alltag Frieden zu schaffen, indem wir selbst ihn, vor dem Hintergrund eigener innerer Sicherheit, ausstrahlen. Dazu brauche ich Kraft, denn das ist ein hohes Ziel. Aber keines zu haben, wäre entsetzlich. Jesus sieht auf den Willen. Die Sünde will er hinweg nehmen und so Vollkommenheit in der Seele schaffen. Das gilt für jeden. Er schenkt auch dir seine Liebe und die Kraft, Veränderungen vorzunehmen. "Lasst uns das so erleben. Damit die Kraftquelle sich uns eröffnet, wollen wir von eigenen Wegen umkehren und uns hinwenden zu Gott."
Nach dem Gottesdienst gab es gute Wünsche vom Bischof fürs nicht mehr ganz neue Jahr 2019. Und die Zusage, dass er auf seinen zahlreichen Fahrten durch den Bereich Freiburg/Tübingen auf der A 81, von Süd nach Nord und umgekehrt, bei der Ausschilderung der Ausfahrt Herrenberg an die Geschwister in den Gäugemeinden denke.