Der Erlös kommt hälftig einer Bildungspatenschaft für Straßenkinder in Äthiopien und der Bekämpfung der Hungerkatastrophe im Jemen zugute.
"S`geit scho?" "Nimmie". - Was das ist? Der Ablauf eines Verkaufsgesprächs vor dem Nebringer Backhaus, oder, zutreffender formuliert, das Gespräch über einen zu dem Zeitpunkt (ca. 11.30 Uhr) nicht möglichen Erwerb von frischen Neujahrsbrezeln und Reutlinger Mutscheln. Weshalb? Schon alles ausverkauft. Um 6.15 Uhr war es losgegangen im Backhaus - mit Reisigbüschele den Ofen anheizen und eine Unmenge Hefeteig ansetzen. Letzterer sollte für den ganzen Tag reichen, für die Vorbestellungen und für die Spontankäufer. Rund fünfzehn Jugendliche, verteilt auf zwei Schichten, wollten den Teig verarbeiten und machten das auch flink und präzise - vom Wiegen, jeweils 500 g für das eigentliche Gebäck und drei mal 20 g für je drei Zopfstränge zur Verzierung obendrauf, danach formen und flechten bis zum backofenfertigen Endprodukt. Das Flechten erledigte das Kleinhirn. Man sah nur flinke Finger unermüdlich Zöpfe produzieren. Ohne hinzuschauen, dabei munter mit den anderen schwätzend, wurden die Verzierungen in Form gebracht. Zu erwähnen bleiben unbedingt noch zwei umsichtige Mütter, die mit Planungs- und Organisationstalent, gepaart mit dem notwendigen Fachwissen über Wesen und Eigenheit eines guten schwäbischen Hefeteigs und dessen Verarbeitung nicht unwesentlich zum Gelingen der Aktion beitrugen.
Bevor der erste Teig völlig verbacken war, wurde frisches Mehl besorgt und die nächste Riesenmenge in der Knetschüssel angesetzt. Zu dem Getreideprodukt und der Hefe kamen angewärmte Milch und Butter in den Bottich. Der gewaltige elektrisch betriebene Knethaken trat in Aktion, was eine höchst geschmeidige Teigmasse ergab, und es konnte weitergehen. Musste es auch, denn bis Mittag waren noch lange nicht alle Vorbestellungen abgearbeitet. Nach und nach waren die Abholer für die einzelnen Gemeinden, vorwiegend aus dem Gäu, gekommen. Aber zur Mittagszeit fehlten noch die aus den Tübinger Gemeinden des Bezirks. Und auch die sollten nicht leer ausgehen. Auf jeden Fall, egal ob nach Osten oder eher nach Norden zurückfahrend, wer auch nur eine der ofenwarmen Brezeln oder Mutscheln im Auto heimbeförderte, konnte sich schon mal ausgiebig an dem betörenden Duft erfreuen, der, zu Haus angekommen, keine andere Wahl ließ als ...
Das Neujahrsbrezelbacken für einen guten Zweck hat eine lange Tradition im Kirchenbezirk. Dieses Mal soll mit der Hälfte des Erlöses die Bildungspatenschaft in Äthiopien verlängert werden, die die Jugendlichen im letzten Jahr mit einem Teil des Ertrags vom Backen 2017 übernommen haben, und zwar über das Hilfswerk der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland. Für karitativ errichtete Schulen werden davon Lehrergehälter bezahlt und Schulmittel gekauft. Die andere Hälfte wird über Unicef gegen die Hungerkatastrophe im Jemen eingesetzt. Wegen des Bürgerkriegs dort sind 14 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Alle zehn Minuten stirbt ein Kind.
Nachtrag: Außer den sonstigen Zutaten wurden 200 kg (in Worten zweihundert Kilogramm) Mehl verbacken. Das ergab 760 Gebäckstücke, Brezeln und Mutscheln zusammengerechnet. Nach Abzug der Kosten verbleiben 2.000 Euro, die gespendet werden.
"Kleine gute Taten aus der Jugend Hand,
helfen vielen Menschen überall im Land."
(Nr. 235, Vers 5, Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche, Text Julia A. Carney, 1824 - 1908)