"Macht hoch die Tür ..."
... Spätestens am dritten Adventssonntag sollte es so weit sein, Tür und Tor` weit zu machen für den kommenden Herrn der Herrlichkeit (Nr.1, Gesangbuch für den neuapostolischen Gottesdienst, Text Georg Weissel, 1595 - 1636). Da waren sich das Instrumentalensemble und der gemischte Chor, Leitung Markus Herr, einig. Bei beiden stand dieses Lied als erstes auf dem Programm bei der musikalischen Einstimmung vor dem Gottesdienst. "Die Vorfreude am dritten Advent vermehrt sich, ein Stück weiter auf Weihnachten zu.", begann Apostel Martin Schnaufer. Da gibt es zwei Ebenen der Vorbereitung. Jetzt in diesen Tagen die auf das Weihnachtsfest mit der Geburt des Gottessohns damals. Und die andere, andauernde auf den wiederkommenden Jesus. So ein Haltepunkt wie jetzt im Advent tut uns gut. In einem Lied als die "heilige Zeit" besungen. Heilig - abgewandt vom Irdischen, dem Herrn geweiht. So wie in örtlicher Hinsicht ein Kirchenraum, insbesondere der des Altars dem Herrn geweiht wird. Und jetzt ist eine Zeit, die sich, wie ein Altar in der Kirche, vom Üblichen unterscheidet. Gottes Liebe und Größe heraushebt: Jesus hat sich allen zugewandt. In ihm ist ein Geschenk für uns als Weg zur Erlösung. Damit wird auch sein Wiederkommen noch bewusster als sonst. Sicher, der Alltag wird morgen weitergehen. Anderes erwartet auch Gott nicht von uns. Aber ich kann trotzdem Schwerpunkte setzen. Auch im Alltag Gutes wirken. In meinem Inneren die Botschaft des Evangeliums tragend, mit entsprechenden Auswirkungen, was mein Verhalten anbetrifft. Dabei ist es gar keine Frage: Jeder darf Erfolge haben. Jugendliche sollen bei ihrer Ausbildung das Bestmögliche schaffen. Aber - setze ich die richtigen Prioritäten? Lasst uns so leben, dass man Jesus Christus an uns entdeckt. "Das macht die Zeit bis zu seiner Wiederkunft zu einer heiligen. Trotz allem Profanen um uns herum."
"Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: `Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan`. (Mt 25, 40). "Es zählt nicht nur, wie sehr wir Gott lieben, sondern auch, wie sehr wir unseren Nächsten lieben.", begann der Apostel auf das Textwort einzugehen. Das zählt bei der Wiederkunft Christi. Ist der Reifegrad erfüllt, der dem Einzelnen möglich war? Die verbleibende Lücke schließt ein besonderer Gnadenakt. Das gilt schon für die Wiederkunft Jesus` und beim Endgericht (Das 40. Kapitel Mt. 25 hat die Überschrift "Vom Weltgericht".). Fazit - Gott über alles lieben, und mein Nächster ist mir egal - geht nicht. Es versteht sich von selbst, dass einem nicht jeder Mensch in gleicher Weise sympathisch sein kann. Aber jeder soll das Heil bekommen. Wie sieht es aus mit meiner Liebe zu Gott, die sich in der zu dem Nächsten zeigt? Das ist nichts Abstraktes. Sie haben Hunger. Keine Kleidung. Gott will nicht, dass jemand Mangel leidet. Was war Jesus wichtig? Er hielt sich an keine Tradition. Wandte sich jedem zu. Der Sünderin. Jesus mochte keine Scheinheiligkeit, keine Fassade. Dem Oberzöllner, der sich unseriös wie viele seines Berufsstandes verhielt - Jesus sah, dass er seine Seele retten wollte.
Es geht ungerecht zu. Niemand ist gegen Krankheit, schlimme Verhältnisse und Unglück gefeit. Auch Christen kommen wegen ihrer religiösen Überzeugung ins Gefängnis. Da muss man gar nicht abstrahieren, sondern schauen, wo kann ich konkret helfen. Christus identifiziert sich mit seinen Brüdern und Schwestern. Paulus war sich sicher, mit der Verfolgung der Christen den Willen Gottes zu tun. Das waren doch nicht seine Brüder und Schwestern. Dachte er. Im Bestreben, Gottes Willen zu tun. Bis er vor Damaskus die Begegnung mit Christus hatte, der fragte, warum verfolgst du mich? Jesus als Vorbild im eigenen Leben - bedeutet, einfach für jeden da zu sein.
Egal, wie dein Leben gerade ist. Jesus sieht deine Last, deine Sorgen und deine Fragen. Er macht uns Mut. Damit man in unserem Tun trotzdem die Liebe zu ihm und damit auch die zu den Menschen erkennen kann. Gott ist der Vater aller Menschen. In seinem Sohn wurde er selbst Mensch. Bruder unter Brüdern. Sein Vorbild sollte kein Ende nehmen. Und damit auch nicht das Christentum. Er hat sichergestellt, dass es immer Zeugen seiner Haltung geben wird. Die Liebe Gottes mehr und mehr in der Zeit vor dem Weltgericht erfahrbar machen, das ist die Aufgabe. Grundsätzlich erkennen kann sie jeder, auch ein "ehemaliger" Christ, ebenso wie der, der nie zuvor etwas vom Christentum erfahren hat. Es darf niemandem gegenüber Grenzen geben.
Wie kommt Gottes Liebe zum Ausdruck? Ist sie an meinem Verhalten erkennbar? Das schließt Situationen ein, in denen eine Entscheidung getroffen werden muss. Zum Beispiel vom Gemeindevorsteher. Bei unterschiedlichen Ansichten könnten die Vertreter der unterlegenen sich getroffen fühlen. Sich fragen, wo bleibt da die Liebe Gottes. Aber ab und an braucht es ein "bis hierher und nicht weiter." Eltern müssen das gelegentlich auch sagen. Tut der Liebe keinen Abbruch. Gilt entsprechend im Rahmen der Kirche. Auf die schneeigen Witterungsverhältnisse am frühen Sonntagmorgen eingehend, hieß es, nervt mich der langsam Fahrende vor mir, der noch dazu nicht überholt werden kann. oder ist er vielleicht gut für mich, weil er mich vom gefahrgeneigten Tun abhält und mich ausbremst?
Lasst uns mehr und mehr nach Jesus` Beispiel leben wollen. Der wusste, dass das, was man einem seiner Geringsten tut, ihm tut. Damit er mehr und mehr ein Stück von sich sieht, wenn er auf uns schaut. Christus wie in einem Spiegel in uns sich selbst sehen kann, mehr und mehr, trotz der "Flecken" darauf, die zur Vollkommenheit immer fehlen werden. Nehmen wir den Gottesdienst als Motivation dazu. Jesus hat uns alles vorgelebt, wie Gott sich die vorstellt, die nach seinem Willen leben. Auf diesen Gottessohn warten wir. Eine heilige Zeit, um sich abzuwenden vom Profanen: Ich will werden wie Christus.
Nach einem Zwischenspiel "Nun komm der Heiden Heiland" (BWV 599 aus dem "Orgelbüchlein", entstanden Anfang 18. Jh.), an der Orgel Andreas Ostheimer, ging Bezirksvorsteher Klaus von Bank auf die Wichtigkeit der Vorbereitung ein. Ein profanes Beispiel an diesem Sonntag: Zum ersten Mal war ausgesprochen viel Schnee gefallen - wo ist die Schneeschaufel? Monate lang nicht an sie gedacht und jetzt? Wenn der Ruf da ist "Der Herr kommt!", dann ist es für Vorbereitungen zu spät. Im Alltag, der schwierig, mühsam sein kann, trotzdem den Glauben leben: Der Herr kommt. Dem Nächsten Gutes tun. Jesus war bei den Zöllnern, den Sündern, zu finden. Die brauchten ihn. Sich selbst stellte er immer für andere zurück. Wir haben über Hilfsorganisationen die Möglichkeit, in entfernten Gebeten Not zu lindern. Und beim Elend vor der eigenen Haustür ohnehin. Gott ist ein Gott der Liebe, nicht der Beliebigkeit. Kinder werden ermahnt, weil die Eltern es gut meinen mit ihnen. Wir können auch unbelehrbar, dickköpfig und eigenwillig sein. Gut, dass Gott zu uns spricht. Das können wir in jedem Gottesdienst erleben. "Wir wollen unsere Aufgaben erfüllen. Die Adventszeit mahnt, uns nicht durch irgendwelche äußere Umstände davon abhalten zu lassen."
"Kleine Taten sind besser als große Pläne.", fuhr der Apostel fort. Wir können Gott keine Vorschriften machen, welchen Weg er mit uns geht. Aber wir können sicher sein, dass er alles weiß. Ich kenne nur das Jetzt. Von dem, was morgen sein wird, habe ich keine Ahnung. Lasst uns mit Jesus` Hilfe den Advent nutzen. "Möge jetzt seine Gnade auf versöhnungsbereite Seelen fallen. `Der Friede des Auferstandenen ruhe auf deiner Seele` - das erlebt man nur durch ein würdig gefeiertes Abendmahl. Wir feiern es, bis Jesus wiederkommt, um für die Zeit seiner Abwesenheit den Glauben an die Wiederkunft lebendig zu erhalten. Lasst uns die Zeit mit unserer Liebe gestalten."
Danach sollte ein Kind getauft werden und anschließend zusammen mit einem anderen Jungen das Sakrament der Heiligen Versiegelung empfangen. Finn und Julian, auf den Armen ihrer Eltern, wurden von Schnaufer am Altar herzlich willkommen geheißen. Danach ging es "real special" weiter, denn für ein Elternteil wurde vom Apostel englisch gesprochen. Zunächst empfing Finn das Sakrament der Heiligen Wassertaufe. "God wants to bless your son. He says: This is my child and I will care for him! The angels may accompany you!" Danach empfingen beide Jungen das Sakrament der Heiligen Versiegelung. Dieses Mal ging es zweisprachig zu. Dem "Ja" bzw. "Yes" der Eltern, stellvertretend für ihr Kind den erforderlichen Glauben zu bekennen und ihr Kind im neuapostolischen Glauben zu erziehen, folgte durch Handauflegung und ein Gebet die Spendung des Sakraments der Heiligen Versiegelung durch den Apostel.
Nach dem Gottesdienst wünschte Martin Schnaufer allen "Ganz gesegnete Weihnachten im schönen inneren Frieden." Er bat, nicht den Blick für die zu verlieren, die allein sind oder denen wegen eines Schicksalsschlags, zum Beispiel eine schwere Krankheit oder der schmerzliche Verlust eines lieben, nahe stehenden Menschen, die Freude getrübt ist. "Den Blick für andere zu haben, ist auch christliches Teilen."