Ein Festtag: Verwandte, Freunde und Glaubensgeschwister freuen sich über den Segen zur Diamantenen Hochzeit eines Ehepaars.
"Ehre sei Gott in der Höhe"
(Lied Nr. 138 Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst, Musik Franz Schubert (1797 - 1849)
Das war das erste Lied, das ein nur aus Familienangehörigen der Eheleute Schwarz bestehendes Instrumentalensemble vor dem Gottesdienst spielte. Der Text - ein Leitfaden für ihre bis zu diesem Tag gemeinsam verbrachten Ehejahre und auch ihre gesamte Lebenszeit, wie es sich später zeigte, als der Bezirksälteste auf ihre Biografien einging. Aber, der Reihe nach: Zunächst war es Klaus von Bank sichtbar eine große Freude, beide an diesem Morgen begrüßen zu dürfen, noch dazu in einer so großen Gemeinde, die sich am Sonntagmorgen versammelt hatte. "Liebe Edeltraud, lieber Dieter, ich freue mich, heiße euch beide herzlich willkommen." Dieser Termin stand lange im Kalender und jetzt - ist er da. Ja, man plant. Das ist notwendig. Aber dazu kommen muss, dass Gott es auch gelingen lässt.
Zweiter Advent - Neues und Bekanntes werden da lebendig gemacht. Wir erwarten die Wiederkunft Jesu. Dabei handeln wir entsprechend unseren Aufgaben und können die Nähe Gottes erleben. "Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es aufgeht, lasse ich`s euch hören." (Jes 42, 9). Der Bezirksvorsteher erläuterte den Kontext des Textworts: Das Volk Israel befand sich in der Gefangenschaft. Und sollte glauben, dass der Herr kommen wird. Wenn man kein Licht am Ende des Tunnels sieht, dann fällt es schwer, zu glauben. Trotzdem muss man sich vorbereiten. Die Botschaft damals galt auch denen, die unter der Fremdherrschaft nicht litten, weil sie sich dort ganz gut etabliert hatten. So, wie damals beim Zug durch die Wüste ins Gelobte Land manche den Fleischtöpfen Ägyptens hinterher trauerten.
Wie bereiten wir uns vor? Wollen wir die Wiederkunft Christi erleben? Immer ist der Glaube gefordert. Auch zu Zeiten des Neuen Testaments, als Jesus auf der Erde lebte. Auch da war der Glaube nötig: Das ist er, der verheißene Gottessohn.
Wir sind auch immer wieder gefordert, nicht an einem Punkt zu verharren. Die Erkenntnis schreitet fort, das ist ein sich entwickelnder Prozess. Petrus in seinem Glauben war auch gefordert. Mit den Heiden, den Nichtjuden, hatte er nichts zu tun? Gott will, dass allen Menschen geholfen wird. Deshalb bringt es auch nichts, im Grübeln über das Warum? von Entwicklungen zu verharren. Vielmehr sollten wir dafür dankbar sein, dass das Wirken des Heiligen Geistes uns weiterführt. Dass Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott war, ist mit dem Verstand auch nicht zu klären. Die Wunder, die Jesus zu Lebzeiten tat, waren für Manchen damals auch eine Herausforderung. Gott tut sie, wie und wann er das will. Alle menschlichen Errungenschaften sind nichts im Vergleich zu dem, was Gott vermag, dem nichts unmöglich ist.
Schon die Geschehnisse vor und an Christi Geburt forderten den Glauben heraus. Simeon und Hanna, die im neugeborenen Jesuskind den Heiland erkennen durften. Die Hirten auf dem Feld - sie folgten einfach den Worten des Engels. Die Wissenschaftler aus dem Osten gingen erst einmal, anders konnten sie sich das gar nicht vorstellen, auf der Suche nach dem Kind an den Königshof. Und haben dann trotzdem geglaubt, dass der Weg zur Krippe der richtige war. Und nicht etwa gesagt, da muss doch was nicht richtig laufen. Sagen wir nicht, so kann es nicht sein. Beugen wir uns. Wir vertrauen und sprechen schlicht und einfach, wie Jesus es gelehrt hat: Unser Vater im Himmel. Jesus nahm sich der Sünder an. Er verurteilte die Selbstgerechten. Sein Umfeld erstaunte er damit, weil das etwas vollkommen Neues war. Auch uns heute bleibt nur, zu glauben. Haben wir Hoffnung, dann erleben wir auch Freude. Sind wir eins mit dem Evangelium Christi: Gott will allen helfen. Kennen wir Gott als den Liebenden oder den Strafenden? Es soll uns Freude bereiten, dass Gott uns weiterführt. "Ergreifen wir das. Dann werden wir auch das ergreifen, was wir uns heute nicht vorstellen können."
In Herrenberg gab es einen "neuen - alten" Priester, Benjamin Zahn. Vor acht Jahren hatte er aus beruflichen Gründen nach Ungarn ziehen müssen, so für zwei Jahre. Dachte man. Es wurden sechs. Zwei Jahre folgten in der Gemeinde Gärtringen, immerhin auch im Gäu gelegen wie Herrenberg. Und jetzt hieß es dort "Herzlich willkommen!" Aber dabei sollte es nicht bleiben. Vielmehr war auch gleich seine Mitarbeit im Gottesdienst gefordert. Er wandte sich zunächst an die Eheleute Schwarz. Der Gärtringer Gemeindevorsteher hatte am Donnerstagabend zuvor gesagt: "Wenn ich die beiden sehe, dann sehe ich sie wandern." Was wollte er damit sagen - sie bleiben immer in Bewegung. Heißt Advent nur warten in Form des Abwartens und des nichts Tuns oder bleiben wir in Bewegung? Von den Eheleuten kann man sagen, dass sie nicht nur beim Wandern aktiv sind. Wenn wir in Bewegung bleiben, dann können wir sagen "Hier bin ich". Und wir verkriechen uns nicht. "Egal, wie viel Zeit vergeht. Ich bin hier, Herr!"
Der Bezirksvorsteher leitet zur Feier des heiligen Abendmahls über. Mit einem ganz profanen Ratschlag aus medizinischer Sicht für den älteren Menschen, der aber eine tiefe Bedeutung hat. Gemeinhin heißt es, sich richtig ernähren, sich bewegen. Und nun hatte er einen zusätzlichen Expertenrat gelesen, der ihn in dem Zusammenhang verblüfft hatte: Vergebung ist wichtig. Nicht versöhnungsbereit sein, nachtragend - tut uns das gut, Ist man damit glücklich? Wer anderen vergibt, macht nichts falsch. Unversöhnlichkeit gibt vielleicht ein Stück Genugtuung, aber, hat man Freude? "Gott vergibt uns jetzt - vergeben wir auch. Trennen wir uns auch mal von einem eigenen Standpunkt, der uns ein Leben lang gefangen halten könnte."
"Von meinen Sorgen, meinen Bitten allen, bring ich die eine heute vor dich hin:
o, lass mich nicht aus deiner Gnade fallen, so lang ich noch ein Mensch auf Erden bin. ...
Wo sollt` ich hingehn, Herr, wie sollt ich enden, wenn jemals ich aus deiner Gnade fiel?
O, halt mich fest an deinen Vaterhänden, dass ich erreichen darf das ewge Ziel. ...
Und wenn ich auch bei meinem Erdenwallen, so oft noch schwach bin und betrübe dich:
Lass mich doch nie aus deiner Gnade fallen und lass mich bleiben bei dir ewiglich. ..."
"Wunderschön, noch ein paar Verse.", wünschte sich von Bank, nachdem das vorstehend zitierte Lied verklungen war. Gesungen hatte ein aus Familienmitgliedern der Eheleute Schwarz bestehendes männliches Gesangsensemble. Wie später zu erfahren war, hatten sich die Jubilare das Lied zur Einleitung der Segenshandlung gewünscht. Die beiden standen inzwischen vor dem Altar. "Wir freuen uns, wenn wir uns begegnen. Auf Wunsch kann ein Segen zu einer Hochzeit gespendet werden.", gab der Bezirksvorsteher wieder, was dazu im Katechismus der Neuapostolischen Kirche steht. "Es ist euer Wunsch!" Von Bank ließ Revue passieren, wie oft die beiden, zunächst jeder für sich, dann beide gemeinsam am Altar gestanden hatten. Taufe, Heilige Versiegelung, Hochzeitssegen von "grün" bis "golden" und dann später Taufe und Heilige Versiegelung der drei gemeinsamen Kinder. Inzwischen gibt es auch acht Enkel. "Heute steht ihr im Mittelpunkt der Gemeinde und sollt einen neuen Segen bekommen." Es folgte die Aufzählung der vielen Aufgaben, die das Ehepaar - damals noch im Nachbarbezirk Sindelfingen - erfüllt hatte: Vorsonntagsschul-, Sonntagschul- und Religionslehrerin, Diakon, Priester, Gemeindevorsteher (Grafenau-Döffingen). Organist und im Bezirk Tübingen ein segensreiches Wirken als Seniorenbeauftragter, immer unterstützt von seiner Ehefrau. "Da habt ihr segensreich gewirkt und grundlegende Dinge in Gang gesetzt, so dass dort heute weiter gewirkt werden kann." Freude, Begeisterung und Opferbereitschaft waren notwendig. Und immer auf der Höhe der Zeit sein, einander gegenseitig helfend und nicht nachlassend. "Auch wenn es darum geht, noch Neues zu lernen.", spielte der Bezirksälteste darauf an, dass Dieter Schwarz derzeit französisch lernt. "Jetzt seid ihr hier als ein Ehepaar, das sechzig gemeinsame Jahre durchlebt hat. Das ist eine Gnade und eine Freude. Treue gehörte dazu. Und Liebe als das Band der Vollkommenheit. Da geht es gemeinsam durch Höhen und Tiefen. Liebe zum Werk Gottes hat euch auch euren Einsatz dafür möglich gemacht." Die Schritte, die jetzt vor euch liegen, werden kürzer. Aber man sollte nur jeden Tag sehen. Um alles andere bitten wir den himmlischen Vater. "Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohns und des Heiligen Geistes empfangt ihr den Segen." Gott gibt euch die Zusage, dass er auch weiter mit euch ist. Euer Glaube kommt aus euren Herzen. Damit ist immer Segen verbunden. Der Heilige Geist möge euch immer Impulse schenken. Der Friede Gottes möge eure Seelen jeden Tag neu erfüllen. Der Segenswunsch soll für euch und eure Familie spürbar sein. Heute ist ein Ankerpunkt: Ein Tag voller Dankbarkeit, wenn ihr an ihn zurückdenkt. "Habt einen wunderschönen Tag!" Die Segenshandlung klang aus mit der musikalischen, tröstlichen Zusage, gespielt von einem Instrumentalensemble, das, na, aus was wohl? ... na klar, aus Familienmitgliedern bestand:
"Der Heiland sorgt für dich, fürchte dich nicht!"
(Chorbuch Nr. 158, Musik Erich Hartkopf, 1895 - 1981)
Versteht sich nicht von selbst, aber ja - man blieb noch gern im großen Kreis der Familie Schwarz, die mit ihrer Ehejubiläum und der Musik einem äußerlich trüben Tag einen besonderen Glanz verliehen hatte, als Gottesdienstgemeinde, die von überall hergekommen war, im Foyer der Kirche bei einem Umtrunk zusammen. Herzlichen Dank und allen eine gute Zeit!