Zum Gottesdienst in Bondorf eingeladen war die Gemeinde Mötzingen.
"... Mein Denken, all mein Tun und Sinnen gilt dir, Herr Jesu, nur allein;
o komm, nimm deine Braut von hinnen, in sel`gem Glauben wart ich dein!"
(aus Vers 2, Lied Nr.428, Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst, Text nach Heinrich Elmenhorst (1632 - 1704) und Wilhelm Osterwald (1820 - 1887), bearbeitet von Gustav Mankel (1907 - 1987)
Dieses Lied hatte ein großer gemischter Chor zu Beginn des Gottesdienstes gesungen. "Damit habe ich eine besondere Aufgabe bekommen.", begann Bischof Urs Heiniger. Ist das wirklich so, dass all mein Sehnen auf Jesus ausgerichtet ist? Ich für mich hätte da noch ein bisschen Arbeit. Es ist ein großartiger Trost: Unser Herr kommt wieder. Betrachten wir unsere persönliche Situation unter diesem Gesichtspunkt. Das gibt auch Sicherheit. Damit bekommt alles, was wir sonst erleben, einen anderen Stellenwert. Sicherheit und Trost, die unser himmlischer Vater uns durch den Heiligen Geist immer wieder neu schenken will. Ich stelle mich gern der Aufgabe, in meinem Tun und Trachten Jesus` Wiederkunft in den Mittelpunkt zu stellen. Gerade dazu soll die Adventszeit einen Anstoß geben. "Was er euch sagt, das tut", diese Worte der Mutter Jesus` sollen auch für uns gelten. Ohne Wenn und Aber. Zum Weihnachtsgeschehen gehört, sich auch das bewusst zu machen. Unsere Aufgabe ist es, das dazu notwendige kindliche Vertrauen aufzubringen.
"Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben." (Lk 1, 30, 31). "Ein Text aus dem Weihnachtsgeschehen.", begann Heiniger auf das eingangs verlesene Bibelwort einzugehen. Maria damals war ein Werkzeug des Herrn, die Jesus auf die Welt bringen sollte, "obgleich sie von keinem Mann wusste." Ist das auch unser Glaube? Dass Gott so seinen Sohn geschickt hat? Maria damals erschrak sich zwar. Aber ihre Reaktion war: So, wie du, der Engel es sagst, geschehe es. Das ist der Blick, den wir als Christen haben sollen. Kommen uns nicht manchmal Zweifel? Versuchen uns an Interpretationen, um rationale Erklärungen zu finden. Maria nicht. Ihre Reaktion war: So ist es. So soll es geschehen. Die jungfräuliche Geburt ist eine Grundlage christlichen Glaubens. Nicht als äußerliche Form. Sondern mit Liebe zu Gott und seinem Sohn verinnerlicht.
Was bedeutet das für uns? Dass wir Glaubensgrundlagen so nehmen, wie sie gegeben sind. Nicht mit Interpretationsversuchen sie auf die menschliche Ebene nehmen. Glaube ich, dass bei Gott alles möglich ist? Auch das, was mir nicht begreiflich scheint? Da wird die Wiederkunft Jesus als "in einem Augenblick" geschehend vorhergesagt. Das geht ja gar nicht - da ist ein Lokführer im Zug, ein Pilot am Steuerknüppel und die sind plötzlich weg? Aus menschlicher Sicht ist das nicht zu erklären. Aber Gott vermag das. Er ist mit dem Verstand nicht zu begreifen. Jesus war nicht nur ein begnadeter Mensch, inspiriert vom Geist Gottes. Nein, er war auch wahrer Gott. Als dessen Sohn in engster Beziehung zu ihm. Man kann in die Evangelien Vieles hinein interpretieren. Aber wir erkennen, dass Gott dahinter steht. Das ist Glaubensfundament. Jesus` Art der Geburt ist Grundlage christlichen Glaubens.
"Fürchte dich nicht,..." - Habe doch keine Furcht, diesen Glauben zu haben, auch wenn er mit dem Intellekt nicht erklärbar ist. Das gilt auch, wenn es darum geht, die eigenen Gaben für den Glauben und die Gemeinschaft einzubringen. Mancher Amtsträger könnte sich unfähig fühlen, seinen Auftrag zu erfüllen. Ich soll das Wort Gottes verkündigen? Setz dich ein an dem Platz, an dem du stehst. das gilt in jedem Alter. Ich - Jugendleiter? Ich muss doch meine Chancen nutzen, die ich nur in jungen Jahren haben kann. Das "Mittelalter" könnte meinen, jetzt habe ich dies und jenes erreicht, das muss ich erst einmal nutzen und genießen. Und die Senioren - ich muss doch in erster Linie meinen eigenen Alltag geregelt bekommen. Da geht nichts anderes. Wirklich? Gott kann dir beistehen, deinen Auftrag zu erfüllen. Jeder hat schon Erlebnisse gehabt. Erst "das schaffe ich doch nicht", und dann erfahren, dass Gott geholfen hat. Das ist das Glaubensleben. Habe keine Furcht. Gott ist mit dir. Er kann Wunder bewirken. Das größte dann, wenn Du am Tag des Herrn mit zu den Auserwählten zählst. "Der himmlische Vater kennt meine Schwächen. Und trotzdem gibt er mir die Chance, dieses Ziel zu erreichen."
Priester Walter Huber, Gemeinde Tübingen, erinnerte sich aus besonderem Grund an die Gemeinde Bondorf. Dort hatte er das Priesteramt empfangen. Und später erlebt, dass Gott ihn bei dessen Wahrnehmung nie allein gelassen hat. Wenn ich mich täglich auf Jesus` Wiederkunft einstelle, das mein Leben bestimmt, was folgt daraus? Ich habe die Chance, im Hier und Jetzt, um Verzeihung zu bitten. Und nutze sie, um etwas in Ordnung zu bringen. Es gibt Grenzen des Verstands. Daraus zu folgern, dass es das, was wir uns nicht vorstellen können, nicht geben kann, wäre verkehrt. "Lass dich durch den Glauben beflügeln. Er soll uns ans Ziel tragen."
"Lass dich vom Glauben beflügeln.", fuhr der Bischof fort. Ein Adler kann nur dann fliegen, wenn er frei ist. Du kannst durch einen einzigen Faden gebunden sein, der dich immer wieder zurückhält. Wie eine Marionette, die nicht selbst handeln kann. Jemand hat mich enttäuscht. Ein Moment des Erinnerns daran, der "Faden" wird durch ein einziges Wort in Funktion gebracht, und schon ist der alte Ärger wieder da. Gott will hinweg nehmen, was mich von ihm "wegzieht". Sicher, Manches hinterlässt Spuren. Deshalb bietet er, der alles kann, immer wieder seine Gnade an. Die Erklärung, so sind nun mal meine Gene, ich kann nicht anders, die hat keinen Bestand. Bei Gott ist nichts unmöglich. Wir können jedem Heil wünschen. "Es gilt, Gottes Gnade mit dem Glauben ganz zu erfassen."
Den musikalischen Abschluss machte die Instrumentalgruppe der Gemeinde mit weihnachtlichen Klängen. Sie hatte auch schon vor dem Gottesdienst gespielt. Da er sicherlich vor Weihnachten nicht noch einmal ins Gäu kommen würde, sagte Heiniger nach dem Gottesdienst leicht schmunzelnd, wünsche er beim Abschied schon an diesem Abend allen eine weitere schöne Adventszeit und ein von Freuden erfülltes Weihnachtsfest.