Glaubensgeschwister aus Gärtringen und Nufringen erleben gemeinsam adventliche Vorfreude im Gottesdienst unter der Leitung von Bezirksevangelist Werner Lampprecht
"Tochter Zion, freue dich ..." (Text Friedrich Heinrich Ranke, 1798 - 1876, Musik Georg Friedrich Händel, 1685 - 1759) erklang es zu Beginn des Gottesdienstes fröhlich, schwungvoll und geschlossen gesungen, jeden mitreißend, von der mit den Sängerinnen und Sängern gefüllten Empore ins voll besetzte Kirchenschiff hinunter. Werner Lampprecht hatte schon im Eingangsgebet im Voraus für die musikalische Bereicherung dieses besonderen Sonntagmorgens gedankt und zu Beginn des Gottesdienstes die Sänger mit ihrem Dirigenten Christof Eßwein herzlich willkommen geheißen. "Ja, es ist Advent geworden. Die Zeit, auf Weihnachten zu schauen. Da gibt es die angenehmen äußeren Begleitumstände wie zum Beispiel den Besuch auf einem der Weihnachtsmärkte. Aber, auf was kommt es an?" Wir erwarten, 2.000 Jahre nach seiner Geburt damals im Stall in Bethlehem, die Wiederkunft des Gottessohns. Kinder sind in diesen Tagen voll Vorfreude auf ihre Geschenke, was im Erwachsenenalter keine so große Rolle mehr spielen dürfte. Zurückschauen auf Jesus` Geburt damals - ja, sicher. Als Christen bleiben wir dabei aber nicht stehen. Wir sehen auf die verheißene Zukunftsperspektive: Christi Wiederkunft, um auf ewig bei Gott sein zu können. Und schon damals, mit der Weihnachtsbotschaft verheißen: Es kann durch die Geburt des Gottessohns allen Menschen Heil widerfahren.
So war es auch das "Licht Christi", das den Inhalt des Gottesdienstes bestimmte: "Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell." (Textwort, Jes 9,1). "Was ist Licht?" In diesen Tagen steht man morgens im Dunklen auf und kommt von der Arbeit auch wieder im Dunklen nach Haus. Man sorgt halt im Haus für Licht. Weil man es braucht. Und auf geistigem Gebiet? Da ist der Glaube an Christus das Licht. Rückblickend auf seine Geburt, schon 800 Jahre vorher durch Jesaja prophezeit. Schauen wir aber immer auch voraus auf die in der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament vorhergesagte Wiederkunft. Eine Zukunftshoffnung, zu der sich Christen bekennen und die sie mit anderen Menschen teilen wollen.
Wenn wir an Jesus glauben, dann geschieht auch etwas. Was ist Gott dann für mich? Im Alten Testament war er der, der auch grausam strafte. Das Neue vermittelt eine andere Botschaft: Der Gott, der gnädig gegenüber den Menschen ist und in Gestalt seines Sohns zu ihnen kommt. Sein Blick auf den Menschen ist keiner, den letzterer fürchten muss. Auch dann nicht, wenn er sündigt. Sein Sohn ist für alle in die Welt gekommen. Aber Gott erwartet, dass der Mensch sich bemüht, eigene Fehler zu erkennen und Buße zu tun.
Gott sieht gnädig auf jeden Menschen. Kann ich es ihm gleichtun? Zumindest kann ich mich darum bemühen. Gilt ganz praktisch im Alltag: Da ist der "ätzende" Autofahrer vor mir, den ich noch nicht mal überholen kann... der unerträgliche Nachbar mit seinen verqueren Attitüden. Gelegentlich nicht gern angenommen. Und nicht ganz einfach, sich darauf zu besinnen, dass Gott die beiden auch liebt. Und ich - überwinde hoffentlich die erste spontane Regung und bemühe mich, auch da nur den Menschen zu sehen, der vielleicht einfach nicht anders kann. Und dem ich manchmal sogar helfen könnte.
Im Alltag macht sich jeder so seine Pläne für den nächsten Tag und versucht, sie abzuarbeiten und durchzuziehen. Gott zeigt uns seinen Weg, der über das Alltägliche hinausgeht, durch seine Boten. Er gibt uns Zukunft und kann uns Gefahren aufzeigen. Da hören wir oft eine warnende innere Stimme. "Lasst uns die ernst nehmen. Aktiv als Christ zu leben, bedeutet, auch für den anderen da zu sein, getragen von dem Licht der Hoffnung, auf ewig bei Gott sein zu können."
Danach sang der Chor einen Adventstext zur Melodie "Highland Cathedral" (Satz Christof Eßwein). Geschildert wird das Ende des Kirchenjahrs und dessen Neubeginn mit Christi Geburt zum Heil der Menschen Verbunden mit der Aufforderung, den von den Hirten aufgezeigten Weg, hin zum Kind, zu verfolgen. Gemeindevorsteher Werner Löhmann, Gärtringen, griff das auf: "Gott hat uns Zeit gegeben und das Leben. Nutzen wir beides als Vorbereitung für die Ewigkeit." Ohne Gott, der die Liebe ist, gäbe es kein Licht auf der Welt. Durch seinen Sohn, der auf die Erde kam, wird Gottes Liebe erlebbar. Allerdings - bei aller Liebe, Gott sagt uns auch immer wieder, dass wir so, wie wir sind, nicht bleiben können.
"Das Wort Gottes ist ein Spiegel, in dem wir sehen können, was zu ändern ist.", griff Lampprecht den Gedanken auf. Aber gute Werke allein reichen nicht, um zu Gott zu kommen. " Wir glauben an die Gnade durch den Opfertod Christi. Ich lade alle, die daran teilnehmen wollten, zur Feier des heiligen Abendmahls und zur Teilhabe an Leib und Blut Jesu ein."
Nach dem Gottesdienst gab es noch ein großes "Danke" an den Chor. Und an alle die Einladung, noch ein wenig bei Getränken und Nahrhaftem beisammen zu bleiben. Wie sich später zeigte, wurde die Nufringer Gastfreundschaft gern angenommen. Zuvor kam aber vom Chor das mit großem Applaus belohnte musikalische Finale:
"Advent ist ein Leuchten, ein Licht in der Nacht, der Schein ist Jahrtausende alt.
Wie damals verspüre, wenn`s dunkel und friert, dass wärmer und heller es wird.
...Es spricht von der Hoffnung, vom ewigen Licht, und Wegen voll Zuversicht.
...Halt inne und finde darin mit Bedacht, die Botschaft der Heiligen Nacht."
(Hochdeutsche Version; Originaltext Südtiroler Mundart)