Gottesdienst in Rottenburg mit Bezirksevangelist Jochen Hübner und in Tübingen mit Bezirksältesten Kurt Fuchs
"Er, der nie begonnen, er, der immer war,
ewig ist und waltet, sein wird immerdar!"
(Nr. 144, aus Vers 1, "Heilig, heilig, heilig,...",Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst,
Text Johann Philipp Neumann)
Während die einen Sonntag früh von Nord nach Süd fuhren (Bezirksältester Klaus von Bank nach Überlingen und Bezirksevangelist Werner Lampprecht nach Meßkirch), begaben sich die anderen von Süd nach Nord, aus dem Bezirk Tuttlingen nach Tübingen (Bezirksältester Kurt Fuchs) bzw. nach Rottenburg. Dort spielte vor dem Gottesdienst eine Instrumentalgruppe mit Orgelbegleitung und sorgte für die musikalische Einstimmung der Glaubensgeschwister aus Ammerbuch-Pfäffingen, Bondorf, Mötzingen und Rottenburg. "Solche Gottesdienste - Austausch der Bezirksämter - weichen vom Üblichen ab. Spannend, wegen der Überlegung, wer da wohl kommt? So spannend auch wieder nicht. Wirklich Neues kann und wird es nicht geben. Es geht um den großen Gott, der heilig ist.", bezog sich Hübner auf das eingangs zitierte, vom gemischten Chor zu Beginn gesungene Lied. "Diese Botschaft wollen wir erfahren. Wir wollen Gott erleben und sein Evangelium hören."
Warum gehen wir in den Gottesdienst - Routine? Was ist wirklich der Kern - warum lebe ich meinen Glauben? Warum kann ich zu Manchem "ja" sagen und lehne Anderes ab? Darauf muss sich jeder selbst die Antwort geben. Mit dem Gottesdienstbesuch will ich dem Herrn nahe sein, besonders im heiligen Abendmahl. Ich will Gemeinde haben. Wo könnte ich heute Morgen sonst hingehen, wo Gott heilig ist? "Hierher, denn wir glauben gemeinsam an eine gemeinsame Zukunft."
"Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; denn sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre." (Offb 20, 6). Beim eingangs verlesenen Bibelwort geht es um die Zukunft. Um unsere gemeinsame, die wir uns darin eins sind. Was eine ganz andere Bedeutung hat als die Planung eines gemeinsamen Urlaubs, zum Beispiel. Wir sind ein Volk der Zukunft. Es macht keinen Sinn, vergangenen Zeiten als den vermeintlich besseren hinterher zu trauern. Vielmehr liegen Trost und Klarheit darin, zu erfahren, wie alles weitergeht. Wir erwarten Jesus` Wiederkunft. Und danach? Es folgte die Schilderung des weiteren Ablaufs des zukünftigen Geschehens, wie es der Bibel zu entnehmen ist. Letztlich damit endend, dass allen das Evangelium Christi nahe gebracht sein wird. Auch den Vielen, die zu Lebzeiten noch nicht einmal die Chance dazu gehabt hatten. Und das frei von jeglichen Vorbehalten, die man anderen gegenüber gelegentlich spontan hat, aber nicht haben soll.
Diese Zukunft kann uns Zuversicht geben. Was hat das mit mir zu tun? Ich kann an der ersten Auferstehung teilnehmen und dann Priester Gottes und Christi sein, wie es im Textwort für den Gottesdienst steht. Mit "ihm regieren tausend Jahre ", wobei die symbolisch zu verstehen sind als "eine lange Zeit". Ich soll dann ein Missionar sein? "Gott traut es dir zu, selbst Gutes zu bewirken." Ich habe mein Leben gelebt. Meine Krankheiten und anderes durchgestanden. Mit meinen Erfahrungen kann ich ein Vorbild für andere sein - je nachdem, wie ich mit diesem und jenem umgegangen bin. Gestalten wir unser Leben so, dass wir authentisch ein Zeuge Christi sind? Warum muss auch das schwer zu Ertragende sein? Damit unsere Erfahrung vielleicht anderen einmal nützlich sein könnte. Um das so sehen zu können, muss man sich selbst ganz schön disziplinieren. Das Wirken des Heiligen Geistes kann uns dazu befähigen.
"Priester und Könige sein..., ihr aber seid das auserwählte Geschlecht,..., ...dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat..." (vgl. 1. Petr 2, 9). Diese Verheißung gilt dir nicht etwa deshalb, weil du besser bist als andere. Sondern, weil du eine Geschichte hast, die dich befähigt, das zu verkündigen.
Könige - werden nicht als "normale" Menschen gesehen. Sie haben im Idealfall eine Würde, eine innere Haltung, mit der sie regieren. Gehe ich würdevoll mit meinem Nachbarn, meinem Nächsten um? Das Grundgesetz erachtet in Art. 1 die Würde des Menschen als unantastbar. Wie gehe ich mit mir um? Achte ich darauf, dass meine Würde nicht verletzt wird? Auch nicht durch mich selbst? Würdig bedeutet nicht, vollkommen zu sein. Mein Glaube kann mich würdig machen. Dann muss ich nicht zu allem und jedem meinen Kommentar abgeben. Das ist dann unter meiner Würde.
Könige bewerten, was richtig und was falsch ist. Sie schaffen damit Klarheit. Bedeutet nicht, über den Nächsten zu richten. Aber klar zu erkennen: Was bringt mich weg von Gott und was bringt mich ihm näher. Priestertum - was ist ein vollkommener Priester? Er kann die Herzen sehen. Er ist immer da. Immer ansprechbar. Egal, ob es dem anderen gut oder schlecht geht. Nimmt sich Zeit für den Nächsten, auch wenn ja heutzutage vordergründig niemand mehr Zeit hat für anderes als die eigenen Belange. Er sieht das Leid des anderen, macht ihm Mut. Er bittet Gott, ihm einen Weg zu zeigen, damit er dem anderen helfen kann. Priester - der Pontifex - ist in der wörtlichen Übersetzung ein Brückenbauer. Im tausendjährigen Friedensreich geht es um alle Menschen, vorurteilsfrei. Ich muss sie beobachten, einschätzen, um einen Weg zu ihnen zu finden. Aber nicht sie beurteilen.
Das schaffe ich nie, keine Chance? Du bist hier, weil Gott es dir zutraut. Du wirst auf deine Aufgaben vorbereitet. Gott sagt: Lerne dein Leben zu leben und nutze dazu die Kraft aus dem Heiligen Geist. Es gibt keine Option dafür, damit erst gar nicht anzufangen. So unterschiedlich wir sind - durch das gemeinsame Bestreben gehören wir zusammen.
Priester Victor Bauer, Gemeindevorsteher in Ammerbuch-Pfäffingen, zeigte sich froh, dass uns Gnade geschenkt wird. Ohne die es schlimm um uns bestellt wäre. Ganz ohne Gott in unserer Mitte, ohne das Sakrament des Heiligen Abendmahls, wären wir eine beliebige Gemeinschaft, die sich nicht von anderen unterscheidet. Die priesterliche Gesinnung betrifft jeden, jung oder alt. In ihr müssen wir wachsen. Barmherzig sein, wie der Samariter, der mehr tat als man von ihm hätte verlangen können. Frieden stiften und Unfrieden nicht fördern. Gott wird uns helfen, ein warmes Herz für den Nächsten zu haben.
Hirte Lothar Dopf, Vorsteher in Rottenburg, betonte den Aspekt der Zukunft, egal, was vor 20, 40, 60 Jahren war. Wenn in einer Firma mit einem Mitarbeiter dessen Perspektiven dort erörtert werden, die Beförderungsmöglichkeiten enthalten, dann wird ihn das motivieren, alles einzusetzen, um diese Chance wahrzunehmen. Wir sind aus Gnaden erwählt. Nutzen wir die damit verbundene Perspektive. "Gott traut dir und mir zu, an der ersten Auferstehung teilzunehmen, zu denen zu gehören, die selig und heilig sind, es nicht erst werden. Königlich und priesterlich sein zu können. Also, packen wir`s an!"
"Jesus schenkt seinen Leib und sein Blut jedem", hieß es zur Vorbereitung der Feier des heiligen Abendmahls. Beim ersten Abendmahl damals mit seinen Jüngern reichte er jedem Brot und Wein, ohne Ausnahme. In der Einstellung treten wir vor ihn!"
Nach dem Gottesdienst bedankte sich der Bezirksevangelist für den freundlichen Empfang in Rottenburg. Das für ihn nun nicht mehr nur ein Hinweisschild zum Abbiegen von der A 81 sei, sagte er.
Den Schlusspunkt setzte der Chor mit dem Lied, dessen letzter Vers hier zitiert wird:
"O lasst uns in Erwartung stehn und täglich sein bereit,
zu jeder Stunde einzugehn ins Reich der Herrlichkeit."
(Chorbuch Nr. 411, "Es ist ein Tag voll Glanz und Licht, Text nach unbekanntem Dichter von Karl Müller, 1914 - 2000)