Beim "Sonntags"-Gottesdienst zu ungewohnter Zeit freuen sich die Glaubensgeschwister aus der Gemeinde im Tübinger Umland über hohen Besuch.
"Herr, weil mich festhält deine starke Hand, vertrau ich still. ..."
(Nr. 178, Chorbuch für den neuap. Gottesdienst, Text Helga Winkel, geb. 1957)
Weil am Sonntag darauf in Schweinfurt ein in verschiedene Gemeinden der Gebietskirche Süddeutschland live übertragener Gottesdienst mit Bezirksapostel Michael Ehrich nur für Amtsträger, u. a., stattfand, wurde der "normale" auf den Samstag davor verlegt. So fand sich in Ammerbuch-Pfäffingen eine große Gemeinde ein, zu der auch viele Vorsteher aus dem Bezirk, aktiv und im Ruhestand, mit ihren Ehefrauen zählten.
"Im Alltag könnten wir schnell den Blick dafür verlieren, dass es göttlicher Wille ist, dem wir vertrauen.", ging der Bischof zu Beginn auf das eingangs zitierte Lied ein, das der gemischte Chor gerade vorgetragen hatte. Ein Chor, der, das sei an dieser Stelle schon mal erwähnt, unter Leitung seines Dirigenten, der zugleich auch der Organist im Gottesdienst war, einfühlsam, dynamisch und so die Aussage der Texte hervorhebend, seine Lieder vortrug. Schlicht und ergreifend. Dafür haben die Musizierenden nicht nur den Dank des Bischofs verdient, den er besonders betonte.
"Wir dürfen immer zu Gott kommen mit Bitten und Fragen. Dass er uns neu Kraft schenken möge. Was wir zugegebenermaßen oft mit der Bitte um irdische Belange verbinden, die nicht das Wesentliche sind." Wir dürfen sicher sein, dass es Gottes Wille ist, uns nah zu sein. Er will uns Mut machen. Unser Vertrauen stärken: Auch, wenn ich ihn oft nicht verstehe, es ist gut.
"Denn ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! Fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, du armer Haufe Israel. Ich helfe dir, spricht der Herr, und dein Erlöser ist der Heilige Israels." (Jes 41, 13 u. 14). "Dieses Wort sollte ein Trost für das Volk im Exil sein.", begann Heiniger auf den Bibeltext für den Gottesdienst einzugehen. "Ich bin bei euch. Werft euer Vertrauen nicht weg." Und das trotz einer misslichen Lage damals: Fern von Jerusalem. Gezwungen, Kompromisse mit anderen Ethnien eingehen zu müssen. Und dann die Zusage: "Ich fasse deine rechte Hand!". Menschlich gesehen hätte Gott am besten gleich den gesamten Ablauf seines Hilfsprogramms erläutern sollen. Aber es musste die Zusage reichen: Ich helfe dir. Fürchte dich nicht! Wie oft haben wir das Gefühl, allein zu sein. Wo ist sonst noch jemand, der glaubt? Deine Nachbarn finden dich vielleicht eher seltsam mit deiner Einstellung zu Gott. In einer schweren Krankheit - wie soll es da weitergehen? Nein, da gibt es kein Versprechen, dass alles gut gehen wird. Aber er nimmt dich bei der Hand und will dich aus deinen Sorgen herausführen. Wenn ich Gottes Hilfe damit verbinde, dass er mir alle Probleme wegschafft, dann wird es schwierig. "Lasst uns dessen bewusst sein, dass sein Wille gut ist. Dann können wir wieder Vertrauen haben."
Gott damals sprach das Volk persönlich an: "Jakob und Israel". Jakob, dem Gott ein Land in der Fremde schenken wollte. Und er tat es. Und der bei seiner Rückkehr in einem Kampf gegen einen starken Gegner - Gott - bestand und den Beinamen "Israel" erhielt. In jedem Gottesdienst spricht uns der Herr persönlich an und will uns Sicherheit geben. Aber, er will uns nicht ins Paradies führen, sondern in die Herrlichkeit. Es mag zwar schön im Garten Eden gewesen sein. Aber Herrlichkeit bedeutet, bei Gott sein zu können. "Liebes Gotteskind, ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du sollst dieses Ziel erreichen dürfen."
Bei der Konfirmation wird das Gelübde abgelegt, dem Bösen zu entsagen. Der Kampf gelingt mal besser, mal schlechter. Und trotzdem bleibt der Herr dein Gott, der dir helfen will. Wenn man krank ist, braucht man medizinische Hilfe. Wir bekommen einen Rat, an den wir uns dann auch halten, um gesund zu werden. Ist die akute Situation vorbei, dann sind diese Ratschläge im Alltag schnell wieder vergessen. Gott will uns helfen, seinen Segen zu empfangen und das Glaubensziel zu erreichen. Aber damit seine Liebe wirken kann, gilt es auch, darum zu kämpfen, den Glauben zu bewahren. Und darum zu ringen, dass göttlicher Segen mit uns sein kann.
Wir haben auch den Auftrag, mitzuwirken und Zeuge seines Wirkens zu sein. Dabei hilft uns Gott. Durch den Heiligen Geist gibt er Klarheit, Sicherheit und Trost. Er schafft Klarheit, um Zweifel überwinden zu können. Damit wir das Irdische vom Ewigen zu trennen vermögen. Damit wir fest bleiben im Glauben und auf die Erfüllung göttlicher Zusagen warten.
In der Gemeinde geben wir Zeugnis von Jesus` Zusage: Er will wiederkommen. Das muss im Mittelpunkt stehen. Darum gilt es zu kämpfen und nicht der Gefahr zu erliegen, das zu relativieren. Das geht nicht über den Verstand. Vielmehr muss dies die grundsätzliche Haltung in meinem Leben sein. Damals, als sich das Volk Israel in der Verbannung befand, gab es objektiv gesehen eigentlich keine Chance, dass sich das je ändern würde. Aber wer das Versprechen Gottes im Herzen hatte, der hat trotzdem danach gelebt.
Um diese innere Sicherheit kämpfen und um den Segen ringen, da gibt es keinen Automatismus. Segen bedeutet nicht die irdische Vermehrung meines Hab und Guts. Wenn man Gottes Gebote hält, dann bedeutet der Segen die innere Freude und Sicherheit: Der Herr ist mit uns. Der Gedanke, anderen, die rücksichtslos sind, denen fällt alles zu, und ich dagegen? ist falsch. Uns geht es bei unserem Kampf um Frieden und Segen.
"Fürchte dich nicht,..." - zum Segen gehört auch das Erkennen, dass Gott Segensträger geschenkt hat. Die mögen durchaus Fehler haben. Sieht man dabei nur das Menschliche, dann wird es schwierig. Trotzdem sich bewusst machen: Gott hat uns genau diese geschenkt, damit wir selig werden. Gott hat damals Mose beauftragt. Wer von den Menschen zu seiner Zeit in ihm nur einen höchst fehlerhaften Mann sehen konnte, dem konnte er kein Segensträger sein. Lasst uns darum ringen, zu erkennen, dass hinter dem Segensträger der himmlische Vater steht: Dann erleben wir ihn und können freudig davon Zeugnis geben.
Priester Walter Huber, Gemeindevorsteher in Pfrondorf, wies auf den scheinbaren Widerspruch von einerseits geforderter Gottesfurcht und andererseits dem "Fürchte dich nicht!" hin. Nein, nichts Konträres, sondern vielmehr: Egal, was ist. Gott will nur das Beste. Ich muss mich nicht fürchten, denn der liebe Gott ist da.
"Ich glaube daran!" (aus "Ich glaube an den Vater, ...", Chorbuch Nr. 181, Text Markus Pytlik, geb. 1966) griff Heiniger vor der Feier des heiligen Abendmahls den Text des gerade verklungenen Chorlieds auf. "Ein grandioser Gedanke. Mit unserem Glauben können wir erleben, dass Gott Gnade schenkt." Josef damals verzieh seinen Brüdern, die ihm Übles zugefügt hatten und beim Wiedersehen Jahre später seine mögliche Rache fürchteten. "Stehe ich an Gottes statt, dass ich euch verurteilen kann?" Er wusste um eigenes Fehlverhalten. Es steht keinem Menschen zu, über einen anderen zu urteilen. Nur so wird Hilfe möglich. "Ich will daran arbeiten, diese Einstellung zu haben. Um dann erleben zu können, wie sehr Jesus für alle da ist."