In Ammerbuch-Pfäffingen, Herrenberg, Rottenburg und Tübingen fanden Gottesdienste am Sonntagmorgen statt, zu denen besonders auch Gäste eingeladen waren.
Glaubensgeschwister und Gäste aus allen acht Gäugemeinden feierten den Erntedanktag mit einem Gottesdienst unter Leitung von Apostel Martin Schnaufer in Herrenberg. Die Planungen dort hatten schon eine Weile vorher stattgefunden. Rechtzeitig war nach der zweiten Zusammenkunft des Organisationsteams unter Leitung von Bezirksevangelist Werner Lampprecht und Gemeindevorsteher Hirte Klaus Giringer sowie Evangelist Carsten Dehner, beide Herrenberg, alles in "trockenen Tüchern": Wie soll die musikalische Gestaltung aussehen? Wer organisiert Speis und Trank für den kleinen Umtrunk im Anschluss an den Gottesdienst? Wer ist für die herbstliche Dekoration der Kirche federführend? Um nur Einiges zu nennen.
Am Samstag davor um 15.00 Uhr ging es los in der und um die Herrenberger Kirche herum. Viele fassten mit an, beim Schmücken, Tische für den Sektempfang nach dem Gottesdienst bereitstellen und allem, was zu tun war. In einem Nebenraum wurde die Technik klargemacht - es sollten in einem der Räume Bilder zum Thema Hunger in der Welt einerseits und Verschwendung andererseits gezeigt werden. Ein Tisch war im Untergeschoss gerichtet worden, um die Spenden für die Herrenberger Tafel abzustellen. Und der füllte sich schon am Samstag mit Nahrhaftem und Nützlichem. Und was da alles für die Dekoration herangefahren wurde: Heugabel, Schaufel, Besen, alles unerlässliches Geräte in Zeiten, als Manpower mangels Maschinen gefragt war. Eine Weinrebe (mit Trauben!) im Topf, Strohballen, ein (leider leeres) 60-l-Weinfass, Früchte, Blumen. Wohin das Auge sah, alles galt nur einem Motto: Ernte und Erntedank.
Am Sonntagmorgen gab es in Herrenberg eine volle Kirche. "Ganz herzlich willkommen", begann Apostel Martin Schnaufer. Er griff einen Rat auf, der gerade musikalisch von einem weiblichen Gesangsensemble, von einer Klavierspielerin begleitet, erteilt worden war: "Schau auf die Welt! ...". "Ja, sieh hin, was eigentlich geschieht. Lass dich nicht wie in einem Strudel durchs Leben treiben. Es folgt nicht automatisch eins aufs andere. Schau, wie und wo Gottes Wirken dahinter steht. Wie plötzlich kann sich eine scheinbare Sicherheit ganz anders darstellen. Eine kleine Veränderung - und nichts ist mehr wie es vorher war.", begann der Apostel.
Erntedank - Gott ist nicht auf unseren Dank angewiesen. Die Dankbarkeit brauchen wir. Damit wir genau hinschauen, um erkennen zu können: Von Gott gibt es nur letztlich Gutes, auch wenn es ad hoc anders scheinen könnte. Und Sicherheit: Er mag mich! Das sehe ich nur, wenn ich genau hinblicke. Und manches auch erst in der Rückschau.
"Danket dem Herrn, denn er ist freundlich,... .Der Speise gibt allem Fleisch, ... Danket dem Gott des Himmels, denn seine Güte währet ewiglich." ( Ps 136, aus den Versen 1, 25 u. 26). So lautete das eingangs verlesene Bibelwort zum Gottesdienst. "Dankbarkeit - als unsere Chance zur Freude. Im Bewusstsein: Das ist mein Vater. Die einen auch überkommen kann beim bewussten Erleben eines schönen Sonnenaufgangs. Dankbarkeit dafür, dass er uns zubereiten will für die Gemeinschaft mit ihm." Erntedank - hat verschiedene Facetten. Was ist selbstverständlich? Familie, Kinder, Arbeit, jeden Tag sattwerden können, die Qual der Wahl angesichts voller Warenregale beim Einkaufen zu haben? Schaut man auf die eigene kleine Welt - nichts ist selbstverständlich. Alles kann sich von Jetzt auf Nu ändern.
Erntedank als Tag der Freude. Nicht, wenn man sieht, was man alles nicht hat. Der Vergleich ist das Ende des Glücks. Bin ich auch bereit, zu teilen, zu verzichten? Muss ich alles optimieren? Früher blieb ein Teil der Ernte auf dem Acker stehen, für die, die kein Land ihr eigen nennen konnten. Dankbarkeit zeigt sich im Opfer. Etwas weggeben, ohne bestimmen zu wollen, was damit zu geschehen hat. Letzteres ist nicht mein Thema. Opfer - bedeutet nicht nur die Gabe an Materiellem, sondern auch die an Zeit sowie das Einbringen meiner Fähigkeiten. Dann kann auch das Vertrauen in Gott wachsen, weil ich mir die Chance eröffne, segensreiche Auswirkungen meines Tuns zu erleben. In der Konsequenz bemühen wir uns so auch um die Bewahrung der irdischen Schöpfung. So lange, bis es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben wird, ein neues Jerusalem (vgl. Offg 21). Die will Gott uns schenken. Er begleitet uns auf diesem Weg mit dem Ziel des ewigen Lebens. Unser Blick dafür ist zu eng. Aber wir sind dankbar dafür, dass die Perspektive Realität werden kann: Gott wird das Werk vollenden. Wir sind dankbar, im heiligen Abendmahl Gemeinschaft mit Jesus haben zu können: Eine Chance, die über allem Irdischen steht. "Wir wollen miteinander in die Zukunft gehen, um in einer Freude leben zu können, die dann nie wieder aufhört."
Nach dem Vortrag eines Textes mit Klavierbegleitung, in dem es u. a. auch um die Bitte ums tägliche Brot, aber auch die um Vergebung unserer Schuld ging, sagte Bezirksvorsteher Klaus von Bank: "Wir dürfen Brüder und Schwestern im Bekennen christlichen Glaubens sein." Ein komplexes Thema - Erntedank. Den Juden damals war die Ernte so wichtig, dass es drei Dankfeste gab: Für die Ernte der Gerste, des Weizens und des Obsts. Wir wollen jeden Gottesdienst nutzen für ein kleines Dankfest. Zumal wir durch die Medien wissen, wie es in anderen Gegenden der Erde aussieht. Da begibt man sich auf die Flucht, um unter Einsatz von Leib und Leben wenigstens eine Chance auf andere Lebensverhältnisse zu haben. Beschämend, wenn wir unsere "Kardinalsprobleme" dazu in Relation setzen. Der Vergleich mit anderen kann unglücklich machen. Er kann auch glücklich machen, wenn man anderer Elend bewusst wahrnimmt und feststellen muss, dass die eigene ach so benachteiligte Position eigentlich ein Glück ist. "Solche Erntedankgedanken mögen uns das ganze Jahr hindurch begleiten."
Der Apostel erwähnte den Reichen Kornbauern und warnte vor Habgier. Der sah im Erfolg nur die eigene Leistung. Nicht auch die anderer. Und schon gar nicht, was er für andere tun könne. Der Anspruch eines Christen kann es nicht sein, aus extremer Motivation keine Rücksichtslosigkeit zu scheuen. Vielmehr genau hinsehen, was Gott uns schenkt und damit verantwortungsvoll umgehen. Zur Feier des heiligen Abendmahls überleitend, hieß es, wir beten: "Vergib uns unsere Schuld". Gott wird uns gemeinsam gnädig sein. Das unterstreicht die Wichtigkeit der Gemeinschaft und auch die der Gemeinde, die ich haben darf. Was wäre die Alternative - bestenfalls das Bibellesen allein zu Haus. Was habe ich bei anderen Menschen Fehler zu suchen? Wir wollen auf Gott schauen. "Lasst uns das mit Liebe und besonderer Dankbarkeit tun!"
Nach dem Gottesdienst wurde im Foyer der Kirche und in einem Nebenraum mit Sitzgelegenheit für die nicht mehr ganz so mobilen Glaubensgeschwistern gemeinsam den guten Gaben zugesprochen, die vorbereitet und gespendet worden waren: Ein Erntedankfest nicht nur für die Sinne wegen der liebevoll bis ins Detail gestalteten Dekoration, sondern auch fürs leibliche Wohl. Danke, an alle, die dazu beigetragen haben.
In Tübingen fand der Erntedankgottesdienst am Sonntagmorgen unter Leitung von Gemeindevorsteher Arndt Bayer statt. Die Gemeindemitglieder dort waren auch frei- und ausgiebig der Bitte gefolgt, Lebensmittel u. a. für die Tübinger Tafel mitzubringen, die zusammen mit einem Betrag von 500 Euro, den das Hilfswerk der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, NAK human aktiv e. V., zur Verfügung gestellt hat, gespendet worden sind.