Vor Beginn der Hauptferienzeit in Baden-Württemberg ein wenig Abschiedsstimmung und viel Vorfreude auf das große Wiedersehen am Erntedanktag
"All mein Verlangen ich dir nur befehle;
Zuflucht und Hoffnung bist einzig nur du."
(aus Vers 2, Nr. 112 Chorbuch für den neuap. Gottesdienst, Text nach Hermann Engelhardt (1872 - 1938)
Unter anderem dieses Lied sang ein großer gemischter Chor, bestehend aus SängerInnen aller Gäugemeinden, schon vor dem Gottesdienst. Er sorgte neben dem Gemeindegesang für die musikalischen Akzente. Und, wie der Bischof am Schluss anmerkte, als er sich bei Chor und Dirigentin bedankte, ein Gottesdienst kann zwar auch ohne Chorgesang gelingen. "Aber mit ist viel schöner."
"Gott ist da, gibt uns sein Wort, zeigt uns sein Gesicht.", ein besonderes Bewusstsein an einem Sonntagmorgen. Zwar ist Gott immer da, aber das kann schon mal unter der Woche mit ihren Anforderungen und Sorgen in den Hintergrund geraten, begann Heiniger, bevor er auf das Bibelwort für den Gottesdienst einging: "Denn mich verlangt danach, euch zu sehen, damit ich euch etwas mitteile an geistlicher Gabe, um euch zu stärken, das heißt, damit ich zusammen mit euch getröstet werde durch euren und meinen Glauben, den wir miteinander haben." (Röm 1, 11 u. 12).
Apostel Paulus war sich sicher, dass es Glaubenserkenntnis gab bei den Römern. Aber das reichte ihm nicht. Er wollte sehen. Nicht mit den irdischen Augen. Vielmehr es in der Gemeinde erleben, um es in der Seele glauben zu können: Gott ist da. Geht dieses Bewusstsein im Alltag verloren, dann lassen Unstimmigkeiten leicht die Frage aufkommen, Gott, wo bist du? Dann brauchst du das Verlangen in dir, Gott wieder richtig sehen zu können. Ein Kind, das sich mit Süßigkeiten vollgestopft hat, wird keinen Hunger beim Mittagessen haben. Die vielen Angebote unserer Zeit können das Bedürfnis nach Ruhe und Frieden verdrängen. Es soll aber das Verlangen nach himmlischem Trost immer im Vordergrund stehen.
Paulus verlangte es danach, die Gemeinde in Rom zu sehen. Ein Amtsträger muss Verlangen nach der Gemeinde haben. Der Amtsauftrag allein genügt nicht. Paulus wollte auch deshalb kommen, weil die Gemeinde ihn trösten sollte. Das braucht ein Apostel? Ja. Seine Gaben kommen erst durch das gemeinsame Erleben in der Gemeinde zum Wirken. Die Apostel, und in deren Auftrag die Amtsträger, haben die Gabe, das Evangelium zu verkünden und es den Menschen aufzuschließen, so dass daraus ein tiefes Erleben wird.
Die Aussage des Evangeliums ist eigentlich klar und jeder Christ kann sie so in sein Leben einfach mitnehmen? Aber ein Evangelium allein ist keine lebendige Hoffnung. Leben bedeutet Entwicklung und Begeisterung. Deshalb kam Jesus auf die Erde, um Gottes Wort zu verkündigen. Paulus wollte den ihm erteilten Auftrag erfüllen und deshalb in die Gemeinde kommen. Haben wir auch diese Sehnsucht?
Das Apostelamt hat in besonderer Weise die Aufgabe, das heilige Abendmahl auszusondern und zu spenden. Es ist nicht nur ein Gedächtnismahl. Es geht auch darum, dass Jesus sich dir in Leib und Blut schenken will.
Es sind zwei entscheidende Punkte: Ein Apostel will als Diener offenbar werden. Das kann er nicht für sich allein, sondern er braucht dazu die Gemeinde. Die Nähe zum Nächsten. Das Erleben des Evangeliums. Und Gnade zu erfahren ist keine persönliche Angelegenheit. Vielmehr wird das in der Gemeinde erlebt. Dorthin darf ich mit meinen Fehlern kommen. Sie nimmt mich auf. Paulus war ein Verfolger der Christen gewesen. Die trugen ihm das nicht nach, sondern akzeptierten ihn. Die Gnade war da und nicht nur bloße Theorie. "Wir wollen die Kraft aus dem Heiligen Abendmahl erfahren und daraus den Wunsch, Jesus möge bald kommen. Dass diese Sehnsucht in dir und mir lebt, das lasst uns mitnehmen. Und aus dem gemeinsamen Gebet heraus wollen wir uns gemeinsam vornehmen, zu vergeben und selbst den ersten Schritt zum anderen hin zu tun."
"Gemeinde ist Geben und Nehmen. Und wir alle sind Bestandteil der Gemeinde.", begann Bezirksvorsteher Klaus von Bank. Das gilt wechselseitig. Ich habe keinen Anspruch auf eine "Wohlfühlgemeinde", für die andere, die Amtsträger, zu sorgen haben. Auch die möchten sich in einer Gemeinde wohlfühlen können. Jeder ist gefordert, dazu beizutragen. Mit den jeweiligen eigenen, höchst unterschiedlichen Gaben. Vom tatkräftigen Handeln bis zum stillen Gebet. Wenn jeder an jeden denkt, dann gibt das Kraft. Sicher, wir werden in der Gemeinde auch Enttäuschungen und Rückschläge erleben, aber auch immer wieder Hilfe erfahren.
Der Bischof betonte: Wir dürfen das Vertrauen haben, dass Gott die irdischen Verhältnisse letztlich so regeln wird, dass es weitergehen kann. Wichtig ist, nicht um die Veränderung der äußeren Umstände zu bitten, sondern um die Kraft, mit ihnen umgehen zu können. Heiniger warnte vor einem gefährlichen "Virus": "Ich zuerst. Was bringt mir dies und jenes?" Diese Gedanken schwächen die Gemeinde. Es gilt, dagegen "Abwehrkräfte" zu entwickeln, sich zu fragen: "Wie geht es meinem Nächsten?" Als "Vitamin", als Kraftquelle Jesus` Fleisch und Blut aufnehmen zu können, das funktioniert nicht, wenn wir durch die Sünde blockiert sind. "Wenn wir öffentlich gemeinsam das Unser Vater beten, wollen wir bezeugen, dass Gottes Wille der Maßstab unseres gemeinsamen Lebens sein soll. Welche Macht sollte dann dagegen stehen können?"
Nach dem Gottesdienst bat Heiniger, auf den Beginn der Ferienzeit und die für Schüler damit auch verbundenen Versetzungszeugnisse anspielend, um nachsichtige Eltern. Wünsche für eine schöne Urlaubszeit und ein freudiges nach Hause Kommen schlossen sich an. Gemeindevorsteher Klaus Giringer (Herrenberg) gab anschließend schon mal einen Ausblick auf das große Fest nach der Sommerpause: Erntedankgottesdienst am 07. Oktober 2018 für die Gäugemeinden in Herrenberg mit Apostel Martin Schnaufer. Die neuapostolischen Gebietskirchen in Europa nehmen den Erntedanksonntag zum Anlass, verstärkt Gäste einzuladen. Motto wird sein: "Gott sei Dank". In dem Zusammenhang sind auch verschiedene Aktionen um den Erntedanksonntag herum geplant, bei denen die Mitwirkung aller Glaubensgeschwister im Gäu gefragt ist. Das trotz Urlaubszeit im Auge zu behalten, war das Anliegen eines vorausschauenden Gemeindevorstehers.