Es sang das Vocalensemble "Cappella Occasione".
In der Stunde der Kirchenmusik am 08.07.2018 in der neuapostolischen Kirche Tübingen standen Chorwerke des 16. bis 21. Jahrhunderts auf dem Programm. Das Vokalensemble Cappella Occasione fand sich 2017 anlässlich von Konzerten in der evangelischen Kirche Tübingen-Weilheim und der katholischen Stiftskirche Horb zusammen. Die 15 bis 20 Sängerinnen und Sänger kommen aus ganz Baden-Württemberg. Die Leitung hat Markus Herr.
Die kurze Motette "If Ye love me" (aus dem Johannesevangelium: "Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit") von Thomas Tallis, einer der frühesten Komponisten in der englischen Reformation und Lehrer von William Byrd, bildete den Anfang des Programms. Ihr folgten "Lobt Gott getrost mit Singen" von Adam Gumpelzhaimer, dem Kantor und Musiktheoretiker im protestantischen Augsburg, und die zweiteilige Motette "Sicut cervus desiderat ad fontes / Sitivit anima mea" von Giovanni Pierluigi da Palestrina, auf den lateinischen Text aus dem 42. Psalm: "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir."
"Befiehl dem Herren deine Wege" – auf diesen Vers aus Psalm 37, der als Motto über dem Programm stand, dichtete Paul Gerhardt eines seiner bekanntesten Lieder: "Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt". Albert Becker, der in Berlin den Domchor leitete, verknüpft in seiner Motette op.67, 1 den Psalmtext mit der ersten Strophe des Liedes von Gerhardt: Die Unterstimmen singen den Psalmtext. Der Sopran singt in langen Notenwerten darüber den Choral von Gerhardt.
Neben der Motette von Becker waren aus dem 19. Jahrhundert noch Kompositionen von Johannes Brahms und J. G. von Rheinberger zu hören. Das Geistliche Lied op.30 von Brahms über den Text von Paul Flemming "Lass dich nur nichts nicht dauern mit Trauern, sei stille! Wie Gott es fügt, so sei vergnügt mein Wille." ist eigentlich ein Jugendwerk des aus Norddeutschland stammenden und später in Wien lebenden Komponisten. Den Abschluss des Abends bildete die wohl berühmteste Komposition Rheinbergers. Das Abendlied schrieb er über einen Text aus dem Lukasevangelium: "Bleib bei uns, denn es will Abend werden".
Zwei Chorwerke des 20. und 21. Jahrhunderts, die sehr in der englisch-romantischen Chortradition standen, vervollkommneten davor das Programm: "God so loved the world" von Bob Chilcott und das erst 2010 komponierte "Do not be afraid" auf einen Liedtext nach Jesaja 43 ("Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!") von Philip Stopford.
Mit zwei Orgelwerken von D. Buxtehude (Präludium d-Moll, BuxWV 140) und Jan Janca, der über mehrere Jahrzehnte in Tübingen an der Johanneskirche tätig war und Anfang Juni dieses Jahr seinen 85. Geburtstag feierte, wurde das Programm ergänzt. Sowohl das Präludium als auch Intrade, Elegie und Sortie von Jan Janca wurden gespielt von Andreas Ostheimer.
(Text: Andreas Ostheimer. Fotos: Florian Ehrhardt )