Eine volle Kirche, viel Musik, fast wie ein zweites Pfingstfest, so erlebten Sonntagsschulschüler, zum Teil in Begleitung ihrer Eltern, Lehrkräfte und viele Gemeindevorsteher den zweiten Sonntag im Juni.
... "Ein Gärtner geht im Garten", der sich liebevoll um seine "tausend Blumen" kümmert, als Metapher für die göttliche Fürsorge und Pflege der Menschenkinder wird er in einem Lied besungen (Gb der Neuap. Kirche Nr. 230, Text Max von Schenkendorf (1783 - 1817). Der Blumenschmuck vor dem Altar zeigte dieses Bild farbenfroh mit Liebe zum Detail. Schließlich sollten an diesem Sonntagmorgen die jungen "Pflanzen" besondere Pflege erfahren und im Mittelpunkt stehen. Die ihrerseits trugen mit Gesang und Musik, dabei im Orchester, gelegentlich auch im Chor, unterstützt durch schon etwas ältere Spieler bzw. Sänger, das Ihre bei zu einem auch akustisch ansprechenden blühenden Wohlfühlsommergarten.
"Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe." (Lk 24, 49). "Herzlich willkommen zum Gottesdienst!", begann Bezirksvorsteher Klaus von Bank, nachdem das Textwort verlesen und das Lied des Kinderchors verklungen war. Darin wurde besungen, wer der eigentliche "Chef" in einem Gottesdienst ist - der himmlische Vater, "in deinem Namen fangen wir an und in deinem Namen enden wir dann." "Zweites Pfingstfest", daher gab es auch eine Lesung, vorgetragen von Elia. Es ging um das Pfingstwunder (Apg 2, 1 - 6). Die Jünger, die wegen eines jüdischen Feiertags zusammen mit vielen anderen an einem Ort zusammen waren, erlebten ein Brausen vom Himmel und feurige Zungen erschienen von oben. Der Heilige Geist erfüllte sie und sie konnten in fremden Sprachen reden. Zum nicht geringen Erstaunen der vielen anderen, die das miterlebten. Die Orchestermusik nach der Lesung entsprach diesem "Geisteswind aus Himmelshöhen" (Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 82, Musik Christoph Willibald Gluck, 1714 - 1787). Mächtig rauschte er, aber auch "mit sanftem, süßem Wehen", wie es der Textdichter (Ernst Heinrich Gebhardt, 1832 - 1899) ausdrückt. Witterungsbedingt waren die Fenster der Kirche weit geöffnet. Bleibt zu hoffen, dass die sonntäglichen Spätaufsteher in der Nachbarschaft einen tiefen Schlaf hatten.
Das "zweite Pfingstfest" war Anlass für den Bezirksvorsteher, im Dialog mit den Kindern die vorhergehenden kirchlichen Feiertage im letzten halben Jahr und deren Bedeutung Revue passieren zu lassen. Klar, Weihnachten, das Fest von Christi Geburt. Neujahr? Nichts Kirchliches. Die Heiligen Drei Könige, chronologisch passend, aber kein Feiertag in der Neuapostolischen Kirche. Karfreitag, Christi Opfertod. Kleiner Exkurs - Wie viele Jahre lagen zwischen Geburt und Tod des Gottessohns? Auch das wusste man. Es waren dreiunddreißig. Jesus - schon ein alter Mensch? Ja und nein, die Meinungen gingen auseinander, alles relativ. Und dann? Klar, Ostern, drei Tage nach Karfreitag. Und dann? "Pfingsten", hieß es im Auditorium. Der Bezirksvorsteher wandte ein, dazwischen sei noch etwas gewesen. "Muttertag"? "Womit wir uns dem Vatertag annähern und dann liegen wir schon richtig.", war die Antwort vom Altar. Ach ja, Christi Himmelfahrt. Vierzig Tage nach Ostern. Und zehn Tage später Pfingsten, ist doch klar. Das Besondere? An diesem Fest war Jesus nicht mehr dabei.
Den Jüngern war es nach der Himmelfahrt ihres Meisters bange zumute. Wie sollten sie nun ohne ihren Herrn zurechtkommen? Der konnte die Pharisäer sprachlos machen, die ihm verbale Fallen stellten. Er konnte Wunder tun. Die Kinder kannten die. Krankheiten heilen, Wasser zu Wein machen, Tote lebendig. Gott und sein Sohn wussten, Jesus` Getreue würden einen Tröster brauchen und der kam an Pfingsten zu ihnen. Mit Wundern. Die Kinder hatten gut zugehört bei der Lesung: Das Brausen vom Himmel. "Ist das heute noch so bei der Heiligen Versiegelung, der Spendung des Heiligen Geistes durch einen Apostel?" Der Bezirksvorsteher gab in drei Buchstaben die Antwort: Da ist "nix" (Spektakuläres). Damals gab es die Feuerflammen, damit die Menschen eher glauben konnten. Und das Reden in anderen Sprachen, auch ein Wunder. Dass, wie die Kinder wussten, gleich seine Erklärung fand: Zu viel des süßen Weines. So ist der Mensch nun mal. Andererseits, schon zu der Tageszeit angetrunken? Wenig wahrscheinlich.
Später, mit der Kraft des Heiligen Geistes, wurden die damaligen Apostel mutig - Sie konnten trotz äußerer Verfolgung nicht anders als ihren Herrn zu bekennen (Petrus). Sie waren Juden und sollten auch den Ungläubigen predigen? Unvorstellbar. Gott konnte ihnen klarmachen, dass er keine Unterschiede macht. Er schenkte auch denen, die aus jüdischer Sicht Heiden sind, seinen Heiligen Geist. Bis heute gilt: Geht und predigt allen.
Dessen Auswirkungen? Gemeinsam stellten Kinder und ihr Bezirksvorsteher fest: Freundlichkeit. Bedeutet, hilfs- und vergebungsbereit zu sein. Nicht "zurückmobben", denn nur dem wird vergeben, der selbst auch vergeben kann. Widerspricht stark den menschlichen Urinstinkten und bedeutet inneren Kampf. "Der Geist sagt uns so unendlich viel. Pfingsten ist ein fortwährendes Erleben, das wir haben!", so von Bank zum Schluss.
Bezirksevangelist Werner Lampprecht vertiefte das, unterstützt durch die Kinder. Die kannten das Gebot Jesus`, Gott über alles zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. "Habt ihr auch den Heiligen Geist?" Uneingeschränktes "Ja". Aber was folgt daraus? Was habt ihr davon? Gottes Liebe, Vergebung, Frieden, Freundschaft ... viele Antworten. Und wenn man sich über jemanden so richtig kräftig geärgert hat? Verbal oder sogar physisch zurückschlagen? Wenn es auch schwer fallen mag: Sich bemühen, für ihn zu beten. "Vielleicht kann er dann ja auch freundlich sein.", kam von einem nachdenklichen Zuhörer.
Nun sollte aber nach zwei Vertretern aus der Generation der Großväter auch noch einer aus der der Väter etwas beisteuern, hieß es. Das war Priester Victor Bauer, Gemeindevorsteher in Ammerbuch-Pfäffingen. Ihm ging es um den "Roten Faden": Gott hat aus Liebe seinen Sohn zu den Menschen geschickt. Der seinen Opfertod aus Liebe auf sich genommen hat. Und aus Liebe hat Gott seinen Tröster, den Heiligen Geist geschickt. Damit die Menschen wieder ins Paradies, in die Gemeinschaft mit Gott kommen können. "Motivation ist immer die Liebe. Auch für uns, um unsere Gaben einzubringen. In der Liebe sind alle gleichberechtigt."
"Und es kann keine größere Liebe geben als die, für einen anderen sein Leben zu lassen.", griff von Bank den Gedanken auf und leitete zur Feier des heiligen Abendmahls über. Wie überhaupt Liebe sich nicht (nur) in schönen Worten zeigt, sondern sich im Handeln ausdrückt. Na ja, da hilft man dann schon mal mit in der Küche, um seine Liebe zu den Eltern zu zeigen, war zu hören.
"Das schönste Bußlied, das er je gehört habe.", meinte der Bezirksälteste, nachdem der Kinderchor vor der Feier des heiligen Abendmahls gesungen hatte: "Auch, wenn ich Fehler mache, nimmst du mich liebend an...".
Nach dem Gottesdienst kamen vom Altar der Dank mit Worten und von allen der verdiente Applaus für die Musizierenden, für Chor, Orchester und den Orgelspieler und Pianisten Jan-Thilo Bayer, der wunderbar den Gesang begleitet und einfühlsam Akzente gesetzt hatte.
Last not least - sollte auch mal erwähnt werden - die gastgebenden Rottenburger hatten den vorderen rechten Teil des Kirchenraums in einen "Orchestergraben" und den linken für den Kinderchor in eine "Konzertbühne" verwandelt. Und wer die Stühle umräumt, muss sie spätestens bis zum nächsten Gottesdienst auch wieder zurückräumen. Herzlichen Dank auch dafür.