Erbauung ... Ermahnung ... Tröstung - vom Inhalt der Predigt
"... Er wird leiten und begleiten, die in Treue zu ihm stehn.
... Ich will eilen, nicht verweilen, bis ich ruh im Vaterhaus."
(aus den Versen eins und drei, Lied Nr. 214 Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst "Niemals will ich klagen ...", Text, nach einem unbekannten Dichter, von Gustav Mankel, 1907 - 1987)
Das Lied hatte ein großer gemischter Chor zu Beginn des Gottesdienstes gesungen. Er bestand aus Mitgliedern der Gemeinden Öschelbronn, Nebringen und Jettingen, die zum Gottesdienst an einem warmen, wunderschönen Maienabend eingeladen waren. "Ich kann dem nur zustimmen", begann der Bischof, nachdem der letzte Ton der Sänger verklungen war. Vertrauen zu Gott, nicht verzagen, auch wenn es schwierig wird. Das geht nicht einfach so. Dazu bedarf es eines Hintergrunds. Gerade jetzt, kurz nach Pfingsten und dadurch frisch bestärkt, dürfen wir dieses Bewusstsein der Kraft und Macht des Heiligen Geistes haben. Gott hat uns damit eine "Vorschau" auf die Herrlichkeit geschenkt. Die wir am besten in seinem Haus erleben können. Wenn man bereit ist, sich dem zu stellen. Und nicht beim eigenen Ich stehen bleibt. Gerade dann, wenn ich mit der eigenen Situation unzufrieden bin, besser darauf sehen, was Gott uns geschenkt hat. Und diesen Schatz nicht bei sich "vergraben", sondern mit ihm arbeiten, wuchern, so, wie Jesus es gelehrt hat.
"Wenn sie aber alle prophetisch redeten und es käme ein Ungläubiger oder Unkundiger hinein, der würde von allen geprüft und von allen überführt; was in seinem Herzen verborgen ist, würde offenbar und so würde er niederfallen auf sein Angesicht, Gott anbeten und bekennen, dass Gott wahrhaftig unter euch ist." (1. Kor 14, 23, 24). Heiniger erläuterte den Hintergrund des zu Beginn verlesenen Textworts: Es geht darin um die erste Zeit nach der Aussendung des Heiligen Geistes. Die Gemeinde damals war fasziniert davon. Sind wir heute das auch noch? Wenn ein Diakon, ein gerade ordinierter Priester an den Altar treten soll, dann bereiten unsere Gebete für ihn, für das richtige Wirken des Heiligen Geistes durch ihn seinen Weg zum Altar. Und wenn es um den Vorsteher geht, der das vielleicht zum X-fachen Mal tut, was ist dann, Routine, alles selbstverständlich? Immer geht es doch darum, dass Gott sich offenbaren, der Heilige Geist wirken soll. Dass er lebendig ist, kann ich nur dann erfahren, wenn er mich persönlich anspricht. Auch darum bitten wir.
Die Gemeinde zu Korinth hat das an Pfingsten so erfahren. Die Apostel konnten in vielen Sprachen reden, in "Zungen", wie es in der Bibel formuliert wird. Aber das ist nicht das Wichtige, sagt der Apostel damals. Der Heilige Geist redet zu den Menschen prophetisch. (vgl. 1. Kor 14, 2, 3, 4). Darin besteht sein großartiges Wirken in der Predigt. Das jeder aufnehmen kann. Der Mensch erwartet von Haus aus gern Wunder. Da ist eine junge Mutter sterbenskrank. Man wünscht sich, dass Gott etwas tut. Wir dürfen um alles bitten, sicher. Aber das Wirken Gottes ist nicht an Wundern im Natürlichen festzumachen. Entscheidend ist, seine Nähe in der Gemeinde zu erleben, sein Wort aufzunehmen. Äußerlich nichts Spektakuläres. "Zungenreden" würden wir gar nicht verstehen. Viel besser ist es, den Heiligen Geist so wirken zu lassen, dass unser Herz in der Predigt berührt wird.
Dann beginnt ein Prozess: Es wird ein Maßstab gesetzt, um sich selbst prüfen zu können. Es geht nicht um die Verwirklichung meiner eigenen Vorstellungen. Vielmehr ist die Wirkung in meiner Seele entscheidend. Die soll erhellt werden - wo stehe ich, wie stehe ich zu Gott, wie schaffe ich die richtige Einstellung zu ihm mit dem, was in meinem Herzen verborgen ist? "Diese Prüfung lasst uns immer wieder vornehmen!"
Die Predigt dient der Erbauung, der Ermahnung und der Tröstung. Wo stehen wir? Da gibt es keinen erhobenen Zeigefinger. Aber Gottes Wort lässt uns erkennen, wie es sich mit unserer Einstellung zu ihm verhält. Woher kommen unsere Gedanken? Was ist wirklich gut und was ist böse? So wirkt Gott in jedem Gottesdienst.
Erbauung - der Glaube wird gestärkt. Ist der fest, dann folgt daraus Vertrauen: Der himmlische Vater sorgt für mich. Ohne Stärkung des Glaubens kann niemand dessen Ziel erreichen. Da hilft kein Bibelstudium. Der Glaube folgt aus der Predigt. Die Gemeinde muss sich miteinander heiligen. Jeder Dienstleiter ringt um die richtigen Gedanken, auch wenn das nicht immer gelingt. Aber immer wieder sich selbst fragen, welche Botschaft will Gott mir schicken, wenn ich mich stärken lassen will. Da mag die Predigt auch unvollkommen sein. Und dennoch sich immer wieder bewusst machen, der himmlische Vater steht dahinter. Dann können wir vorwärts gehen.
Tröstung - oft sind wir traurig über uns selbst. Oder fühlen uns vom besten Freund verraten. Haben etwas verloren. Sehen, unsere Gemeinde wird immer kleiner. Da hilft menschliche Weisheit nicht. Aber durch den Trost wird die Seele wieder gestärkt. Die Jünger damals, enttäuscht waren sie nach Jesus` Kreuzigung. Der Auferstandene gesellte sich zu ihnen. Redete mit ihnen. Da "brannte" ihr Herz. Auch wir können erleben, dass unser Herz wieder "brennt". Jeden Einzelnen in der Gemeinde geht es etwas an, wie viel Geisteswirken er selbst erlebt. Über was rede ich? Wozu sollen meine Worte dienen? Man kann lange darüber diskutieren, was alles nicht gut ist. Reden wir über das, was gut ist. Das ist prophetisch reden. Nehmen wir den Wertmaßstab Jesus Christus in unser Leben. Bleiben wir empfindungsfähig. Dann spüren wir, wenn es dem Nächsten gerade nicht so gut geht und beten für ihn. Und wir können bekennen: Gott ist in unserer Mitte.
Priester Dietmar Marquardt, Gemeindevorsteher in Nufringen, fuhr fort: Reden sind nicht immer spektakulär. Elia hatte eine Phase, da wollte er nicht mehr leben. Gott sah das. Er sprach nicht mit ihm. Er ging vor ihm her. Zu spüren war "ein leises Säuseln". Göttlicher Friede legte sich auf den Propheten und er konnte weiterarbeiten. Es kann ein Spagat sein zwischen ermahnen und erbauen. Wie weise ich auf einen Fehler hin, ohne den anderen zu verprellen? Wie geht eine Mahnung, die erbauen kann? Kein Patentrezept, aber immer soll die Liebe die treibende Kraft sein. "Nehmen wir Gottes Wort auf, trösten wir den anderen und übertreiben wir es nicht mit der Ermahnung."
Heiniger griff den Gedanken auf: "Wer sich, bevor er den Mund aufmacht, in den anderen hineinversetzt und nicht mit seinem eigenen Emotionen "herausplatzt", der hat die Chance, den anderen Liebe verspüren zu lassen, der der nicht widerstehen kann."
Jetzt sind wir dankbar, Gnade erleben zu dürfen. Wie schnell "schießt" man Worte ab wie einen Pfeil. Gott kann helfen, dass der so angerichtete Schaden wieder gut gemacht wird. Durch seine Gnade. Wenn wir es mit dem Glauben erfassen, dann wird die Kraft des Gottessohns auf die Hostie gelegt. Die Seele kann aufnehmen: Jesus schenkt sich dir und mir. Aber gerade in solchen Augenblicken der Stille können Gedanken kommen, die ablenken. Der Teufel schläft nicht. Lasst uns innerlich stark werden, dann schaffen wir es, ihm zu widerstehen. "So unterschiedlich wir auch sind, wir können im Bewusstsein, Jesus ist da, miteinander eins sein im Empfinden: Ich fühle mich geborgen in der Gemeinde. Das wollen wir erleben."
Nach dem Gottesdienst freute sich der Bischof nicht vergeblich auf den musikalischen Schlussvortrag. Jugendliche, ein Gesangsquartett, besangen mit einfühlsamer Klavierbegleitung Gottes Größe und Güte, den Dank dafür im Refrain ausdrückend, der die Zuhörer mit einem guten Gefühl, getröstet und getrost, den Heimweg antreten ließ:
"Herr, wir loben und preisen dich.
Du führst uns durch die Dunkelheit, denn du bist unser Licht!"