Im Großraum Stuttgart blieb an diesem Sommertag im April niemand mit Sorgen zu Haus, obgleich der Mai noch gar nicht gekommen war.
Dass das so war, merkte man schon in der rappelvollen S-Bahn am frühen Samstagvormittag, mit der sich 25 Kinder und rund ein Dutzend erwachsene Begleiter um kurz nach zehn Uhr von Herrenberg aus auf die Fahrt in die Landeshauptstadt begeben hatten. Dort sollten dann noch weitere Teilnehmer, aus dem Norden Stuttgarts anreisend, hinzukommen. In der Bahn kam sich der "normale" Fahrgast falsch gekleidet vor, denn um einen herum drängten sich nur VFB-Stuttgart-Fans in Vereinstrikots - der Verein hatte an diesem Tag ein Heimspiel - und Trachtengekleidete, die den Fassanstich zum Frühjahrsfest auf dem Cannstatter Wasen nicht versäumen wollten. Großer Trubel, denn erstere waren gut drauf, weil ihr Verein im Wiederaufstiegsjahr höchstwahrscheinlich nicht schon wieder absteigen würde, und letztere waren voller Volksfestvorfreude. Etwas ruhiger wurde es in der U-Bahn, mit der man ab Rotebühlplatz weiter zur Wilhelma fuhr. Die Organisatoren vom Kids-aktiv-Team hatten, wie immer, alles perfekt geplant und das schöne Wetter, da hatte man nicht vergebens auf göttlichen Beistand gebaut.
Aus der Bahn ausgestiegen ging Elisabeth vom Kids-aktiv-Team vorweg mit aufgespanntem rotem Schirm. Gruppeneintrittskarten wurden besorgt und hinein in das Pflanzen- und Tierparadies, das sich in allen bunten Hochfrühlingsfarben präsentierte. Der Ausflug war zwar sicher nicht mit dem Auszug der Kinder Israel aus Ägypten zu vergleichen, aber es war schon eine größere Angelegenheit, viele Erwachsene und viele Kinder, das Kleinste noch im Kinderwagen, und ein Verletzter dabei, der, wenn ihn der beschädigte Fuß nicht mehr tragen wollte, im Handwagen befördert wurde. Dazu ein weiteres solches Transportfahrzeug mit Proviant und Decken fürs spätere Picknick. Zu Beginn des Rundgangs noch schnell ein Foto von der großen Gruppe gemacht und weiter ging es.
An der Flamingowiese und einem Becken mit kleinen Pinguinen vorbei zu den Kängurus. Da war dann auch schon die erste Anlaufstelle der Kinderturn-Welt. Für die jüngeren Zoobesucher gibt es, verteilt über die gesamte Anlage, Bewegungsstationen, jeweils passend zur dortigen Fauna. Jetzt konnten Känguru-Sprünge trainiert werden: Zwei Kunststoffflächen, unterlegt mit Sprungfedern, darauf springen und, je fester, desto mehr ging es, vom einen Feld zum anderen hopsend, in die Höhe. Wobei zugegebenermaßen trotz technischer Hilfe die echten Kängurus im direkten Vergleich nie zu schlagen gewesen wären. Aber, immerhin. Manches menschliche Känguru wollte nicht aufhören zu hopsen und geriet in Höhenrausch, doch es sollten alle mal drankommen können. Und bei manchem Känguruimitat, so die kritische Anmerkung einer der kundigen Betreuerinnen, wäre vielleicht doch bald mal wieder ein Kids-aktiv-Sporttag angesagt nach den faulen Wintermonaten.
Die riesige Gruppe wurde nun geteilt in zwei überschaubare, Ältere und Jüngere. Letztere sollten den Kinderturnweltparcours absolvieren, die anderen sich Tiere und Pflanzen nach Belieben anschauen und gelegentlich wollte man immer mal wieder zusammentreffen. Los ging es mit dem Insektarium, verschiedenen luftigen, riesigen und betretbaren "Käfigen", in denen Tiere und Vegetation scheinbar wie in der freien Natur zusammenwohnen. Alles, was so fleucht und kreucht und viel Exotisches darunter. Dazwischen gibt es, jeweils auf ein Thema bezogene geschlossene Räume mit ausgestellten Tieren hinter Glasfenstern. Als Erstes ging es zu einer Spezies der Gliederfüßer, den Insekten. Was ist ein Insekt und was isst ein Insekt? Diese und viele andere Fragen wurden auf den Schautafeln gestellt und beantwortet. In einem weiteren Ausstellungspavillon ging es um ungebetene Gäste und Mitesser. Wer bis dahin nur ungefähre Vorstellungen von denen gehabt hatte, nun, jetzt war Gelegenheit, die zu konkretisieren. Aber auch die sind Teil der Schöpfung, die ohnehin bislang nur zu einem klitzekleinen Teil erforscht ist. Wer weiß, wofür auch vermeintliche Schädlinge gut sein können?
Schon bis dahin, mit diesem nur kleinen Einblick in die Wilhelma, hatte es sich bestätigt: "Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war." (1. Mose 1, 25).
Auf dem weiteren Tagesprogramm stand nach der Besichtigungsrunde ein gemeinsames Picknick auf einer der großen Wiesen im Park. Schließlich musste der Inhalt des Provianthandwagens seinem Verwendungszweck zu geführt werden. Abends kurz nach 18 Uhr kam man wohlbehalten vom Ausflug in die Landeshauptstadt nach Herrenberg zurück, der in dem Fall einer in die große Tier- und Pflanzenwelt weltweit war.
Für einen wunderschönen gemeinsamen Tag einen herzlichen Dank an das gesamte Kids-aktiv-Team.