Im Bezirk Tübingen gab es in diesem Jahr ein ausgiebiges Konfirmationsfest, verteilt über zwei Sonntage in je einer Gemeinde.
Insgesamt neun Konfirmanden aus dem Bezirk wollten ihr Gelübde als nunmehr mündige Christen ablegen. Ihre Angehörigen, Freunde und Glaubensgeschwister aus den jeweiligen Kirchengemeinden sollten mit dabei sein - also feierte man im Bezirk ein, wenn auch zeitlich und räumlich geteiltes, großes Fest an zwei aufeinander folgenden Sonntagen. Bezirksvorsteher Klaus von Bank leitete die Gottesdienste sowohl in Tübingen als auch in Herrenberg. Dort waren es Adrian (Rottenburg), Kai-Levin, Magnus (Bondorf) sowie Jonas, Silas und Tobias (Gärtringen), die vor einer großen Gottesdienstgemeinde am dritten Aprilsonntag vor den Altar traten, um ihr Konfirmationsgelübde abzulegen.
"Es geschieht heute etwas ganz Bedeutendes. Unsere Konfirmanden treten in ein besonderes Verhältnis zu Gott, unserem himmlischen Vater. Ohne schriftliches Protokoll mit `Brief und Siegel`. Vielmehr ist es eine reine Herzensangelegenheit, Verantwortung für sein Glaubensleben zu übernehmen.", begann von Bank. Es ist immer etwas Großes, wenn Menschen sich etwas versprechen. Sich einander sagen, ich stehe zu meinem Wort. Die darin liegende Verlässlichkeit und Treue werden geschätzt. Ein Versprechen Gott gegenüber, der nicht konkret vor uns steht? Das tut er nie. Er wird immer vertreten durch Menschen. Wirkt durch sie. Ihn darin zu erkennen, ist Glaubenssache. Gott ist nur so erlebbar und greifbar, auch wenn er nicht vom Himmel herunter redet.
Mit vierzehn Jahren - das Alter der Religionsmündigkeit in Deutschland - ist man dafür zu jung? Die Konfirmanden sind lange auf diesen Tag vorbereitet worden. Da waren ihre Eltern, Sonntagsschul-, Religions- und KonfirmandenlehrerInnnen, die ihnen den Glauben nahe gebracht haben. Und, je früher ein Kind etwas lernt, worin auch immer selbständig wird, umso besser, das wird auch in anderen Dingen so gesehen.
Auch im Gottesdienst in Herrenberg ging es um die Konfirmanden "als die geliebten Kinder Gottes" (Textwort, Eph 5, 1). Kinder Gottes, sind Menschen nicht selbst groß? Sie können in Wissenschaft und Technik Gesetze verstehen und anwenden, die Gott mit seiner Schöpfung ins Leben gerufen hat. Aber während der Mensch nur während der kleinen Zeitspanne, die ihm im irdischen Leben zugemessen ist, Teilbereiche erforschen, begreifen kann, ist Gott der Allmächtige, Allewige. Die Einstellung, sein Kind zu sein, steht uns gut an.
Gott und sein Sohn lieben uns. Das beweist Christus` Opfertod. Ja, es mag im Leben Situationen geben, da fällt es schwer, das mit der göttlichen Liebe zu glauben. Aber, menschliches Wohlergehen kann kein Beweis dafür sein. Denn sonst wären alle anderen, die Unglücklichen, und davon gibt es viel zu viele, nicht geliebt von Gott. Trifft der Mensch auf Schwierigkeiten, z. B. die Jüngeren in Gestalt von Lehrern, die wirklich unerträglich sind und einen verzweifeln lassen, dann ist es immer auch die Chance, schon früh zu lernen, mit solchen Herausforderungen umzugehen.
Gott und sein Sohn kennen die Bedürfnisse der Menschen. Und sie waren ihnen wichtig, wie biblische Beispiele zeigen. Der vergorene Rebensaft bei einer Hochzeitsfeier geht aus, megapeinlich für den Gastgeber, und Jesus verwandelt Wasser zu Wein. Tausende sind versammelt, haben Hunger und werden rundum satt durch etwas Brot und zwei Fische, die die Jünger unter ihnen verteilen. Kranke werden geheilt. Ein toter Sohn wird zum Leben erweckt wegen der Jesus anrührenden Trauer seiner Mutter, die, ganz praktisch gesehen, mit ihm auch ihre "Rentenversicherung" zu Grabe trug. Und letztlich, selbst schon am Kreuz sieht Jesus das Leid seiner Mutter und bestimmt einen "Ersatzsohn", Johannes. Gottes Kinder sollten wieder Freude haben dürfen.
Menschen können keine Wunder tun. Aber - es ist nicht alles unabänderliches Schicksal. Wenn es Streit gibt, warum nicht versuchen, ihn zu schlichten? Nicht gleich sagen angesichts eines "unmöglichen" Vorkommnisses, dessen Verursacher ist jetzt für mich gestorben. Jesus wurde so oft enttäuscht. Aber er ließ nie die Seinen im Stich.
Wie antworten wir - mit dem Glauben an den dreieinigen Gott. Mit dem Glaubensbekenntnis neuapostolischer Christen, dem Glauben an lebende Apostel, die Spendung des Heiligen Geistes durch sie und die nahe Erwartung der Wiederkunft Christi. Eine Herausforderung, die nur mit dem Glauben bewältigt werden kann. Mit der Bitte, Gott, dein Wille ist mir wichtig. Hilf mir, ihn zu erfüllen. Dabei zählt immer wieder das Beispiel seines Sohns. Dessen immer wieder neue Zuwendung zu den Menschen. Jeder ist mein Nächster, das zeigt Jesus` Umgang mit den nicht rechtgläubigen Juden, den Samaritern. Solche "Nächste" haben wir auch. Deren Wertevorstellung entspricht nicht der eigenen. Und trotzdem - diese Herausforderung im Alltag annehmen und nicht wegschauen, sondern sich damit auseinandersetzen, auch dann, wenn man auf Widerstand stößt.
"Betet, wie Jesus gebetet hat, der immer die Verbindung zu seinem Vater gesucht hat. Ihr seid dabei auch im Irdischen nicht allein. Da sind eure Eltern, die Amtsträger, die Jugendbeauftragten. Seid aktiv, denn nur mit eigenem Tun kann ich eigenes Erleben haben."
Bezirksevangelist Werner Lampprecht stellte fest, dass die formale Religionsmündigkeit nichts ist, wenn man sich nicht auch bekennt. So, wie es nicht ausreicht, 17 Jahre alt zu sein, um ein Auto selbst fahren zu dürfen. Die Führerscheinprüfung gehört schon auch dazu. Dann kann (und darf) ich äußerlich als Fahrer mich ans Steuer setzen. Sich zum neuapostolischen Glauben bekennen, auch äußerlich muss das zu erkennen sein. So, wie jemand optisch auszumachen ist, der regelmäßig im Bodybuilding-Studio an seinem Körper arbeitet. Etwas ausstrahlen von dem, wovon man innerlich überzeugt ist, vom eigenen Glauben. "Das zu schaffen, dazu wünsche ich euch die notwendige Kraft."
"Geliebte Kinder, das seid ihr immer, auch wenn etwas nicht so toll klappt." Der Bezirksevangelist nannte das Beispiel vom Verlorenen Sohn. "Ihr sollt immer und unter allen Umständen spüren können, dass ihr geliebt werdet. Mit Jesus als Vorbild werdet ihr so auch euer Glaubensziel erreichen."
Der Bezirksälteste kam noch einmal auf die "Außenwirkung" zurück. Wenn man anderen, die danach fragen, erklärt, wie in der Neuapostolischen Kirche bestimmte Dinge gehandhabt werden, zum Beispiel durch freiwillige Opfer die Finanzierung, die Arbeit überwiegend durch ehrenamtliches Engagement, dann ... na ja, ist man etwas unsicher, was die Reaktion anbetrifft. Völlige Hinterwäldler und nicht auf der Höhe der Zeit? Das Risiko muss man eingehen und oft wird man angenehm überrascht, wenn Respekt und Anerkennung die Folge sind.
Andrea Lampprecht, die Konfirmandenlehrerin der Sechs, verlas den Konfirmandenbrief von Kirchenpräsident Neuapostolische Kirche International und Stammapostel, Jean-Luc Schneider. Noch einmal war zu hören: "Du bist mein geliebtes Kind und wirst es immer sein."
"Liebe Brüder", sprach der Bezirksälteste die an den Altar getretenen Konfirmanden an. Zum Thema Verantwortung - alles ganz locker nehmen? Es ist wie beim Sport. Wer da etwas erreichen will, der muss es ernst nehmen damit. Ihr werdet mit der Übernahme der Verantwortung für euren Glauben vollwertige Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft. Mit meiner Gemeinde habe ich weiter nichts zu tun? Ihr werdet dort gebraucht. Wenn da mal ein Mensch versagt, dann hat das mit der Einstellung Gott und Jesus gegenüber nichts zu tun. Ab heute seid ihr auch mit für die Gestaltung und das Wohlergehen eurer Gemeinde mit zuständig.
Nach ihrem Gelübde bekamen die Jungen ihren Konfirmationssegen gespendet."Achtet auf die Impulse des Heiligen Geistes und handelt danach. Ihr habt den Segen eurer Eltern und aller, die euch nahe stehen. Jesus` Frieden erfülle euer Herz und eure Seele." Die Konfirmanden wurden danach namentlich vom Bezirksvorsteher angesprochen und mit guten Wünschen bedacht. Was nicht zu übersehen war, alle ausschließlich Jungen. Aber einen erfahrenen Bezirksvorsteher kann auch das nicht erschüttern. "Wen es interessiert, es gibt sicher auch noch genug Mädchen.", wusste er Tröstliches zu berichten. Und allen gab er mit auf den Weg: "Einen wunderschönen, freudigen, gesegneten Tag. Und das schöne Wetter draußen - der Frühling lief gerade mit Sonne, Farbenfreudigkeit, Blumenduft und Hummelflug zur Höchstform auf - das nehmen wir gern mit."