Die Glaubensgeschwister aus der Nachbargemeinde Nufringen, die Gemeindevorsteher des Bezirks Tübingen, aktiv und im Ruhestand, und viele andere sorgen für ein bis auf den letzten Zusatzstuhl besetztes Kirchenschiff.
"... Doch des Sohnes reine Güte sucht Verlorne früh und spät.
Endlich Heil uns kommt zur Blüte, was der Menschenfreund gesät."
(aus dem Eingangslied, Nr. 240 Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche, Vers 5, Textdichter unbekannt)
"Schön, dass wir alle da sind. Was auch immer der Tag gebracht haben mag, der eine musste sich `freischaufeln` aus seinem Alltagstrubel, der andere nach einem eher geruhsamen Tag betriebsam werden, um hier sein zu können.", begann der Apostel. Wenn wir wirklich da sind, erleben wir: Jetzt redet Gott mit mir ganz persönlich. Denn er weiß, was ich brauche. Er soll uns seinen Weg weisen, bezog sich Schnaufer auf das zu Beginn vom gemischten Chor mit Orgelbegleitung vorgetragene Lied ("Weise mir, Herr, deinen Weg. ...", Neue Chorsätze für Gottesdienst und Konzert Nr. 3, Text Ps 86, 11). "Ich habe zwar meine Gedanken, aber ich will, dass du, Gott, mir Orientierung gibst."
Der Apostel erwähnte einen Hinweis, der in einem am Sonntag zuvor von ihm erlebten Konfirmationsgottesdienst den jungen Christen mitgegebenen wurde: "Was ihr heute mit eurem Gelübde tut, das ist die Bestimmung eures ganz persönlichen Verhältnisses zu Gott, indem ihr sagt: Ich entsage dem Teufel und ich entscheide mich für Gott."
Um mich, um mein persönliches Verhältnis zu Jesus geht es. Dazu gab es ein selbstverständlich völlig realitätsfremdes (wie besonders betont wurde) Beispiel aus dem alltäglichen Leben. Der eine Ehepartner hat einen von morgens bis abends nicht gerade gelungenen Tag erlebt. Kommt nach Haus und lässt seinen Unmut darüber beim anderen ab. Der fragt, und was, bitte, kann ich dafür? Es geht darum, was persönliche Erfahrungen, Missgeschicke vielleicht, Dinge, die wir als schlimm bewerten, mit unserem Verhältnis zu Jesus zu tun haben. Nicht fragen, warum tut er nichts, um etwas zu verhindern oder zu bereinigen. Vielmehr: Weise mir, Herr, deinen Weg. Er, der so Vieles von uns weiß. Wichtig ist, zu wissen, er will mein Heil. Punkt. Dann kann sich durch nichts meine Priorisierung, die eigene Bewertung dessen, was wirklich wichtig ist oder nicht, verändern. Es muss uns bewusst sein: Der Herr will mein Heil.
Zu Beginn war ein Text aus Matthäus 13, die Verse 24 - 26, verlesen worden. "Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut." Ein alltägliches Beispiel, begann der Apostel darauf einzugehen. Die gesamte Menschheit ist dieser Acker. Da gibt es die "guten Früchte" und diejenigen, die sich lieber von Gott distanzieren wollen. Jesus nimmt dieses Beispiel, um aufzuzeigen: Es kommt darauf an, was in deiner Seele geschieht. Jesus sät. Der Böse auch. Das gilt auch in der Kirche. Wie kann so etwas passieren? Jesus damals blieb ruhig. Wo Glaube ist, gibt es auch Unglauben. Es wird gleichzeitig Gutes wie Böses entwickelt. Aber letzteres kann das Gute nicht verhindern.
Dazu kommt, dass wir gar nicht in der Lage sind, immer alles richtig beurteilen zu können. Das steht uns nicht zu. Schließlich können wir das Motiv für das, was uns als gutes Tun erscheint, gar nicht kennen. Vielleicht nur Eigennutz? Ein Ablenkungsmanöver? Lassen wir das Urteilen. Es ist nicht unsere Aufgabe, das Böse um uns herum zu beseitigen. Wir kämpfen gegen das Ungute in unserer Seele. Dabei mit der Einstellung, entsprechend dem Gebot Jesus` alle zu lieben. Was nicht ganz leicht fallen mag. Jesus als unser Vorbild hat sich jedem zugewandt. Wir wollen unser Verhältnis zu ihm immer enger werden lassen. Und anderen helfen, ihn kennen zu lernen.
Jesus kommt und möchte säen. Genau das möchte auch der Böse tun. "Endlich Heil uns kommt zur Blüte, was der Menschenfreund gesät.", zitierte Schnaufer den Schluss des Eingangslieds. "Unser Ziel soll sein, dass wir die Gnade nutzen können, als Erstlinge das Geschenk zu bekommen, auf ewig mit Jesus zusammen sein zu können. Der Sämann möchte nur Gutes. Stehen wir zu ihm!"
Priester Victor Bauer, Gemeindevorsteher in Ammerbuch-Pfäffingen, griff das Bild des Gartens auf. Da kann man das Schöne sehen oder aber nur das Unkraut. Eine Frage der Einstellung. Was siehst du in dem Anderen? Kannst du in ihm die Gabe Gottes erkennen? Lasst uns um die Weisheit bitte, nur das Gute sehen zu können. Wenn jemand schlecht über mich redet, ihn nicht in Grund und Boden verdammen. Wer kann wissen, wodurch er beeinflusst wird. Deshalb muss der Andere kein schlechter Mensch sein. Nicht aus einer Momentsituation Grundsätzliches, Negatives herleiten. "Die Klugheit wünsche ich uns."
"Man stelle sich vor, der Anwalt dessen zu sein, mit dessen Art und Handeln man auf keinen Fall konform gehen kann.", fuhr der Apostel fort. Es kommt immer darauf an, was man sehen will. Was sehe ich in meinen Glaubensgeschwistern, den Amtsträgern? Habe ich Freude an der Gemeinde, daran, Gemeinschaft haben zu dürfen? Ich kann damit Probleme haben oder aber mich daran freuen. Und nicht zuletzt: Im Vaterunser beten wir gemeinsam: Vergib uns unsere Schuld.
Jesus tat zwar Wunder. Aber das war ihm nicht wichtig. Sein irdisches Dasein sollte sich nicht in dem des Wundertäters erschöpfen. Ich bin vom Himmel gekommen - sein Sendungsauftrag war ihm wichtig. Viele Nachfolger zu haben, ohnehin darunter auch viele, die es nur scheinbar waren, das war nicht Jesus` Ziel. Vielmehr wollte er der Seelenbräutigam sein. Gott ist für uns das, was wir ihn sein lassen. Erste Geige oder Ersatzspieler. Was beobachten wir in unserer Seele? Gott will uns sagen: Schau dich ehrlich an. Du hast die Möglichkeit, dass es anders wird. Bei der Betrachtung des Äußeren das Gute sehen können. Und bei der Betrachtung des eigenen Inneren alles sehen. Nicht über Manches hinweg sehen ... da habe ich halt so ein paar "Lieblingssünden" von meinen Vorfahren geerbt. Der Sohn Gottes möchte sehen, dass wir alles daran setzen, damit das Gute wächst. "Lasst uns jetzt mit der Sündenvergebung und der Feier des Heiligen Abendmahls wieder einen Schritt hin zu Jesus machen!"
"Alles Gute und immer einen guten Blick auf die Dinge.", hieß es nach dem Gottesdienst. Das wurde nach dem Schlusslied des Chors "Möge die Sonn dir scheinen...", (Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Nr. 365, Volkslied aus Irland) vom Apostel noch ergänzt: Selbst strömender Regen kann immer noch etwas Gutes an sich haben, wenn man es sehen will: Dann, wenn er immerhin senkrecht herabfällt.