Am Abend des letzten Sonntags im Februar war Helmut Vetter, Priester im Ruhestand und Gemeindevorsteher von Gärtringen (1978 - 1993), in die Ewigkeit gegangen.
"Ich hab ein Heim, es wartet mein, ein Heim, von Gott erbaut.
Wo ewig Gottes Liebe währt, dort ist mein Heim so traut."
(Refrain des Lieblingslieds von Helmut Vetter, Gesangbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 438, "Wo keine Wolke mehr sich türmt ..." Text Lewis William Mansfield, 1816 - 1891)
Am späten Nachmittag hatten sich eine große Trauerfamilie und eine große Trauergemeinde, so formulierte es der Bischof zu Beginn der Trauerfeier, in der Herrenberger Kirche eingefunden. Darunter viele zum Teil noch aktive, zum Teil auch schon im Ruhestand befindliche Wegbegleiter des Verstorbenen aus seiner Zeit als Amtsträger in Gärtringen: zwei Bischöfe i. R., ein Bezirksevangelist i. R., Gemeindevorsteher und Priester des Bezirks Tübingen, aktiv und auch im Ruhestand. "Diese Augenblicke des Abschied Nehmens machen bewusst, der Verstorbene ist nicht mehr da. Da mischt sich Trauer mit der Dankbarkeit darüber, dass mit dem Schritt in die Ewigkeit eine schlimme Zeit des Leidens ihr Ende gefunden hat. Die Seele ist befreit von den Lasten des Körpers. Dankbarkeit auch dafür, den Verstorbenen über fast 90 Jahre als Erdenbürger gehabt zu haben. Was können wir da Besseres tun, als mit all unseren Empfindungen zu unserem himmlischen Vater zu kommen?" Er wird uns über unseren Glauben Kraft und Mut machen. Wenn wir ihm so vertrauen, wie es auch Helmut Vetter in seinem Leben getan hat.
Auch wenn man im Irdischen verzweifeln könnte, Gott will Frieden und nicht das Leiden für die Menschen. Er macht Mut, gibt Zukunft und Hoffnung. Davon sprach schon der Prophet Jeremia. Zukunft und Hoffnung begleiteten Helmut Vetter durch sein ganzes Leben. Auch dann noch, als es gesundheitlich immer schwieriger und unerträglich wurde. Hier können wir ihm jetzt nicht mehr begegnen. Aber wir können seine Zukunft und seine Hoffnung auf ein gemeinsames Glaubensziel teilen.
"Der Herr kennt die Tage der Frommen, und ihr Gut wird ewiglich bleiben." (Ps 37, 18). Wenn man in dieser Gesinnung, fromm, durchs Leben geht, dann hinterlässt das Spuren, begann Heiniger auf das eingangs verlesene Bibelwort einzugehen. Das hat Helmut Vetter versucht. Er wusste, kein einziger Tag im Leben darf umsonst sein. Und ist es auch nicht, wenn das Leben vom ersten bis zum letzten Tag in Gottes Hand liegt. Mit dieser Gelassenheit ist er über die Erde gegangen.
Es folgte die Schilderung des Lebenslaufs, wie sie die Angehörigen Heiniger übermittelt hatten: Im Dezember 1928 wurde Helmut Vetter in Gärtringen geboren. Dort ging er zur Schule. Danach absolvierte er eine Lehre zum Maschinenschlosser. Noch in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurde er zum Wehrdienst verpflichtet. Danach arbeitete er im Zweischichtbetrieb in seinem Lehnbetrieb weiter, einem großen Autohersteller in Sindelfingen. Zuerst als Vorarbeiter, später als Verwalter des Warenlagers der Lehrwerkstatt. 1987 begann sein Vorruhestand. Zu dem Verstorbenen gehörte es, seine Gaben und Fähigkeiten nicht für sich zu behalten, sondern sie an andere weiterzugeben. In dem Fall an die Auszubildenden. Eine wahrhaft fromme Einstellung, stellte der Bischof die Verbindung zum Wort des Psalmisten her. Fromm sein, indem man für den Nächsten da ist.
So war er auch als Priester und Vorsteher. 1946 wurde er in Gärtringen neuapostolisch, einen Rat befolgend, den ihm sein Vater auf dem Sterbebett gegeben hatte. In der Neuapostolischen Kirche lernte er seine spätere Ehefrau Brunhilde kennen. Geheiratet wurde 1951. Zwei Söhne und eine Tochter gingen aus der Ehe hervor. Heute gehören zum engeren Familienkreis auch noch fünf Enkel und acht Urenkel. 1954 wurde er Diakon, 1966 Priester und 1978 Gemeindevorsteher in Gärtringen, bis 1993. Das sind 27 Jahre als Priester, die er im Segen gewirkt hat. Und von 1947 bis 2016 war er im Bass Sänger im Gemeindechor.
"Fromm" war er, indem er den Rat seines Vaters auf dem Sterbebett befolgte. Er ist uns in seinem Leben und Wirken ein Vorbild, das er auch bleiben soll. Nicht, dass es für ihn nicht auch anderes zu tun gegeben hätte, als in der Gemeinde mitzuwirken und ihr über 15 Jahre lang als Vorsteher voranzugehen. Aber er hat Prioritäten gesetzt. Die Aufgaben, die er übernahm, hat er bis zuletzt in Treue wahrgenommen. "Wir vermissen sein Lächeln, seine Güte und Aufmerksamkeit.", gab der Bischof das Empfinden nicht nur der Angehörigen wieder.
"Fromm", das hängt auch mit "frommen" zusammen. Wenn etwas frommt, dann nutzt es, ist gut für etwas Positives. So ist der Verstorbene mit der ihm zugemessenen Gnadenzeit umgegangen. Er konnte als reich Gemachter in die Ewigkeit gehen. Dieses göttliche Gut wird ihm ewiglich bleiben. Er war nie ein Mann der großen Worte. Aber zu dem, was er sagte, stand er auch. Dieser Reichtum bleibt in seiner Seele erhalten.
Zum Reichtum gehört das Gold der Wahrheit. Für ihn war das Wort Gottes wahr, auch wenn es schwierig werden konnte. Das gab ihm innere Sicherheit, die er weitergab. Dazu musste er sich nicht verstellen. Dazu gehört aber auch etwas Verbindendes. Ein solcher Stoff ist das Silber. Es wirkt auch unter schwierigsten Spannungsverhältnissen. Dieses Silber ist die Liebe. Sie war auch für Helmut Vetter das tragende Element. Er wusste nicht auf alles eine Antwort. Aber er konnte seinem Nächsten mit Liebe begegnen. Auch dieses Gut wird bleiben. Nur, dass seine fürbittenden Gebete jetzt aus der Ewigkeit kommen. Geduld mit dem Nächsten haben. Und demütig sein: Die gestellten Aufgaben erfüllen, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Zwei weitere "Schätze" des Verstorbenen.
Er schätzte es wert, ein Gotteskind sein zu dürfen im Wissen, dass es sich lohnt, den Gnadenweg zu gehen. Sein Leben gibt uns Zukunft und Hoffnung, einmal gemeinsam das Glaubensziel zu erreichen.
Bezirksvorsteher Klaus von Bank hatte Helmut Vetter noch als einen "seiner" aktiven Gemeindevorsteher im Bezirk Tübingen erlebt. Trotz der Trauer heute beim Abschied: Es sind Spuren von ihm da, die bleiben werden. Nein, kein Mann vieler Worte. Man musste ihn nur anschauen. An seinem Gesicht war sein Denken zu erkennen - verschmitztes Lächeln oder Stirnrunzeln. Mit "klarer Kante" ist er seinen Weg gegangen und hat andere Amtsträger immer unterstützt. Der Bezirksälteste erinnerte sich nicht an einen einzigen Disput mit Helmut Vetter. Dieses Gute wird bleiben. Sein Leben und sein Wesen sind Ansporn für uns, es ihm gleich zu tun. Wir sind dankbar, ihn gehabt zu haben und werden ihn nicht vergessen. Auch nicht sein verschmitztes Lächeln, zu dem er kurz vor seinem Tod auf dem Sterbebett noch fähig war als ihm schon die Kraft zum Sprechen fehlte.
Nach dem gemeinsam gesprochenen Vaterunser, Schlusssegen und Schlussgebet wandte sich der Bischof noch einmal an die Familie: "Wir wünschen euch viel Kraft. Die Liebe des Ehemanns, eures Vaters und Opas wird euch begleiten. Er wird jetzt im Irdischen immer fehlen - aber nie sind wir allein.
Mit dem altvertrauten "So nimm denn meine Hände und führe mich..." (Gesangbuch der Neuap. Kirche Nr. 194, Text Philipp Friedrich Silcher, 1789 - 1860) drückte der gemischte Chor, begleitet von Orgelklängen, für einen in die Ewigkeit gegangenen Schwaben mit den Worten eines urschwäbischen Dichters das Gottvertrauen aus, das Helmut Vetters Leben geprägt hat. Noch etwas zur musikalischen Gestaltung des Abschieds: Die Liebe zu ihrem Opa hatte sich in zwei Instrumentalvorträgen gezeigt, die vier seiner Enkel vorbereitet hatten und die sie, trotz spürbar schwerer Herzen, bei der Trauerfeier zu Gehör brachten.