Die einen (Tübingen, Pfrondorf, Ammerbuch-Pfäffingen und Rottenburg) vor Ort, die aus den Gäugemeinden per Live-Übertragung in Herrenberg. In die Tübinger Kirche kommen auch viele Bezirksvorsteher und ihre Vertreter, aktiv und im Ruhestand, aus fünf anderen Bezirken des Bereichs Freiburg/Tübingen.
"... wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten,
lass mich so, still und froh deine Strahlen fassen und dich wirken lassen!"
(aus Vers 2, Lied Nr. 103 Gesangbuch der neuapostolischen Kirche: "Gott ist gegenwärtig!", Text Gerhard Tersteegen, 1697 - 1769)
Das hatte ein männliches Doppelquartett vor dem Gottesdienst gesungen und damit sicher nicht vergebens versucht, jedem eine innere Einstellung zu verschaffen, die Herz und Seele für Gottes Wort empfänglich macht. Egal, aus welchen Umständen heraus er gekommen war. Orgel, Instrumentalgruppe und gemischter Chor sorgten zusätzlich vor, im und nach dem Gottesdienst für musikalische Akzente in einer Kirche, die mit ihrem Blumenschmuck in zarten Pastellfarben vor dunklem Hintergrund die eher unwirtlichen Witterungsverhältnisse draußen rasch vergessen ließ.
"Was frag ich nach der Welt ..." (Nr. 189 Chorbuch für den neuap. Gottesdienst, Text nach Georg Michael Pfefferkorn, 1646 - 1732), das hatte der gemischte Chor zu Beginn des Gottesdienstes gesungen. "Ja, das stimmt schon.", knüpfte der Bezirksapostel daran an. Ein Reichtum unseres Glaubens, sich bewusst zu sein, dass Gott alles in seiner Hand hält. Aber wir leben noch in der Welt und sind mit manchem konfrontiert, das es nicht einfach macht, zu glauben. Es gibt nun einmal die Welt des Bösen. Die besonders Christen in anderen Regionen unserer Erde das Leben und den Glauben unsagbar schwer macht. In all dem kann Gott uns bewahren und dafür sorgen, dass das Böse nicht im Vordergrund steht. Es gibt die Gottesdienste, deren Besuch keine Formalie ist, um dem dritten Gebot Genüge zu tun. Vielmehr sollen sie das Heil der Seele in den Mittelpunkt stellen. Und auch heute wieder Anregungen für das tägliche Leben mitgeben.
"Deine Mahnungen sind Wunderwerke; darum hält sie meine Seele. Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreut es und macht klug die Unverständigen." (Ps 119, 129 u. 130)
"Die Herrlichkeit des Wortes Gottes (Das güldene ABC)", so lautet die Überschrift des Psalms 129, dem das Bibelwort für diesen Gottesdienst entnommen ist.", begann Ehrich auf das eingangs verlesene Textwort einzugehen. Die Psalmen entstammen der Tora, damals Wegweisung und Mahnung für die abrahamitischen Religionen, Juden, Moslems und Christen. Heute weitergeführt durch das Neue Testament. Der fromme Dichter der Psalmenwollte die Bedeutung des Wortes Gottes, wie es in der Tora niedergelegt war, besonders vertiefen.
"Deine Mahnungen sind Wunderwerke; ...", na ja, die hört man eigentlich von anderen nicht so gern. Lieber möchte man in seinem Tun und Denken gern bestätigt werden. Auch wenn sie, wie zum Beispiel im Eltern-Kind-Verhältnis, aus der Liebe heraus erfolgen. Denn nur dann können sie wie auch die im Gottesdienst hilfreich und zielführend sein. Wir sollten uns diese Sicht aneignen. "Mahnungen" können aber auch Bestätigung dessen sein, was alles an Mitarbeit in einer Gemeinde geschieht. Auch dafür, wie das eigene Leben im Sinne des Evangeliums gestaltet wird.
Es folgten "Mahnungen", die im Neuen Testament zu finden sind. Das Festhalten an der Lehre (2. Thess, 15). Damals gab es Bestrebungen, die christliche Lehre mit der jüdischen zu vermischen, das als höhere Erkenntnis zu "verkaufen" und so das Evangelium zu verwässern. Da ist der Gottesdienst eine wichtige Hilfe. Sich aus persönlichem Interesse mit der Lehre beschäftigen. Dabei auch mal den Katechismus zur Hand nehmen, dazu ist er da.
Die Mahnung, in der Erkenntnis zu wachsen (2. Petr, 5 ff), um nicht, wie Petrus formulierte, "im Dunkeln zu tappen" (2. Petr, 9). Christus sprach von den Schriftgelehrten, "Weh euch. Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen." (Lk 11, 52). Er gibt auch heute noch den Schlüssel zur Erkenntnis, damit wir, solange wir auf Erden sind, darin wachsen.
Paulus mahnt, sich im Herrn zu freuen (Phil 4, 4 ff). Diese Freude kann sich anderen mitteilen und göttlichem Frieden Raum geben. Er mahnt zur Brüderlichkeit (Gal 6). In einem guten geschwisterlichen Verhältnis ist es dem einen nicht egal, wie es dem anderen geht. In der Nachfolge Christi lebt man verbunden miteinander.
Jesus mahnt Bekennermut an (Lk 12, 8 ff). An der Stelle hat wohl jeder schon mal kläglich versagt. Wir in unseren Breiten müssen dafür, Christus zu bekennen, keine Gefahr für Leib oder Leben fürchten. Wer sich zu ihm bekennt, wird auch seine besondere Zuwendung erleben.
Geduld. Geduldig sein bis zum Kommen des Herrn (Jak 5, 7 ff). Manche warten darauf schon 50 Jahre, 60 Jahre. Ginge es dabei ums Marketing, dann hätte man sich schon lange etwas anderes einfallen lassen müssen, um attraktiv zu bleiben. Aber es ist der Heilige Geist, der sagt, stell dich ein auf Christi Wiederkunft! Gott hat Geduld mit den Menschen (vgl. 2. Petr, 14). Das zeigt sich auch daran, dass er immer wieder zum Heiligen Abendmahl einlädt.
Wenn wir im Blick auf Gott wachsam sind mit uns, auch dazu mahnt uns Jesus (vgl. Mt 24,42), dann sind wir auch immer vorbereitet auf die Wiederkunft Christi. "Er wird Gnade mitbringen, darauf dürfen wir bauen und vertrauen."
Bezirksevangelist Jochen Hübner (Tuttlingen) verwies darauf, dass das Wort Gottes für alles eine Antwort hat. Setzt voraus, auch Fragen zu stellen, denn sonst kann ich mit einer etwaigen Antwort im Gottesdienst nichts anfangen. Wer keine Fragen stellt, den interessiert das Wort auch nicht. Gar nicht erst zu fragen - eine weit verbreitete Einstellung. Stelle ich die richtigen Fragen? Wenn mir ein Gottesdienst nichts gibt, liegt es vielleicht daran, dass meine Fragestellung falsch war. Das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld, auf dem der gleiche Samen ausgestreut wird, der doch unterschiedlich Frucht trägt, verdeutlicht das. Paulus (vgl. 2. Kor 5,17 ff) mahnt an, uns mit Gott zu versöhnen. Da darf es in der Verbindung zu ihm nie auch nur den Schatten einer Wolke geben.
Bezirksevangelist Wolfgang Roller (Nagold) bezeichnete die göttlichen Mahnungen als "Wunderwerke mit Auswirkungen". Der Heilige Geist schafft es, uns durch göttliche Gedanken in der Gemeinschaft zu erfreuen. Gottes Wort macht klug. Dabei geht es nicht um Wissen, sondern um Weisheit. Es lehrt, das Gute zu tun und das Böse zu meiden. Unsere Treue zu Christus, das Jahresmotto 2018 neuapostolischer Christen, die können wir leben, wenn wir auf seine Mahnungen Acht geben.
Danach leitete der Bezirksapostel zur Feier des Heiligen Abendmahls über: Lasst uns die liebevolle Mahnung aufnehmen. Das eigene Denken zurückstellen und auf Gott und die Kraft des Heiligen Geistes setzen. Dazu hilft die Feier des Heiligen Abendmahls. Wir nehmen daraus Frieden, Kraft und Sicherheit, denn Jesus schenkt sich uns in Brot und Wein.
Drei kleine Kinder empfingen das Sakrament der Heiligen Versiegelung. Vorher sagte der Bezirksapostel, Gottes Wort ist ein Wunderwerk. So ein kleines Kind auch. Da gibt es Vorfreude und große Dankbarkeit, wenn es gesund zur Welt kommt. Gott hat euch dieses Wunderwerk anvertraut. Auch seine Seele. Eine ganz andere Dimension. Das Kind soll einen guten Start ins Leben haben. Dazu bekommt es einen Schutzraum und Zuwendung. Ihr wollt darüber hinaus etwas tun, hieß es an die Eltern gewandt: Den Glauben an Jesus Christus leben. Dem Kind die Sicherheit geben, dass ein Gebet etwas bewegen kann, denn auch Kinder haben Sorgen. Ihr sollt Mut haben und vermitteln, ebenso wie Gelassenheit. Das macht stark. Die Gabe des Heiligen Geistes gibt die Kraft, zum Ebenbild Gottes heranzuwachsen. Mit der Heiligen Versiegelung ist Gottes Segen für euch und eure Kinder verbunden.
Der Bericht soll enden mit dem Text der ersten Strophe des Lieds, das das Doppelquartett zur Feier des Heiligen Abendmahls für Entschlafene überirdisch schön sang und dessen tröstliche Worte hoffentlich jeden in den Alltag, wie auch immer der sein mag, begleiten:
"Werde stille, werde stille, meine Seele, eil` dem ew`gen Ziele zu!
Trinke aus lebend`ger Quelle, auch in Jesu deine Ruh!
Werde stille, meine Seele!"
(Text Evangelist Adolf Milang, 1919 - 1953, Vorsteher der Gemeinde Lütgendortmund,), Lied Nr. 27 der Männerchormappe der Neuapostolischen Kirche)