Rund 300 Jugendliche, Jugendleiter und Amtsträger sorgen für ein gut gefülltes Kirchenschiff.
Manche von ihnen hatten einen etwas längeren Anfahrtsweg und sonntagmorgendliches Frühaufstehen nicht gescheut. Besonders die, die von ganz südlich aus der Bodenseeregion schon bis 9.00 Uhr angereist waren. So früh begann die gemeinsame Chorprobe, eine Stunde vor Gottesdienstanfang. Gastfreundliche Tübinger hatten aber dafür gesorgt, dass für alle schon früh am Morgen eine kleine Stärkung bereit stand.
"Herzlich willkommen in Herrenberg," so zu Beginn Klaus von Bank. "Einigen von euch war kein Weg zu weit, um Gott und Gemeinschaft zu erleben. Am Anfang des Jahrs wünsche ich euch von ganzem Herzen den Segen unseres himmlischen Vaters und seinen Beistand, seine Hilfe und Nähe." In diesen Tagen schaut man zurück auf das Vergangene und auf das, was kommen wird. Das Jahresmotto neuapostolischer Christen im Jahr 2018, Treue zu Jesus, ist uns Aufgabe und Herausforderung. Das Textwort soll dazu Mut machen:
"Und in keinem andern ist Heil, auch ist kein andrer Namen unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden." (Apg 4,12). Der Bezirksvorsteher erläuterte den Kontext. Die Apostel hatten begonnen, in Jesus` Namen zu wirken. Petrus und Johannes hatten einen Gelähmten geheilt, der sie lediglich um ein Almosen gebeten hatte. Das Wunder schockte die Schriftgelehrten. Sie bekamen Angst, dass die causa Christus doch noch nicht mit dessen Tod erledigt sein könnte und zitierten die Beiden vor den Hohen Rat. Die Apostel waren jetzt bereit, in Christi Namen tätig sein. Was hatte es zuvor nicht für Tiefpunkte gegeben. Petrus verleugnete seinen Herrn. Thomas hatte Zweifel. Die Emmausjünger waren nach Christi Tod enttäuscht. Und nun gab es ein Wunder, wie bei Jesus. Der Glaube an ihn verflachte nicht zu einem "Christentum light". Sie mussten mehrmals vor dem Hohen Rat erscheinen. Aber Petrus blieb dabei: Wir können`s ja nicht lassen zu reden von dem Herrn. Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
"Das Gebet der Gemeinde" - so ist das folgende 5. Kapitel der Apostelgeschichte überschrieben. Es zeigt die Reaktion der Glaubensgeschwister damals zum Vorgehen des Hohen Rates. Die Gemeinde bat: "...gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort. ..." (aus Apg 5, 23). „Das ist heute unsere schöne Aufgabe,“ so von Bank. „Wir wissen gar nicht, was unsere Apostel weltweit alles erleben. Beten wir, dass sie die Kraft haben, ihr Amt auszufüllen. Sie brauchen unsere Gebetsunterstützung."
Unsere Zeit ist geprägt von Informationen über alles, was wo auch immer geschieht. Da folgt auf die Katastrophennachricht die von einem sportlichen Erfolg. Alles in eine Nachrichtensendung gezwängt. Da muss der Mensch selbst Prioritäten setzen und seinen eigenen Standpunkt zu finden. Es ist eine große Herausforderung.
Sicherheit, ein großes Thema. Alles soll sicher sein, Autos, Häuser, der Computer. Ein menschliches Grundbedürfnis. Und wie ist es im Glauben? Viele bewegt das nicht groß. Man glaubt. Oder eben auch nicht. Viele fragen gar nicht nach einer Glaubenssicherheit. Für uns kommt sie aus dem Wirken der Apostel, die die Gabe des Heiligen Geistes vermitteln. Die Jesus und sein Evangelium in den Mittelpunkt stellen. Deren Kraftquelle damals wie heute sein Wirken ist. Er hat sie hinaus in alle Welt geschickt. Mit der Zusage: Wer euch hört, hört mich. Die Ausgießung des Heiligen Geistes war dazu die Initialzündung. Im Evangelium des Lukas sagt Jesus, dass, wer zu ihm kommt, auf Fels gebaut hat. Wer aber keinen Grund legt, dessen Haus fällt zusammen. Unsere Sicherheit liegt darin, das Wort Gottes zu hören, (damit einverstanden zu sein) und danach zu tun.
Die Menschen heute sagen gern, nein, einverstanden sein damit, das geht nicht. Warum gibt es Katastrophen? Das muss doch alles ganz anders sein. Ja, es gibt "Fluten": Versuchungen, Anfeindungen, Zweifel, Ungerechtigkeit, Enttäuschung, Sorge und Leid. Das zerrt am Glaubensgebäude. Dessen Sicherheit kommt daher, dass wir es auf einen Fels gründen.
Beständigkeit gibt auch Sicherheit. Beständig sein in der Gemeinschaft, im Gebet und im Glauben, und als Ziel die Wiederkunft Christi. Gemeinschaft - der eine mag sie, der andere nicht so sehr. Die Gemeinde kann aber eine Kraftquelle sein. Da wollen wir gestalterisch mit dabei sein. Jeder soll sich darin wiederfinden. Wenn jemand schwach wird, kann er sich helfen lassen. Wenn er das will. Das Gebet verbindet miteinander Fürbitte zu Gott für meinen Nächsten spannt Fäden, die dasselbe Ziel haben. Komplex betrachtet ergibt sich so ein Netzwerk. Das Heilige Abendmahl ist ein Gemeinschafts-, Gedächtnis- und Bekenntnismahl. Auch das Brotbrechen gehört zur Gemeinschaft. Die beiden Apostel vor dem Hohen Rat blieben beständig. Das war ein Grundsatz in alter Zeit und ist es in neuer, gültig für die Gegenwart und die Zukunft. "In der Beziehung zu Gott gilt dasselbe wie in einer menschlichen: Man muss beieinander sein, sie pflegen, dann gibt sie Kraft."
Evangelist Andreas Mayer, Vorsteher in Ofterdingen (Bezirk Albstadt), war beim dritten Vers des gemeinsam gesungenen Eingangslieds "hängen" geblieben (Gesangbuch der neuap. Kirche Nr. 32, Text Christoph Christian Hohlfeld, 1776 - 1849): "...Mut wird dir der Helfer senden, froh wirst du dein Werk vollenden." Helfer, das ist der himmlische Vater mit Allmacht und Vollkommenheit. Und Beständigkeit. Anders als im heutigen Geschäftsleben gibt es in der Kirche keine Trends, die man bloß nicht verschlafen darf, sonst ist man abgehängt. Jesus` Botschaft, sein Evangelium, das Heil, das in ihm liegt, das sind keine Trends, das hat Bestand seit 2.000 Jahren. Gemeinschaft bedeutet, Kirche nicht nur zu "konsumieren", sondern selbst auch etwas hineinzugeben. "Wir wollen euch und uns dazu motivieren, für dich und mich und unsere Kirche."
Evangelist Steffen Schanz, Vorsteher in Rottweil (Bezirk Villingen-Schwenningen), erwähnte den Begriff der Exklusivität, vor ein paar Jahren ein großes Thema in unserer Kirche. Inzwischen wurde er weiterentwickelt im Katechismus. "In keinem anderen ist das Heil ...", die Aussage ist der Gipfel der Exklusivität. In Jesus ist Sicherheit. Da muss man gar nicht lange überlegen. Der Mensch möchte heute möglichst alles optimal absichern. Und muss doch bei Eintritt eines Versicherungsfalls Enttäuschungen hinnehmen. Bei Jesus ist das anders. Die Bedeutung der Gemeinschaft wird gern unterschätzt. Sie ist die Plattform für Vielfalt von Menschen und Situationen sowie persönlichen Befindlichkeiten. Und auch ein Übungsfeld für die Zukunft, wenn wir alle mit Jesus in Gemeinschaft sein wollen.
Evangelist Matthias Armgardt, Vorsteher in Radolfzell (Bezirk Tuttlingen), verwies darauf, dass es Mut braucht, die Wahrheit zu verkünden: "In keinem anderen ist Heil." Es kann passieren, dass man belächelt wird, wenn man keinen Zweifel daran lässt, dass es Christus` Wiederkunft geben wird. Da wird man gern auch mal von seinen Mitmenschen getestet, die wissen, welche Glaubensüberzeugung man hat. "Lasst uns das riskieren!" Bis auf Johannes starb keiner der Apostel damals eines natürlichen Todes. Sie wurden umgebracht. Und sie wussten das. Waren dazu bereit. Wie groß muss ihre Überzeugung gewesen sein. "Ihr sollt meine Zeugen sein", sagte der Gottessohn. Bedeutet keinen Fanatismus, sondern, die innere Überzeugung in Liebe zu den Mitmenschen zu leben. Jesus ist alternativlos, wenn es um wirklich Wichtiges geht. Philosophie, Ethik, alles schön und gut. Aber ewiges Leben, das gibt es nur mit ihm.
"Es muss Jesus gegeben haben, sonst hätten seine Apostel nicht so wirken können. Wir wollen jetzt mit der Sündenvergebung sein Angebot ergreifen und in der Feier des Heiligen Abendmahls Gemeinschaft, Freude, Kraft und Segen erleben.", so der Bezirksälteste.
Was die musikalische Gestaltung, Begleitung und Umrahmung an diesem Sonntagmorgen anbetrifft, brachte der Bezirksvorsteher in seinem Dank nach dem Gottesdienst das, was dazu gesagt werden muss, auf den Punkt: Die Musik von Chor, Streichquartett, Orgel und Klavier, alles wie aus einem Guss und immer, in Auswahl und Ausführung, nahtlos passend zur Gestaltung des Gottesdienstes - herzlichen Dank!
Philipp Boss, einer der beiden Jugendbeauftragten für den Bezirk Tübingen, lud zum anschließenden Vesper, Fleischkäsweckle, vulgo Lkw, sowie Käseteller für die Vegetarier, ins Foyer und in den kleinen Saal ein und gab organisatorische Hinweise, damit die Bewirtung in geordneten Bahnen verlaufen konnte. "Guten Appetit und schöne Augenblicke!"