Ein Kind empfängt das Sakrament der Heiligen Versiegelung - Ein Gärtringer Priester wird in den Ruhestand verabschiedet.
" Jesus, hilf siegen ..."
... so stand es nicht nur am Beginn jeder der fünf Strophen des gemeinsam gesungenen Eingangslieds (Gesangbuch der Neuap. Kirche Nr. 258, Text Johann Heinrich Schröder, 1607 - 1699). Diese Bitte war Thema des Gottesdienstes, in dem es um das Vorbild Jesus` ging, dem in seinem irdischen Leben in allen Dingen der Sieg über das Böse gelungen ist.
Das Jahr 2017 war noch nicht ganz lange Geschichte. Anlass, die Gedanken anzusprechen, die beim Jahreswechsel aufkommen. Gute Vorsätze, alle Jahre wieder, dies und jenes anders zu machen. Dabei bedarf es als Anstoß dazu keines neuen Jahrs. Auch keines Gottesdienstes. Jederzeit besteht die Möglichkeit, Bilanz zu ziehen. Jetzt etwas tun, etwas ändern, wann sonst? Ich will sofort Ernst damit machen, ein Problem anzugehen, mit dem ich mich schon lange herumschlage. Auf den Nächsten zugehen, mit dem ich warum auch immer nicht klar komme. Gelingt vielleicht nicht beim ersten Anlauf. Aber hat man es geschafft, wird aus einer plagenden Sorge Freude. Erfordert viel Willenskraft, so zu handeln. Was ich ändern muss? Ganz "einfach" - als Maßstab das nehmen, was Jesus uns vorgelebt hat. Sich fragen, ob mein Verhalten dazu passt.
So wurde zu dem Text aus dem Neuen Testament übergeleitet, der die Grundlage des Gottesdienstes war: "Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre." (aus 1. Joh 3, Vers 8). "Beginnen wir mit der Schöpfungsgeschichte.", hieß es. Adam und Eva gingen, in enger Gemeinschaft mit Gott lebend, dem Teufel auf den Leim. Jesus musste geboren werden, um durch seinen Opfertod dessen Werke zunichte zu machen. Mit dem Gottessohn ist alles möglich. Sicher, Zweifel gehören zum Glaubensleben dazu. Die Schlange damals, die bei den Menschen Misstrauen weckte: Sollte Gott sein Gebot so formuliert, es wirklich genau so gemeint haben? Kann, muss man das alles heute im Jahr 2018 noch so wörtlich, so ernst nehmen? Ja, man muss. Das zu tun, es auch umsetzen, dazu bedarf es vollen eigenen Einsatzes. Und der Bitte: Jesus, hilf siegen.
Da könnte der Gedanke aufkommen, Gott gibt mir nicht alles. Was wird dir von ihm vorenthalten? Du könntest doch selbst wie Gott sein, hieß es damals von der Schlange. Und heutzutage: Vielleicht müsste man das Bild von Gott etwas revidieren. Es könnte nicht mehr ganz zeitgemäß sein? Ein Werk des Teufels, Gedanken in die Richtung zu wecken, es müsse doch noch mehr zu haben sein als das, was Gott mir jetzt gibt.
Und damals, nachdem man sich hatte vom Teufel verleiten lassen, da kamen die wechselseitigen Schuldzuweisungen. Man habe schließlich auf das Weib gehört, sei doch "nur" der Schlange gefolgt ... Jesus ist auf die Erde gekommen, um zu erlösen und zu retten. Das kann nur geschehen, wenn man in aller Bußfertigkeit vor Gott tritt: Ich habe versagt. Und nicht mit ihm rechtet.
Kain und Abel damals - die erste Katastrophe. Sie waren verschieden, aber muss deshalb einer den anderen erschlagen? Bis heute ist es so geblieben unter den Menschen. Aber Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch, hat es vorgelebt: Man kann jeden lieben. Selbst seinen Feind. Der Gottessohn will uns in seiner Gemeinschaft etwas anderes zeigen, als es in unserer Welt der Fall ist. Im Tausendjährigen Friedensreich soll allen Menschen, ohne Vorbehalt, sein Evangelium verkündet werden. Der erste Himmel und die erste Erde werden vergangen sein (vgl. Offb 21). Hinter alles, was war, da wird Gott einen "dicken Punkt" setzen. Der Tod wird nicht mehr sein. Die Werke des Teufels werden nicht standhalten und du kannst mit Jesus Sieger sein. "Lasst uns mit Mut und Kraft kämpfen und getrost sein, im Blick auf Jesus` Wiederkunft und darauf, seine Herrlichkeit mit ihm zu teilen:"
"Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes?" (Nr. 400 Chorbuch für den neuap. Gottesdienst, Text Röm 8, 35, 38, 39), hatte der gemischte Chor gesungen, nachdem Bezirksältester Klaus von Bank an den Altar getreten war. "Dazu bedarf es gar nicht einmal größerer Vorkommnisse.", gab der Bezirksvorsteher die Antwort auf die im Lied angeklungene Frage. Wichtig ist, dass der Glaube fest gegründet ist wie ein Haus, das auf Felsen gebaut ist. Dem kann so schnell nichts etwas anhaben. Wir haben das Amt, das den Geist Gottes vermittelt. Wir können in der Gemeinschaft, im Gottesdienst gestärkt werden. Nutzen wir diese Möglichkeiten, dabei zu bleiben und bewahrt zu sein.
"Unsere Aufgabe für dieses Jahr ist, ganz bewusst treu zu sein.", so danach der Apostel. Wie kann ich die Treue zu dem halten, mit dem ich den Sieg erringen will? Nicht fragen, muss das nun sein? Menschliche, nicht enden wollende Gier führt zur Respektlosigkeit gegenüber der göttlichen Schöpfung. Warum greift Gott da nicht ein? Was auch immer geschieht, wenn die Basis stimmt, dann bleibt das Haus stehen. Und sind wir dem Sohn Gottes dafür dankbar, dass er die Werke des Teufels zerstört hat. Zur Feier des heiligen Abendmahls überleitend, hieß es: "Wir haben kein Recht auf Sündenvergebung. Aber Jesus schenkt sie uns."
Einem noch ganz kleinen Kind - gerade drei Wochen alt war es - sollte vom Apostel der Heilige Geist gespendet werden. Die Eltern waren dazu mit ihrem Kind auf dem Arm an den Altar getreten. "Euer Kind wird viele Erfahrungen machen müssen. Die Grundlage dazu legt ihr: durch euren Glauben und euer Vorbild." Gott wird ein Auge auf euer Kind haben, um das er schon vor Grundlegung der Welt wusste. "Ich beglückwünsche euch zu euren beiden Kindern (Es gibt ein älteres Geschwisterkind.). Der liebe Gott liebt sie und euch."
Nach der Austeilung des heiligen Abendmahls war es dann wirklich so weit: Priester Klaus Reusch aus der Gemeinde Gärtringen würde vom Apostel in den Ruhestand verabschiedet werden. Gemeindevorsteher Werner Löhmann hatte in einem sehr persönlichen Schreiben an den Apostel geschildert, welche Erinnerungen ihn mit dem - jetzt - Priester im Ruhestand verbinden. Da war dessen Bemühen, immer möglichst früh zum Gottesdienst zu kommen. So konnte der Vorsteher meist den gesegneten Augenblick genießen, sich einander schon im Vorraum der Kirche begrüßen zu können. So wie er wurden alle Gärtringer Glaubensgeschwister von Klaus Reusch mit Liebe und Fürsorge bedacht. Letztere ließ er ganz besonders den von ihm betreuten kranken und älteren Geschwistern bei Haus- und Heimbesuchen zukommen. Wenn er seinen Vorsteher begleitete, vermittelte er diesem immer das Gefühl, ich bin nicht allein mit meiner Aufgabe. Bei allem, was in der Gemeinde zu tun war, war der Priester mit Herz und Händen und in Liebe und Demut dabei. "Es muss jetzt eben sein", begann der Apostel mit der Erledigung seiner Aufgabe, der Verabschiedung in den Ruhestand. "Ein Priester mit großem Tiefgang und Ernst. Ich freue mich für Sie und die Ihnen anvertrauten Glaubensgeschwister, dass Sie so für sie da sein konnten. Alles, was war, ist nicht vergeblich gewesen. Das hat Spuren hinterlassen. Jetzt müssen Sie halt lernen, wie so ein Ruheständler lebt. Mit Ihrer Einstellung werden Sie auch als Priester i. R. für andere ein Segen sein. Durch Ihr Verhalten haben Sie eine viel eindrucksvollere Predigt gehalten als das mit Worten möglich ist. Das werden Sie auch weiter tun. Sie sollen und werden sich in Ihrer Gemeinde wohlfühlen. Ein herzliches Dankeschön an Sie und Ihre Frau. Für die neue Zeit wünsche ich viel Freude und das Erleben: Gott ist da!" Und einen Blumenstrauß von den Gärtringern gab es auch noch.
"Herzlichen Dank für euer Mitwirken", hieß es nach dem Gottesdienst. "Besonders auch an den Chor. Der Gottesdienst ist nun mal keine Aufgabe für, je nachdem, einen, zwei, drei ... Amtsträger."