Am Anfang des Berichts ein Foto vom Kinderchor? Kein Versehen, einfach weiterlesen, das klärt sich alles.
(Fast) pünktlich um 11 Uhr ging es los mit der Adventsfeier. Rund 60 Teilnehmer, gegen Nachmittag zur Kaffeezeit wurde es noch rund ein Dutzend mehr, waren der Einladung gefolgt. Draußen ein winterweihnachtliches Ambiente mit Schnee ums Hotel herum, drinnen adventlich-festlich geschmückte lange Tafeln. Nur einem absoluten Adventsmuffel wäre da nicht gleich vorweihnachtlich zumute gewesen. Renate Wießner, Seniorenbeauftragte für die Gäugemeinden des Kirchenbezirks, freute sich, dessen Vorsteher Klaus von Bank begrüßen zu dürfen. Sie beide verbinde eine lange Freundschaft. Der widersprach nicht, nachdem er ans Mikrofon getreten war. Beide kennen sich gut aus ihrer gemeinsamen Zeit in Tübingen-Pfrondorf. Renate war als Organistin dort auch bei Kindergottesdiensten mit dabei, um den Gesang zu begleiten. Und wenn der heutige Bezirksvorsteher, damals noch in einer anderen Funktion, die leitete, die Kinder etwas fragte, die aber passen musste, dann: "... wusste Renate immer die richtige Antwort!" hieß es jetzt, viele Jahre später. Von Bank sprach die Veränderungen an, die es im Kreis der Senioren im laufenden Jahr gegeben hat. Besonders gingen die Gedanken an die, die immer mit dabei gewesen waren und jetzt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kommen können. Stellvertretend wurden zwei frühere Gemeindevorsteher genannt. In ihrer aktiven Zeit waren sie in den Gemeinden Jettingen und Gärtringen tätig. "Viel, viel Freude und einen wunderschönen Tag!", wünschte der Bezirksälteste, nachdem er auch noch die Gemeinschaft hier und die der Seelen in der Ewigkeit angesprochen hatte, zu denen eine enge Verbindung besteht.
Bischof i. R. Hermann Kaupp war in diesem Jahr leider nicht mit dabei. Dafür hatte sein jetzt auch im Ruhestand befindlicher Kollege Georg Kaltschmitt für ein verstärktes Bischofsaufkommen gesorgt. Er hatte seine Wochenendgäste davon überzeugen können, mit ihm nach Herrenberg mitzukommen. Das waren Bischof i. R. Günter Schulz (Augsburg) und ein Priester i. R. aus Hamburg-Lurup, Dieter Piden. Und auch ein Bezirksältester ist gelegentlich froh, nicht alles selbst machen zu müssen. Er konnte sich freuen. Mit Erfolg wurde der Gast aus Bayern gebeten, ein Gebet zu sprechen.
Es folgte, gemeinsam gesungen, das Adventslied, das nicht fehlen darf: "Macht hoch die Tür...", mit bewährter Begleitung am Klavier durch Priester i. R. Dieter Schwarz und die Flötenspielerinnen. Dann übernahm Renate wieder das Mikrofon. Es gab einen Abriss der Seniorenaktivitäten im Jahr 2017. Sieben Kaffeenachmittage, zum Teil mit Vorträgen, Wanderungen, Tagesausflüge, Kulturtage. (Das Meiste im Internet nachzulesen.). Und ein Grillfest mit Überraschungsgast: Apostel Martin Schnaufer. "Da bin i total ausgeflippt!" Danach gab es Beiträge des 60+-Chors unter der Leitung von Gerlinde Kleemann. Wobei Kaltschmitt in einer Anmerkung dazu besonders auf das "+" - abstellte und es nicht als Merkmal dafür verstanden wissen wollte, dass die Singenden bereits ein bestimmtes Alter erreicht haben.
Renate hatte den schwäbischen Bischof aus Bayern nicht vergeblich gebeten, auch noch etwas beizusteuern. Er erzählte eine wahre Geschichte aus Thüringen, vor langer, langer Zeit sich zugetragen. Da waren in einem Ort zunächst zwei Frauen neuapostolisch geworden. Zum nächsten Gottesdienst die Ehemänner mitbringen ... schön wär`s, aber schwierig. Ausrede des einen - kein gottesdienstgeeignetes Outfit vorhanden. Keine Mühe scheuend nähte seine Frauen ihm selbst einen Kittel: "So kannst mit!" "Nein, der passt mir nicht so recht." Dann ging er doch mit. Ihn plagte das schlechte Gewissen, wenn er seine Zusage nicht einhalten würde. Und er ging sogar nicht nur einmal in den Gottesdienst. Und schwupps, als der Apostel in den Ort kam, wurde er nicht nur versiegelt, sondern danach noch ins Priesteramt gesetzt. "Das war nicht verabredet!" Ich schreibe einen Brief an den Apostel. ich kündige. Der Mann war Notar, er wusste, wie man so etwas angeht. Nur das mit der Kündigung wollte ihm nicht gelingen. Der Brief kam nie beim Apostel an. Über 34 Jahre war er in der Folge in verschiedenen Ämtern in der Neuapostolischen Kirche in Thüringen tätig. "Mehr weiß i jetzt nimmer.", schloss der Bischof zur allgemeinen Erheiterung.
Gerlinde Kleemann las die Geschichte vom Engel vor, der nicht singen wollte. Ziemlich klein war er, aber er machte sich seine Gedanken. Angesichts des Elends in der Welt blieb ihm einfach das Halleluja im Hals stecken. Römische Soldaten zu der Zeit, Krieg, alles furchtbar. Da hinein soll das Christuskind geboren werden? Wer weiß, was dem alles geschehen wird in der bösen Welt. "Nein, es wird den Zwiespalt in der Welt überbrücken und den Frieden in die Welt bringen. Deshalb singen wir das Neue Lied. Und du wirst nicht mitsingen. Du wirst diese Nachricht auf der Erde verbreiten. Gerade, weil du so um Wahrhaftigkeit bemüht bist, musst du das Werk des Friedens auf der Erde schaffen.", lautete der Auftrag eines Oberengels an ihn. Und er führte die Hirten zur Krippe, damit fing seine Arbeit schon mal an. Die setzt er fleißig und gewissenhaft bis heute fort.
Noch ein wenig Musik, und dann war es auch schon 12 Uhr: Das Mittagessen kam. Zwei Stunden später ging es mit dem Programm weiter: Ein Chor, dessen Durchschnittsalter etwas niedriger war als das des 60+, kam mit seiner Dirigentin Simone Wießner in den Raum. Flott ging es gleich los: "Komm, wir schauen in das Licht ..." und "Wenn die erste Kerze brennt, ja, dann ist Advent ...", erklang es munter und jedes Bedürfnis nach einem Mittagsschläfchen vertreibend. Danach folgte "Der Streit der Adventskerzen" - ein Sketch. Nein, keine der vier Kerzen will als erste brennen. Die Kinder hatten sichtlich Spaß, die Pöbeleien der Kerzen untereinander vorzutragen, lautstark und rotzfrech. Jede von ihnen wollte sich die eigenen Überlebenschancen retten. Und am besten gar nicht brennen. Bis dann nachdenklichere Sprüche kamen: Der Klügere gibt nach. ... Den Letzten beißen die Hunde. Also doch nicht so schlecht, mit dem Brennen mal anzufangen? Da kommt ein Kind. Und, o Wunder - alle vier lassen sich freiwillig anzünden und schicken gemeinsam und friedlich ihre Lichter in die Welt hinaus.
Danach wurde das Publikum mit in den Gesang einbezogen: Die Kinder sangen die verschiedenen Strophen des Lieds, alle im Saal zusammen den Refrain mit der "Fröhlichen Weihnacht überall ...". Es folgte ein weiterer Sketch: "Das Gespräch der Gutsle". An Weihnachten und in der Zeit davor ist eben alles möglich, da redet jeder mit jedem. Bei Bauers gibt es einen Adventskaffee mit Gästen. Der Tisch ist gerichtet und der Teller mit den Gutsle schon mal hingestellt. Zwölf verschiedene Sorten von Gebäck: Vanillebrödle, Springerle, Husarenkröpfle, Schokoladenbrot, Vanillekipferl, Ausstecherle, Zimtstern, Lebkuchen, Kokosmakrönle, Freudentränle, Schwobabrödle, und Florentiner. Und wieder durften sich die Kinder, jetzt in der Rolle eines Brödles, kräftig streiten. Wer am süßesten, zartesten, farblich schönsten, butterigsten, arbeitsaufwendigsten, formprächtigsten, mürbsten und überhaupt war. Zum Glück - es klingelt und die Gäste kommen - endlich.
Danach wurde beschert - die Kinder verteilten kleine, hübsch weihnachtsbunte Tüten mit je einem Licht und einer Tüte Weihnachtsbrödle, mindestens eins von jeder gerade genannten Sorte. "Noch ein Lied!", so war der allgemeine Wunsch. Improvisiert und aus dem Stand heraus gab es die Zugabe, in der Jesus "danke" dafür gesagt wurde, dass er immer für jeden da ist. Der Bezirksälteste bedankte sich bei Kindern und Dirigentin. Eine Riesenfreude sei das gewesen. Und die Texte so gut zu verstehen. Mit einem großen Repertoire. Der Kinderchor sei jederzeit und überall willkommen, egal, wer den Gottesdienst hält. "Besonders natürlich bei mir."
Danach waren Kinder und Begleiter, aber natürlich auch alle anderen Anwesenden zu "Kaffee, Kuchen und Kaba" eingeladen, wie Renate es kurz, knapp und ausreichend formulierte. Das Kuchenbuffet - wie immer eine Augenweide und ein rechter Magentrost.
Nach dem ausgiebigen Kaffeeplausch noch die eine oder andere Geschichte. Der eingebildete Schneemann, was war er doch prächtig, aber "Wie vergänglich er war, machte ihm die Sonne klar, und seine Möhrennase, die holte sich der Hase." Das Fritzle, das aus der Weihnachtskrippe Maria und Josef entführt. Einen Brief ans Christkind hineinlegt: "Und wenn ich dieses Jahr nicht das Mountainbike bekomme, dann - siehst du deine Eltern nie wieder!"
Es folgte noch ein Schlusslied, dessen vierte Strophe am Ende des Berichts stehen soll. Die sangen als letzte alle gemeinsam. Auch wenn die Schilderung so nicht der chronologischen Reihenfolge entspricht. Das Lied wurde schon vor der Verabschiedung durch den Bezirksältesten und sein Schlussgebet gesungen. "Es hätte nicht schöner sein können.", so von Bank, "Denn das Lied beschreibt, was bleibt: die Erinnerung an diesen Tag, die Gespräche, die Kinder und und und ..." Nicht fehlen durfte der Dank an Renate Wießner und ihr Team, die keine Mühe gescheut haben, um diesen schönen Tag vorzubereiten und durchzuführen. Allein schon die Weihnachtstüten mit dem nahrhaften Inhalt, vom Einkauf bis zum Backen und Verpacken und Beschriften. Auf einem angehängten Etikett waren minutiös in ganz kleiner Schrift die einzelnen Brödlearten aufgeführt. Nur ein Beispiel für die viele Arbeit, die sich fleißige Köpfe und Hände, d`Fieß nicht zu vergessen, gemacht hatten.
Die letzte Strophe des Schlusslieds "Ein schöner Tag", sicher im englisch sprachigen Original ("Amazing Grace") besser bekannt und daher leicht mitzusingen:
"Und was das Schicksal uns auch bringt,
was immer kommen mag:
Es bleibt uns die Erinnerung an einen schönen Tag!"