... und, da auch die Glaubensgeschwister aus Bondorf zum Gottesdienst eingeladen waren, ist die Kirche einschließlich Nebenräumen: schlicht voll.
Wobei dazu, das sei der Vollständigkeit wegen berichtet, auch viele Gemeindevorsteher, aktiv und im Ruhestand, und andere mit beigetragen haben. Dank umsichtiger Organisation alles kein Problem.
"Ein Gärtner geht im Garten, wo tausend Blumen blühn,
und alle treu zu warten, ist einzig sein Bemühn."
(Gesangbuch der Neuap. Kirche Nr. 230, Text Max von Schenkendorf, 1783 - 1817)
Das Lied hatte ein großer gemischter Chor mit Orgelbegleitung, Sängerinnen und Sänger sich je Strophe abwechselnd, zu Beginn des Gottesdienstes gesungen. "Ich freue mich mit euch, dass der Gärtner für jede einzelne Seele weiß, was nötig ist." Ein Kinderlied, in dem mehr steckt, als es zunächst den Anschein haben könnte." Jesus ist unter uns. Er kennt unsere Freuden und Leiden, Unsere Zweifel und Enttäuschungen. Der "Gärtner" sieht das und weiß für jeden das Richtige. Gott allein kennt das Richtige für jeden Einzelnen. Seine Entscheidungen trifft er aus dem Blickwinkel dessen, der sieht, was einmal sein soll. Er zeigt uns den Stand der Dinge. Da bedarf es keiner Prognosen für die Zukunft, denn Gott weiß, was sein wird. Das zu glauben, gibt dem Menschen Sicherheit.
"Ich freue mich über die, die mir sagten: Lasset uns ziehen zum Haus des Herrn!" (Ps 122, 1)
Ein Wallfahrtslied für die Reise nach Jerusalem, begann der Apostel auf das eingangs verlesene Bibelwort einzugehen. Jerusalem, hoch gelegen, ein beschwerlicher, steiler Weg dorthin. Jerusalem, gleichzusetzen mit Zion, dem himmlischen Ziel unseres Glaubens. Was erwartest du auf diesem Weg - alles ebenerdig, kein Gegenwind? Es gibt Krankheiten, die es von ihrer Art her ausschließen, sich freuen zu können. Da ist es objektiv unmöglich, ein Halleluja anzustimmen. Aber sonst - was bewegt mich in meiner Seele als "Wallfahrer"? Ganz konkret - ich bin da, wo alle dasselbe Ziel anstreben. Ich freue mich, ich fühle mich wohl? Vielleicht finde ich das als Jugendlicher gelegentlich auch mal langweilig. Was kann ich dann tun? Bring dich ein, sei aktiv in der Jugend, bei der Chorprobe. Mir fehlt die Freude - beschäftige ich mich überhaupt noch mit meinem Glauben? Ist er vielleicht im Alltag kein Thema mehr? Ich habe dafür einfach keine Kapazitäten mehr frei. Der Alltag holt mich nach einem Gottesdienst vielleicht schon auf dem Kirchenparkplatz wieder ein, da bin ich noch nicht einmal losgehfahren.
Die Jünger brachten es fertig, nach dem Heiligen Abendmahl mit dem Gottessohn untereinander zu diskutieren, wer von ihnen denn nun der Größte sei. Und wir im 21. Jh., worüber reden wir? Sich mit dem eigenen Glauben zu beschäftigen, das eröffnet neue Möglichkeiten. Was trübt meine Freude? Was kann ich tun, damit ich mich damit auseinander setzen kann. Glaube ich aus Sorgen, einer Drucksituation heraus, um diesem Unerfreulichen zu entkommen. Wäre der Glaube dann eine Freude für mich? Unser Motiv muss die Liebe sein. Alles andere wäre nicht tragfähig. Wenn die Liebe zu Jesus im Zentrum steht, dann führt sie mit anderen und ihm zusammen.
Warum bete ich um die Wiederkunft Christi - um irdischem Elend zu entkommen oder aus der Freude heraus, im Tausendjährigen Friedensreich allen das Evangelium verkünden zu können. Gotteskind zu sein, ist kein Status, sondern eine Aufgabe.
Freue ich mich im Gottesdienst, davor und danach? Was kann ich dafür tun: Ich mache mir bewusst, was im Gottesdienst geschieht: Ich gehe in die Kirche, um Gemeinschaft mit Gott zu haben. Er will mir Kraft geben. Ich kann anders gehen als ich gekommen bin. Der Heilige Geist ist es, der zu mir redet. Ich darf Heiliges Abendmahl feiern. Wenn ich nur konsumiere, habe ich kein intensives Erleben. Wie kann ich zur Freude kommen? Heutzutage wechselt man schnell die Pferde, wenn einem etwas nicht (mehr) gefällt. Statt zu fragen, was kann ich tun. Es gibt für mich Probleme in meiner Gemeinde? Vielleicht könnte ich mal aus meiner Passivität heraus- und auf den anderen zugehen.
Auf dem Weg zum Glaubensziel gibt es drei "Kernsätze":
"Jesus ist mit dabei und möchte uns helfen bei unserem gemeinsamen Bestreben, zum Haus des Herrn zu ziehen!"
Victor Bauer, Gemeindevorsteher in Ammerbuch-Pfäffingen, hatte gerade an diesem Abend erlebt, dass Gott Wege ebnet und unmöglich Scheinendes geschehen lässt: Ihm war es gelungen, trotz engsten Zeitfensters zwischen Arbeit, Zuhause und Gottesdienstbeginn rechtzeitig kommen zu können. Ein Wunder. Er wünschte, dass wir immer wieder erleben können, dass Gott die Wege für uns ebnet. Und zum Gemeindeleben - das sind du und ich, die Gemeinde. Bedeutet, sich nicht entspannt zurückzulegen und darauf zu warten, dass die anderen es schon richten werden. Vielmehr ist jeder gefragt, etwas zu tun. Gott erwartet das von uns.
Das wurde vom Apostel noch einmal vertieft: Wie schnell ist man geneigt, Kritik an anderen zu üben. Besser ist es, vom Betroffenen zum Beteiligten zu werden. Das gibt einen anderen Blickwinkel. Es müssen doch nicht immer dieselben sein, die etwas tun. Vielfalt ist etwas Schönes und schafft gleichzeitig für Andere Freiraum. Der Weg zum Ziel ist ein Prozess. Die neue Kreatur ist zwar schon existent, aber sie ist noch nicht zu sehen. Werde, was du bist. Zwar von Gott erwählt. Aber das allein reicht nicht. Du musst dich zum neuen Menschen entwickeln.
Und, zur Feier des Heiligen Abendmahls überleitend, wurde ein Satz aus dem Vaterunser herausgestellt: Vergib uns unsere Schuld, denn wir alle haben Schwächen. Gott gebe die Kraft, das Böse überwinden zu können.
Nach dem Gottesdienst ermunterte Schnaufer noch einmal: Mit meinem Engagement in der Gemeinde mache ich mir selbst die größte Freude. Und merkte an, dass niemand davor gefeit ist, Anstoß an allem Möglichen zu nehmen. Und sei der noch so berechtigt - es ist eines Gotteskindes nicht würdig, dabei stehen zu bleiben.