Viele Gemeindevorsteher aus dem Bezirk Tübingen und Bezirksältester Klaus von Bank sowie deren Ehefrauen nehmen am Gottesdienst teil.
"Jesus, erfülle mein Herze mit Freuden..." (Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 112, Text nach Hermann Engelhardt, 1872 - 1938)
hatte zu Beginn des Gottesdienstes der gemischte Chor mit Begleitung der Instrumentalgruppe gesungen. "Um etwas füllen zu können, muss man vorher Platz schaffen.", griff der Bischof den Text des gerade verklungenen Lieds auf. "Ist dieser Platz da?" Wenn wir in den Gottesdienst kommen, haben wir Sorgen, Bitten und Fragen. Sich daran nicht festhalten. Vielmehr sie "hinlegen", das Herz öffnen, damit Platz für die Antworten Gottes ist. Damit wurde zum eingangs verlesenen Bibelwort übergeleitet:
"Wenn du aber dort den Herrn, deinen Gott, suchen wirst, so wirst du ihn finden, wenn du ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele suchen wirst." (5. Mose 4, 29) "Wen suche ich? Von wem möchte ich eine Antwort?" Gebe ich im Internet einen Begriff ein, bekomme ich mindestens 1000 Antworten. Wir wollen uns ganz bewusst machen: Wir kommen zu Gott, dem Allmächtigen. Der alles weiß und alles kann. Was will er uns sagen? Ich darf zu ihm als sein Kind kommen. Meine Fragen lassen ihn nicht kalt.
Wie redet er? Wie antwortet er? Sein Wort wird durch den Heiligen Geist verkündet. Dazu bedient er sich eines Menschen. Da gilt es, Gottes Wort zu suchen. Durch das Menschliche hindurch zu sehen. Gottes Antwort auf unsere Fragen ist seine Liebe, die er uns fühlen lassen kann. Nicht alles ist erklärbar. Aber Trost und Sicherheit soll jede Seele verspüren dürfen. Nein, es wird sich nicht alles, was an Sorgen und Fragen da ist, sofort auflösen. Aber trotzdem - sich nicht von Gott trennen lassen. So wie damals die Drei Männer im Feuerofen. Sie waren sich sicher: Nur Gott kann uns helfen. Und wenn nicht, dann bleiben wir doch bei ihm.
Nein, keine Ausflüchte suchen oder sich eine Hintertür offen halten. Auch mal zu einer Notlüge greifen und die als Diplomatie rechtfertigen? Gott wirst du nur finden, wenn du ihn mit ganzem Herzen suchst. Und so auch zu seinen Geboten stehst. Oft erkennt man erst in der Rückschau: Er hat geholfen. Und das wird er auch weiterhin tun.
Der Mensch sucht Erfolge. Wenn etwas gelingt, dann nicht vergessen, wer uns die dazu nötigen Gaben geschenkt hat. Suchen wir bei Gott zuerst geistigen Wohlstand. Der Segen ist nicht mit materiellem Wohlergehen gleichzusetzen. Vielmehr bedeutet er Friede, Freude und Begeisterung. Das alles schenkt Gott, wenn wir danach mit ganzem Herzen suchen. Und mit dieser Einstellung unser Herzensopfer bringen. Dann kann auch die geistige Substanz in einer Gemeinde wachsen. Wenn sich dort mit dieser Einstellung alle einbringen. "Und wenn wir gemeinsam mit ganzem Herzen Gott suchen, dann werden wir auch gemeinsam das verheißene Freudenfest für unsere Seelen erleben. Das ist mein tief empfundener Wunsch.", so abschließend Heiniger.
Lothar Dopf, Gemeindevorsteher in Rottenburg, ging auf das Suchen ein. Dessen Bedeutung kannte er sehr gut aus eigener Erfahrung, z. B. das tägliche nach dem Schlüssel, der die Neigung hat, immer wieder einfach zu verschwinden. Nach diesem nachvollziehbaren, mit leicht ironischem Unterton geschilderten Beispiel aus dem Alltag über die Bedeutung des Suchens wurde es ernst. Ein Amtsträger sollte sich immer seiner Aufgabe bewusst sein, Vermittler göttlicher Botschaften zu sein. Dazu gehört auch, Trost spenden zu können. Das gelingt nur, wenn er sich selbst vom Irdischen löst, sich heiligt zu seinem besonderen Dienst. Und für jeden ist es wichtig, Gnade im Heiligen Abendmahl zu suchen. Gott und sein Sohn sind dabei gegenwärtig. Wenn wir mit unserer ganzen Seele da mit dabei sind, dann kehrt Jesus bei uns ein. "Das ist Segen und den wollen wir."
Suchen, was suche ich? , ging auch der Bischof noch einmal auf diesen Begriff ein. Das Haar in der Suppe, Unvollkommenheiten im Gottesdienst? Wer den Herrn sucht, der sucht den Frieden. Und davon können wir in einer Zeit voller Ungerechtigkeit nicht genug bekommen. Sich vornehmen, Jesus` Wertmaßstäbe zu den eigenen zu machen: Den Nächsten vorbehaltlos lieben. Heiniger erinnerte an die Kreuzigung. Rechts und links von Jesus hingen Sünder am Kreuz. Dem einen, der ihn als Gottes Sohn erkannte und Reue zeigte, konnte er das Paradies versprechen. "Wenn wir nach unserem Recht suchen, können wir keine Gnade erleben. Lasst uns in der Sündenvergebung und im heiligen Abendmahl uns mit ganzem Herzen dem Herrn zuwenden. Mit dem Verstand kann ich das nicht ergründen. Aber den Blick auf Jesus richten und nur ihn sehen, das kann ich."
Das nachfolgend zitierte Lied (Gesangbuch der neuap. Kirche Nr. 325, Text John Ellerton, 1826 -1893) hatte die Instrumentalgruppe zwar schon vor dem Gottesdienst gespielt, aber dessen erste und letzte Strophe sollen am Ende des Berichts stehen. Als man sich voneinander verabschiedete, da war es wirklich schon fast Nacht und, in Gedanken gesungen, vielleicht auch gesummt, war das Lied ein wunderbarer Begleiter auf dem Nachhauseweg:
"Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen und wird vom Dunkel überweht;
am Morgen hast du Lob empfangen, zu dir steigt unser Nachtgebet.
So sei es, Herr, die Reiche fallen, dein Thron allein wird nicht zerstört;
dein Reich besteht und wächst, bis allen dein großer, neuer Tag gehört."