"Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, und hofft auf ihn."
In Gärtringen seit vielen Jahren Tradition: Den Erntedankaltar schmücken die Kinder. Organisatorin und guter Geist, immer mit pragmatischem Rat und auch der Tat dabei, ihre Sonntagsschullehrerin Bärbel. Wobei, soweit die Regeln der Statik und der Haltbarkeit des verwendeten Materials nicht entgegenstehen, kindlicher Kreativität jede Freiheit gelassen wird. Sonst macht es auch keinen Spaß.
Den hatten sie - die erst sieben, später acht Kinder und jungen Jugendlichen, die gekommen waren, zum Teil mit Mutter oder Großmutter wegen der Fahrdienste. Der Jüngste steckte mit unendlicher Geduld Spitzpaprika zwischen zwei Speichen des großen hölzernen Wagenrads, das vor dem Altar stehen sollte. Da konnte wegen der individuellen Beschaffenheit des Baumaterials schon mal eine Paprika herausfallen, die darüber gleich mit ... und unverdrossen wurde weiter so lange probiert und gestopft, bis das Ganze fest saß. Muss doch gehen, geht nicht, gibt`s nicht.
Die beiden Ältesten kamen ins Grübeln angesichts der Schätze, die sich als Dekorationsmaterial am Boden stapelten. Alles so reichlich da. Und in unseren Breiten auch so gut gediehen. Strotzender Lauch, riesige Zwiebeln ... und in anderen Ländern? Wo man nicht mal eben mit Wasser aus dem Schlauch nachhelfen kann, wenn der Regen ausbleibt. Wo es Hunger, bittere Not gibt ... die Sorgfalt, mit der sie "ihren" Deko-Gemüsekorb zusammenstellten, zeigte, dass sie sich bewusst waren: Selbstverständlich ist gar nichts.
Zufrieden, alles dafür getan zu haben, dass die Gottesdienstbesucher am anderen Tag sich an einer rundum schönen "Erntedankkirche" würden erfreuen können, ging man wieder auseinander. Und da der Refrain eingangs schon vorweggenommen wurde, zum Abschluss eine Strophe des Gedichts von Matthias Claudius (verfasst 1783), dem er entnommen ist:
"Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen, das liegt in Gottes Hand:
der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf."