Die Instrumentalgruppe des Bezirks Tübingen erfreut mit viel Musik vor dem Gottesdienst, währenddessen und auch noch danach.
Zwei Dirigentinnen, ein Dirigent und dazu rund zehn SpielerInnen waren am frühen Sonntagmorgen in die Gäugemeinde gekommen. Der Jüngste von ihnen (Posaune) und seine Mutter (Cello) hatten Heimvorteil. Gemeindevorsteher, Werner Löhmann, der mit seiner Freude über die Gäste jeden ansteckte, begann im Gottesdienst mit einem "Herzlich willkommen". Und fuhr fort: "Beim lieben Gott sind wir immer willkommen. Jede/r kommt, wie er/sie ist. Und gibt in die Gemeinschaft das, was er geben kann."
Damit war der Vorsteher auch schon bei dem eingangs verlesenen Textwort für den Gottesdienst: " ... ; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb." (aus 2. Kor 9, 7) "Geben, sein Herz Gott und den Glaubensgeschwistern zuwenden. Ein solches Miteinander - Füreinander, das schafft eine gute Atmosphäre." Die Korinther damals hatten für die Gemeinde in Jerusalem gespendet und Paulus schreibt im neunten Kapitel seines Briefs an die Korinther "Über den Segen der Geldsammlung", so dessen Überschrift. In diesem Kontext ist das Textwort zu sehen.
Christen leben vom Miteinander. Neid und Missgunst haben da keinen Raum. Wie in einer Partnerschaft kann es kein einseitiges Geben sein, denn die hätte so auch nicht lange Bestand. Jeder hat auf seine Art vom lieben Gott Gaben geschenkt bekommen. Was fängst du damit an, fragt er. "Da sind heute Morgen die Spieler der Instrumentalgruppe, die sich in aller Herrgottsfrühe auf den Weg nach Gärtringen gemacht haben. Jeder gibt das, was er hat, gern und von Herzen." Als erfahrenem Vorsteher, so Löhmann, fällt ihm auch von jedem "seiner" Gärtringer ein, wenn der sich nach dem Gottesdienst von ihm verabschiedet, was dessen Gaben sind. Vielleicht manchmal besser von ihm eingeschätzt als vom Betroffenen selbst, wurde schmunzelnd aus dem Nähkästchen geplaudert. Und wenn es "nur" die Gabe des mit anderen mitfühlen Könnens ist, so lautete ein Beispiel.
Nicht die Einstellung pflegen, was die Kirche für mich tun "muss". Umgekehrt soll es sein. Wenn jeder sich einbringt, dann schaffen wir eine schöne Gemeinschaft in der Gemeinde und im Bezirk. Gott weiß, was er uns geschenkt hat. "Sei dankbar dafür. Setz deine Gaben ein. Tue auch in deiner Gemeinde das, was du kannst. Nicht aus Berechnung. Aus Liebe. Und, damit deine Seele würdig werden kann. In deiner Gemeinde.", so der abschließende Appell des Gemeindevorstehers.
Ein musikalischer Gottesdienst, aber kein Konzert sollte es werden. Was lag da näher, als dass Priester der Gemeinde kurze Wortbeiträge in den Gottesdienst mit einbrachten, jeweils verbunden durch Musikstücke. Die drei Dirigenten wechselten sich ab wie schon vor dem Gottesdienst und auch danach. Und wenn sie nicht dirigierten, setzten sie sich zu den anderen und spielten mit.
Ein Priester verband mit dem Thema des Gottesdienstes die Assoziation an ein Echo. Da kommt - u. a. im Gebirge - der Klang der eigenen Stimme zurück. Setzt voraus, dass der Mensch dazu einen Impuls gibt durch das, was er sagt oder auch singt. Und zwar kann nur das zurückkommen, was man selbst akustisch in die Welt gesetzt hat. Im Glaubensleben bekommen wir nicht dasselbe, sondern etwas anderes zurück. Beim seelsorgerischen Krankenbesuch ist es vielleicht ein Lächeln... Der Priester war sich sicher: "Gebt und es kommt immer etwas zurück!"
Der Nächste aus der Priesterrunde machte Mut: "Halten wir unsere Gabe nicht für zu klein. Auch die kleinste Geige macht den Klangkörper eines Orchesters mit aus." Und freudig soll gegeben werden. Beispiel: wieder die Instrumentalgruppe. Die SpielerInnen hatten in der Sonntagsfrühe nicht die Mühe gescheut, nach Gärtringen zu kommen, statt es sich in der Heimatgemeinde "gemütlich" zu machen. Und das konnte aufgrund der Lage der Gemeinde Gärtringen am äußersten nordwestlichen Rand des Bezirks Tübingen durchaus einen weiteren Weg bedeuten. "Machen wir das, was wir tun, freudig, dann gibt es bestimmt ein Echo!", wurde versprochen.
Der Dritte betonte den "fröhlichen" Geber, von dem Paulus im Textwort spricht. Und ging auf die Überschrift des 9. Kapitels des zweiten Briefs an die Römer ein: Vom "Segen" der Geldsammlung. Gottes Segen ist nicht erwart- und berechenbar. Man tut Gutes, lebt nach dem Evangelium, um dann auf ewig bei Gott sein zu können? Nein, so nicht. Entscheidend ist, aus freudigem Herzen zu geben, sowohl Gott als auch den Mitmenschen. Dann wird der himmlische Vater seinen Segen dazu tun.
Zur Vorbereitung der Feier des heiligen Abendmahls wies Werner Löhmann auf die Mahnung hin: Brich dem Hungrigen dein Brot! Daraus resultiert auch, dass, wer selbst dem Anderen nicht vergibt, keine Vergebung für sich bekommen kann. "Die Liebe Gottes gilt für alle!"
Eine große Gemeinde ließ gemeinsam zur Feier des heiligen Abendmahls ton- und stimmgewaltig das Lied von der Frohen Botschaft des Evangeliums erklingen: "Eine Botschaft voll Erbarmen..." (Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche Nr. 250, Text Jakob Breiter, 1845 - 1893). Orgel, Instrumentalgruppe und Gemeinde schickten sie gemeinsam hinaus in die Welt. Vermutlich dürfte spätestens jetzt - trotz der geschlossenen Fenster - auch der letzte Kirchennachbar wach geworden sein.
Vorsteher Werner Löhmanns "Vielen herzlichen Dank" an die Mitglieder der Instrumentalgruppe kam hörbar aus tiefstem Herzen.
Bleibt der Vollständigkeit halber nachzutragen - es gab nicht nur die "Gottesdienstgemeinde" -, dass parallel die Sonntagsschule stattfand. Thema dort zur Zeit "Die Schöpfungsgeschichte". Jedes Kind hat als Modell für das biblische Paradies seine eigene "Wiese" in einer Schachtel bekommen. (siehe Fotos).