In Ammerbuch-Pfäffingen findet der erste Jugendgottesdienst nach der Ferien- und Urlaubszeit statt.
"... lass dir wohlgefallen unsern Dank und Preis."
(Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Nr. 219, Ende Vers 1; Text Friedrich Heinrich Oser, 1820 - 1891)
Schwungvoll und die letzte Morgenmüdigkeit vertreibend hatte das ein großer Jugendchor, dieses Mal unter Leitung von Theresa Dröws, zu Beginn des Gottesdienstes gesungen. Schon eine Stunde zuvor war man zusammengekommen, um zu proben. Respekt und Dank dafür. Womit auch schon das Thema dieses ersten Jugendgottesdienstes nach der "Sommerpause" angesprochen ist. Dank, aber auch Bitte. Dem Bezirksvorsteher war es ein besonderes Anliegen, besonders im Schlussgebet, Gott um seine Hilfe zum Wiederbeginn von Schule, Studium oder Berufstätigkeit zu bitten. Einerseits ist durchaus Freude auf die kommende Zeit, einen neuen Abschnitt, vorhanden. Andererseits aber sicher auch manche bange Frage, wie es denn wohl wird, zum Beispiel mit neuen Lehrern und dem wechselseitigen miteinander auskommen müssen.
"Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn, die er aus der Not erlöst hat, die er aus den Ländern zusammengebracht hat von Osten und Westen, von Norden und Süden." (Ps 107, Verse 1 - 3)
Dieser Text aus den Psalmen lag dem Gottesdienst zugrunde. "Dankbarkeit, ein Bestandteil menschlichen Tuns.", begann der Bezirksälteste. Zwei Seiten hat sie - selbst danken oder aber für etwas bedankt werden. Letzteres lässt man sich meist ganz gern gefallen. Und wenn wir dankbar sein sollen, dann, leider, kommt nicht immer die reine Lauterkeit zum Ausdruck: der ehrliche Dank aus tiefstem Herzen. Es gibt auch den aus Berechnung und den aus Gewohnheit.
Kinder lernen "danke" zu sagen. Die klassische Situation: das Rädle Lyoner beim Metzger, das die Verkäuferin dem Kleinen schenkt. Beim ersten Mal fordern Vater oder Mutter noch auf: "Sag danke". Das setzt sich beim Kind oft als Automatismus fest: Metzger - Wurst - Danke. Es kann passieren, dass beim nächsten Mal noch die Reihenfolge durcheinander gebracht wird und das "Danke" zuerst kommt. Vom Ergebnis her egal, die Verkäuferin weiß schon, was sie zu tun hat.
Da gibt es aber auch die bewusste Dankbarkeit. Berufsverkehr, man kommt mit dem Auto aus der Seitenstraße, muss eigentlich endlos warten. Aber einer der Vorfahrtberechtigten hat ein Einsehen und lässt die notwendige Lücke zum Aufbiegen frei. Erleichtertes Durchschnaufen und man ist emsig bemüht, durch Winken oder Handzeichen seinen Dank dafür dem anderen zu zeigen.
Dann die berechnende Dankbarkeit. In zum Glück vergangenen Zeiten kam man ziemlich oft als unerwünschter Bittsteller auf eine Behörde, bei der sich keineswegs jeder Mitarbeiter als Dienstleiter verstand, sondern vom Bewusstsein des hoheitlich Handelnden getragen war. Wie damit umgehen? Manche fuhren gut damit, ganz oft "bitte" und "danke" zu sagen. Kalkulierte Unterwürfigkeit, die nichts mit wirklichem Danken zu tun hat.
Die Dankbarkeit, zu der der Psalmist auffordert, ist ehrlich. Man ist sie damals Gott schuldig, denn er hat das Volk aus ägyptischer Gefangenheit ins Gelobte Land geführt. Zu dieser Dankbarkeit sind auch noch die nachfolgenden Generationen verpflichtet, deshalb wird sie gefordert. Und wofür bist du dankbar? Auf Knopfdruck geht das nicht mit der Dankbarkeit. Vielmehr mit der richtigen Herzenseinstellung darüber nachdenken, denn wer denkt, der dankt und umgekehrt. Grundton: Demut und Zufriedenheit. Kontraproduktiv sind Unzufriedenheit und Hochmut.
"Danklied der Erlösten", so ist Psalm 107 überschrieben. Den Gedanken griff von Bank auf. "Der Dankbare hat mehr vom Leben. Es geht nicht um mehr Jahre für das Leben. Sondern um mehr Leben in den Jahren, die einem zugemessen sind. Deren Inhalt ist entscheidend." Was hindert mich, dankbar zu sein? Wenn ich mir dessen, was um mich her ist, nicht bewusst bin. Wenn ich Wohltaten für selbstverständlich halte. Man muss nur einmal in einem Urlaubsdomizil von der Küste in deren Hinterland fahren. Da gibt es dann oft eine völlig andere, erschreckend hässliche Welt. Bei der Missionsarbeit in der Ukraine vor etwa 20 Jahren, es war schlimm, alles nach unseren Maßstäben überhaupt nicht in Ordnung und verschmutzt. Das Gedränge auf den kleinen Flughäfen beim Abflug, wo man dankbar für einen Stehplatz war. Dann die Ankunft in Stuttgart - eine völlig andere Welt. Da wird einem bewusst: Ich darf da leben, wo ich täglich Grund habe, dankbar zu sein.
Manchmal nimmt Gott einem auch etwas, um etwas zu geben. Wenn jemand ins Krankenhaus muss, Gesundheit plötzlich nichts Selbstverständliches ist, man es dann als Genesener verlässt, da verändert sich auch die Einstellung dazu, was es bedeutet,
keine Krankheit zu haben. Dankbarkeit hilft mir selbst. Ich kann Gott und auch meinen Nächsten anders sehen. Ich bin nicht mehr so schnell gereizt. Ich kann besser mit Kritik umgehen. Ich stelle mein eigenes Befinden weniger in den Vordergrund. Man kann sehen, was man hat und nicht das, was einem fehlt. Ich kann den Nächsten achten und nehme mich selbst nicht mehr als das Maß aller Dinge. Das führt zu einer anderen Atmosphäre. Kein Hochmut. Ich kann mich mit anderen mitfreuen, über deren Erfolg und Glück. Und meine nicht, selbst benachteiligt zu sein. Der Dankbare ist nie allein, denn man ist gern in seiner Nähe.
Wobei sich der Dank weniger in schönen Worten als in der Tat zeigt. Letztere ist authentisch, ein Wort ist schnell dahin gesagt. Taten beweisen sich selbst. Durch sie wollen wir Gott Dank entgegenbringen. Keiner muss das für sich allein tun. Im Gottesdienst sehen wir, werden uns die Augen dafür geöffnet, wo wir helfen können. "Seien wir froh, dass wir das in der Gemeinschaft erleben dürfen."
Im kirchlichen Zuhause der Jugendlichen für ihre Gottesdienste und Jugendstunden auf Bezirksebene, in der Gemeinde Ammerbuch Pfäffingen, steht ein Wechsel des "Hausherrn" an: Am Erntedanktag 2017 im Gottesdienst mit Apostel Martin Schnaufer in Tübingen, wird Gemeindevorsteher Walter Seidt in den Ruhestand treten und sein Nachfolger, Priester Victor Bauer, in seine neuen Aufgabe eingeführt werden. Was also lag näher, als beide in diesem Gottesdienst zu Wort kommen zu lassen, zumal der Jüngere von beiden über Jahre auch Jugendleiter war.
"Liebe Jugend, ich bin dankbar, dass es euch gibt, dankbar für diese reiche Gabe.", begann der "noch" Gemeindevorsteher. Schön, wenn man nicht berechnend ist. Sich immer wieder Gedanken über das irdische wie auch das Glaubensleben macht. Sicher, die Dinge laufen nicht immer gut. Und trotzdem findet sich ein Grund, dankbar zu sein. Die Zufriedenheit der Menschen hängt nicht von ihrem materiellen Wohlstand ab. Er kam auf das Kind zurück, das beim Metzger schon gleich "danke" sagt, bevor es die Wurst gibt. Es ist ein Ausdruck des Vertrauens: Die gute Gabe wird kommen. "Wenn wir mit Gott reden und alles mit ihm beginnen, können wir uns darauf verlassen: Er wird uns helfen. Können sicher sein, dass er uns im Gottesdienst immer wieder segnen wird. Immer wieder gibt es Anlass, nachzudenken. Darüber, was wir alles haben, im Wissen, dass alles von ihm kommt. Die stille Zufriedenheit, die das in der Seele bewirkt, die wünsche ich euch von ganzem Herzen."
"Liebe Jugend", begann Victor Bauer, "das Jugendliederbuch der Neuapostolischen Kirche trägt den Titel `Dich loben wir`". Loben und Danken, auch im Gesang zum Ausdruck gebracht, gehören zum Glauben. In der Einstellung wachsen, zu sehen, was man hat und nicht das, was nicht, gehört auch dazu. Ein Hilfsmittel - sich täglich so fünf Punkte als "Tagesbilanz" notieren. Was einem gelungen ist. Das motiviert und kann aus "Löchern" wieder herausführen. Und über allem steht Jesus, sein Opfertod, das Heilige Abendmahl und die Sündenvergebung. Es macht keinen Sinn, sich mit Nebensächlichem aufzuhalten. "Gottes Wort und Gnade finde ich in jedem Gottesdienst, wenn ich das will. Ich wünsche uns, dass wir daran festhalten, denn damit ist Segen verbunden."
"Wenn nicht im Gottesdienst, wo dann", fuhr von Bank fort. Zeitlich nimmt uns unser Alltag viel mehr in Anspruch als die zwei Stunden wöchentlich für die Gottesdienste. Da kann die Dankbarkeit Gott gegenüber leicht in den Hintergrund verschwinden. "Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes," heißt es in der Bibel. "Gott sagt uns allen sein Wort. An uns ist es, das zu ergreifen!"
Zur allgemeinen Freude gab es noch weitere Lieder vom Chor, gesungen und gejubelt, bevor nach dem Gottesdienst die Jugendleiter Philipp Boss und Benjamin Dröws ans Mikrofon traten. Aufgrund der Erfahrungen im Jahr 2017 schlugen sie vor, dass für das nächste Jahr 2018 die Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen aus dem Kreis der Jugendlichen kommen sollten, damit das Interesse an der Teilnahme möglichst breit gestreut ist. "Nur Mut.", hieß es. "Niemand, der einen Vorschlag macht, muss Angst haben, dann auch die Organisation am Hals zu haben. Das machen wir, dazu sind wir da!" Das ist doch ein Wort.
Hier leider nur der Text - ohne den mitreißenden Gesang - eines der vom Chor gesungenen Lieder, aber wenigstens der, voller Lob und Dank, soll hier nicht fehlen:
"Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte, die du geschaffen durch dein Allmachtswort,
wenn ich auf alle jene Wesen achte, die du regierst und nährest fort und fort,
dann jauchzt mein Herz dir, großer Herrscher, zu:
Wie groß bist du!"
(Jugendliederbuch der Neuap. Kirche Nr. 25, Text Carl Boberg, 1859 - 1940)