Zusammen mit den Nachbarn aus Gärtringen, vielen Amtsträgern, aktiv und im Ruhestand, und deren Ehefrauen erlebt eine große Gemeinde einen besonderen Wochengottesdienst.
"Ich glaube fest, dass alles anders wird, wenn uns die Liebe immer weiterführt.
Ich glaube fest an eine neue Sicht, wenn bald im klaren Licht ein hoffnungsvoller Tag anbricht."
(Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Nr. 332, Vers 1, Text Martin Bogdan, geb. 1936)
Dieses Lied hatte zu Beginn des Gottesdienstes der gemischte Chor, bestehend aus Nufringern und Gärtringern, mit Klavierbegleitung gesungen. Martin Schnaufer setzte es anfangs einfach voraus: "Ich freue mich, dass alle, die da sind, in diesem festen Glauben gekommen sind." Dass uns etwas in die Seele gelegt werden kann, damit wir das unbedingte Anliegen haben, durch unser Verhalten Gottes Liebe sichtbar zu machen.
"Ich glaube fest an eine neue Sicht, ...", zitierte er aus dem gerade verklungenen Lied. In einem anderen Licht eine neue Perspektive gewinnen, das ist manchmal nötig. Sonst kann es passieren, dass man, befangen in der eigenen Meinung, in den eigenen Erfahrungen, auf der Stelle tritt. Mal einen anderen Blickwinkel einnehmen. Nicht sagen, ach, der war doch schon immer so, der Glaubensbruder wird nie anders werden. In der Gemeinde, ach, da wird sich nie etwas ändern und in dieser Einstellung verharren. Nein, "Ich glaube fest...". Gott kann helfen, etwas auch mal anders zu sehen. Ganz bewusst auf das Glaubensziel zu schauen. Belastungen und Anstrengungen anders werten: Sie können Positives bewirken, wenn es gelingt, sie zu bewältigen. Im nicht so perfekten Bruder auch mal sich selbst sehen mit den eigenen Schwächen.
Damit leitet der Apostel zu dem Bibelwort für den Gottesdienst über, das einem Abschnitt mit der Überschrift "Die heilsame Gnade" entnommen ist. Darin heißt es "... der (Jesus Christus) sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken." (Tit 2, 14). Es sind Ratschläge an die Gemeindemitglieder, das eigene Leben ernst zu nehmen und es zu nutzen. Jesus kam, um sich ein Volk zu schaffen. Erkenne ihn in seiner Sendung, damit er dich, wie es seinem Willen entspricht, in die ewige Herrlichkeit führen kann. Glaubhaft die Einstellung, die dazu notwendig ist, vermitteln, das kann nur das Verhalten. Erzählen kann man viel.
Jesus lernte in seiner Erdenzeit das Böse von seiner schlimmsten Seite kennen. Als es zum Kreuz hinging, was wurde da gelogen und betrogen, nur um den Sohn Gottes endlich töten zu können. Selbst er musste sich da von seinem Vater verlassen fühlen. Der Teufel ließ nichts unversucht, um die erlösende Tätigkeit zu verhindern. Was heißt das für mich? Es muss mir ein Anliegen sein, gegen das Böse zu kämpfen und es nicht hinzunehmen. Im Konfirmationsgelübde entsagen junge Christen dem Teufel. Was das bedeutet, können sie in dem Moment gar nicht überblicken. Die daraus entstehenden Aufgaben entwickeln sich im Verlauf des weiteren Lebens. Gott weiß, wir sind nicht perfekt. Aber wir wissen: Jesus will seinen Sieg mit mir teilen. Alles, was ich selbst dazu beitragen kann, will ich tun.
"...ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken.", schreibt Paulus. Gute Werke, welche sind das? Jesus hat uns zuerst geliebt, dafür lieben wir ihn. Was das konkret bedeutet? Wer mich liebt, hält sich an meine Worte, sagte der Gottessohn. Daran knüpft die Frage an, wie sehen wir den Gottesdienst? Als eine "normale Veranstaltung", die uns gelegentlich nicht so anspricht, wie wir es gern hätten? Was wollen wir haben - eine begeisternde Rede? Gott will durch sein Werkzeug mir etwas mitgeben. Mensch bleibt Mensch, auch wenn er auf dem Altar steht. Aber sich selbst vornehmen, ich will im Gottesdienst Gottes Wort erleben, das ist die Herausforderung. Und ich will Gottes Wort auch halten.
Liebe sucht die Gemeinschaft. Dazu gehört, das Heilige Abendmahl nicht als bloßes Ritual zu erleben. Bei dessen Feier heißt es: Ich lege darauf das einmal gebrachte Opfer Jesu Christi. Es in dem Bewusstsein erleben, wie Jesus in seiner Abschiedsrede zu den Jüngern sagte: "Wenn ihr davon genießt, verkündet ihr den Tod des Herrn." Eine intensivere Gemeinschaft mit ihm gibt es nicht. Erkennen wir deren Bedeutung und machen die Feier des Heiligen Abendmahls zu unserem persönlichen Fest.
"Eifrig wäre zu guten Werken." Jesus ist Sieger über Hölle und Tod. Als wahrer Mensch und wahrer Gott. Und wir? Sind gleichgültig, weil wir sagen, ach, das schaffen wir sowieso nicht. Ich bin halt so... Nein, demütig und bußfertig kommen im Erkennen der anspruchsvollen Aufgabe. Und Gnade erleben dürfen. In tiefer Dankbarkeit für Jesus` Opfertod.
Dazu gehört, selbst auch versöhnungsbereit zu sein. Haben wir schon so oft gehört. Aber es gibt Differenzen, über die man einfach nicht hinweg kommt. Wie aber will ich so frei werden? Wer den Sieg mit Jesus teilen will, muss auch sein Leben mit ihm teilen. Von der Nachfolge sind keinerlei Vorteile zu erwarten. Aufgrund unserer "Leistungen" bleiben wir nicht frei von Belastungen. Man muss selbst auch mal etwas einstecken können. Ohne Gegenwehr. Der Teufel versuchte Jesus zu verführen. Wenn er Gottes Sohn sei, dann müsste er nicht hungern. Bei solchen Angeboten auch das "Kleingedruckte lesen" und so das Böse dahinter enttarnen können. Hinter falschen Mitteln steckt der falsche Absender.
Selbst auch Opfer bringen. Nicht nur die Dinge geschehen lassen, sondern selbst etwas tun. Opfern. Was hat Jesus für mich getan, welche Perspektive habe ich dadurch? "Lasst uns bereit sein, dazu, dass Jesus` Tun sich zu unserer Seligkeit auswirken kann. Das steht im Vordergrund und dafür kann man sich selbst auch mit einbringen!"
Bezirksvorsteher Klaus von Bank ging auf die anfängliche Unterstellung des Apostels ein: Alle sind im festen Glauben gekommen ... "Sind wir alle im festen Glauben gekommen?" Da gibt es doch Zweifel, Glaubenskämpfe. Aber die Anwesenheit bezeugt den Glauben. Wenn ich ein Problem habe, gerade dann gehe ich dahin, wo Gott mir nahe ist, denn da kann mir geholfen werden.
Der Blickwinkel - wenn ich von irgendwo weither den Stuttgarter Fernsehturm sehe, dann ist er streichholzgroß. Direkt an seinem Fuß ist das anders. Die Nähe zu Gott ist entscheidend dafür, wie groß er mir erscheint. Gilt auch für die Nähe zu einem Amtsträger. Aus eigenem Erleben berichtete er davon, wie viele Vorsteher er innerhalb eines bestimmten Zeitraums in seiner Heimatgemeinde kurz hintereinander erlebt hatte. Alle unterschiedlich. Aber in der persönlichen Begegnung durfte er eigene Erlebnisse haben. Wie sie sich seiner Seele annahmen. "In der Liebe zu den Amtsträgern und zu Gott das Glaubensleben ausrichten, um dessen Nähe zu verspüren und am Ende das Glaubensziel zu erreichen."
"Wir entscheiden selbst, wie nahe wir Gott kommen oder nicht.", griff der Apostel den Gedanken auf. Da geht es nicht um die paar Erdenjahre, sondern darum, auf ewig bei ihm zu sein. "Jesus wollte im Heiligen Abendmahl präsent sein. Lasst uns dessen Feier jetzt so erleben.", leitete der Apostel zum Höhepunkt des Gottesdienstes über.
Mit Lob und Dank wurde der Gottesdienst klang- und stimmgewaltig von Chor und Klavier beendet. "Das wird, so M. Schnaufer nach dem Gottesdienst, "nach allem Irdischen bleiben."
"Lobe den Herren, was in mir ist, lob seinen Namen!
Alles, was Odem hat, lobe mit Abrahams Samen!
Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht!
Lobende, schließe mit Amen!"
(Gb der neuap. Kirche Nr. 261, Vers 4, Text Joachim Neander, 1650 - 1680)