"The Lord bless you and keep you..."
Um die Überschrift zu erklären: Eine Gärtringerin, Glaubensschwester, Sängerin im Chor, Gemeindehelferin, Mitspielerin in der Instrumentalgruppe und Sonntagsschullehrerin war vor kurzem der Liebe wegen in den Nachbarbezirk verzogen. Aber den Segen zur Trauung, den sollte "ihr" Gemeindevorsteher Werner Löhmann spenden. Und da die Gärtringer Kirche für alle Verwandten, Freunde und Glaubensgeschwister, die am Glück der Eheleute teilhaben wollten, zu klein gewesen wäre, gewährten die Nachbarn in Herrenberg Gastrecht. Ihnen sei dafür an dieser Stelle herzlich gedankt.
Nach einem Orgelvorspiel (Jan-Thilo Bayer) waren das Brautpaar und später Werner Löhmann und zwei Gärtringer Priester nach vorn zum Altar gekommen. "Gott ist Liebe, Barmherzigkeit und Güte. Vor diesem Allmächtigen zueinander `Ja` zu sagen, das sei der Wunsch der Brautleute gewesen.", begann der Gärtringer Gemeindevorsteher, bevor er das Bibelwort und damit den Trauspruch verlas: "... lasst uns einander liebhaben, denn die Liebe ist von Gott; ..." (aus 1. Joh 4, 7)
Claudia Dyka (Sopran), Gemeinde Gärtringen, am Klavier begleitet von Jan-Thilo Bayer, Gemeinde Rottenburg, sang anschließend in einer Gemeinde, in der es ganz still wurde, einfühlsam, schlicht und gerade dadurch besonders beeindruckend das eingangs zitierte Lied (Text John Rutter, geb. 1945). "Ein Lied des Segens, und den sollt ihr erleben!", versprach ein fürsorglicher Gemeindevorsteher. Gottes Segen, wir können dazu nichts tun. Außer, ihn anzunehmen. Segen - was bedeutet er? Dass es einem gut geht, man glücklich, reich und gesund ist? Das garantiert dieser Segen nicht. Aber, ans Brautpaar gewandt, hieß es, er bedeutet, dass Gott euch begleitet und bei euch ist. Er kann die Kraft unseres eigenen Bemühens verstärken. So, wie auch das Ehegelübde. Damit ihr einander nicht enttäuscht und zu eurem "Ja" stehen könnt. Das drückt "The Lord bless you..." aus.
"...and keep you..." Löhmann hatte sich mit den Übersetzungsmöglichkeiten des Verbs ins Deutsche auseinandergesetzt. Es kann bedeuten, etwas fest und gelegentlich zum Schutz auch fester zu halten, um Sicherheit zu gewähren. Es drückt aus, etwas zu hüten und zu bewahren. Und auch, gelegentlich mal jemanden "mit durchzuschleppen". So macht es Gott, der den Menschen fest in seiner Hand hält. Und letztlich enthält der Wunsch, God keep you, aus, dass der himmlische Vater den Menschen bestehen lassen möge. In diesem Fall das Brautpaar in seiner Treue zueinander mit Nähe und Fürsorge.
Auf das Bibelwort eingehend war die Liebe das große Thema. Sie ist keine theoretische Angelegenheit. Vielmehr ein Herzensanliegen. Das stärker werden möge, damit sie wachsen und sich vertiefen kann. Und Früchte bringt: Barmherzigkeit. Dann kann man mit den Augen des anderen sehen. Weiß, wie er fühlt. Man versteht sich ohne Worte. Verurteilt den Partner nicht. Sieht die eigenen Fehler und gleichzeitig die guten Eigenschaften des anderen. "Wo die Liebe ist, findet man immer auch Zeit für den anderen. Ist nicht nachtragend, sondern kann vergeben. Nur in Liebe und aus ihr heraus kann man ehrlich zum anderen sein. Liebe vergibt. Führt einander zusammen und führt zu Gott. Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm."
Danach spielte ein Instrumentalduo, Querflöte und Klavier. Aus den Nachnamen der Musizierenden war zu schließen, dass es Angehörige der Braut waren. Als die Musik verklungen war, trat das Paar an den Altar und "ihr" Vorsteher kam zu ihnen: "Macht das Herz auf, ergreift den Segen, das ist der Wunsch aller, die hierher gekommen sind." Nach Ja-Worten, Segen und der ausdrücklichen Erlaubnis, schon mehr Aufforderung des Gemeindevorstehers und deren Umsetzung, nun endlich die Braut zu küssen, folgte noch ein Klaviervortrag (Jan-Thilo Bayer). Schlussgebet und -segen schlossen sich an. Bevor das Brautpaar die Kirche verließ und draußen im Foyer die Glück- und Segenswünsche entgegennahm, gab es noch ein gemeinsam gesungenes Lied, das sich die Braut gewünscht hatte. Worum es ging - um Gottes Liebe, die im Herzen der Menschen Liebe zum Nächsten wachsen lässt.
Bleibt noch zu erwähnen, dass alle anschließend zu einem Sektempfang eingeladen waren, um sich gemeinsam mit dem Paar und seinen Angehörigen über einen wunderschönen Tag zu freuen.