Am Deutschen Orgeltag und Tag des offenen Denkmals musizierten in dem im Bauhausstil errichteten Gotteshaus Annabelle Weinhart, Oboe, sowie Markus Herr und Andreas Ostheimer, Orgel.
„Bei der zweiten Stunde der Kirchenmusik in Tübingen im Jahr 2017 konnte die Oboistin Annabelle Weinhart (geboren in Stuttgart, derzeit Studentin an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar) begrüßt werden. Auf der Orgel begleitete sie Markus Herr, der ebenso wie Andreas Ostheimer auch einige Werke für Orgel solo zum Programm beisteuerte.
Zwei rote Fäden zogen sich durch das Programm: Zum einen der Klang der Oboe, der sowohl von diesem Instrument als auch von der Pfeifenbauform „Oboe“ in der Orgel – in Tübingen unter dem Registernamen „Horn“ – zu hören war. Im bekannten Oboenkonzert von Alessandro Marcello konnte die Solistin dem Instrument einen weich singenden Klang wie auch italienisch fröhliche Töne entlocken. Die Fantasie in h-Moll von Georg Philipp Telemann ließ die Oboe dann ohne Begleitung der Orgel zur Wirkung kommen. In zwei Choralbearbeitungen von Johann Sebastian Bach war dagegen das Orgelregister Horn (in der Oboenbauform) solistisch in Sopranlage und im Bass zu hören. Die Pastorale von César Franck brachte den Oboenklang der Orgel schließlich akkordisch, sozusagen einen ganzen Chor aus Oboen.
Der andere rote Faden bestand darin, in der Musik eine Kommunikation zu verstehen. So kann ein norddeutsches barockes Präludium wie dasjenige in d-Moll von Dietrich Buxtehude mit einer gut gegliederten Rede verglichen werden: Auf eine Aufmerksamkeit heischende Einleitung, eine große Geste, folgt in den Fugenabschnitten sozusagen die Erzählung. So lange, bis die "Rede" in einer Pointe, einem "Witz" vielleicht, endet: Das Präludium schließt zunächst betont in der falschen Tonart, bevor der Komponist ganz kurz vor Ende in den richtigen Schlussakkord abbiegt.
Die Vorstellung von „Frage“ und „Antwort“ konnte helfen, die Abschnitte der Telemann-Fantasie h-Moll für Oboe solo hörend nachzuvollziehen. Und schließlich war in diesem Sinne das letzte Stück des Programms, die Sonate op.3 Nr. 2 von Jean Baptiste Loeillet für Oboe und Basso continuo „Unterhaltungsmusik“: eine Kommunikation zwischen den Musikern und dem Publikum, aus der die ca. 50 Besucher summend die Melodien mit in den Abend nehmen konnten.“
Text: Andreas Ostheimer