Dank für Gottes Trost in Trübsal
...so lautet die Überschrift der Verse aus dem ersten Kapitel des Zweiten Briefs des Paulus an die Korinther, dem das Bibelwort (Verse 3 und 4) für den Gottesdienst an einem wunderschönen Sommerabend in der kleinen, aber so gut wie bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche im Gäu entnommen war: "Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott."
Der Bischof ging anfangs auf das gerade verklungene Lied des gemischten Chors ein, in dem es um Stille geht (Lass du mich stille werden, ..., Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 116, Text Marie Esther Gräfin von Waldersee, 1837 - 1914). "Stille werden, um Gott nahe zu sein, das geht nicht wie beim Radio mit einem einfachen Drehen am Regler." Letzteres bewirkt schnell äußere Ruhe. Und die innere? Da ist man durch äußere Einflüsse, die Fragen auslösen, durch eigene Erlebnisse "zugedröhnt". Es gilt, das alles zurückzustellen. Das eigene Ich außer Acht zu lassen, um so die enge Verbindung zu Gott suchen zu können. Dazu bedarf es Kraft und Mut. Wie Jesus, der durch eine Menschenmenge hindurch sich auf einen Berg begeben konnte, um in der Stille die enge Verbindung zu seinem Vater zu haben.
Auf das Bibelwort eingehend hieß es weiter: Da wird am Anfang Gott gelobt und gepriesen. Bloßer Zweckoptimismus? Paulus damals hatte Anlass, sich große Sorgen um die Gemeinde in Korinth zu machen. Daraus resultierte Trübsal. Auch da galt es, erst einmal zur Ruhe zu kommen, um loben und danken zu können. Und um zu trösten. Wie es dem Gebot christlicher Nächstenliebe entspricht. Aber, wer anderen Trost geben will, muss durch eigene Erfahrung wissen, worum es dabei geht. Muss selbst trostbedürftig gewesen sein und wieder Kraft bekommen haben.
Trübsal. Ein Schicksalsschlag kann sie auslösen, ein schlimmes Unglück, eigenes oder das anderer, und ich kann nicht mehr klar sehen und deutlich wahrnehmen, was ist. Schon der morgendliche Blick in die Tageszeitung könnte einen gelegentlich schwermütig werden lassen. Man empfindet das Geschehen als ungerecht. Die Frage des Warum? drängt sich auf. Manchmal will man etwas Gutes tun, wird verkannt und sogar ausgelacht. Dann hilft es nicht, die Antwort mit dem Verstand zu suchen. Vielmehr sich bewusst machen: Der große Gott und sein Sohn, sie wollen mich trösten. Sie sind mir in solchen Momenten ganz nah. Das erlebten die Jünger, als Jesus von ihnen gegangen war und sie sich fragten, wie es nun weitergehen solle. Das erleben wir, wenn sich die Frage stellt, wie und ob es wohl in den Gemeinden weitergehen wird. Wir dürfen die Sicherheit haben, dass Jesus uns durch den Heiligen Geist die Kraft geben wird, durch die Trübsal hindurch sehen zu können.
Wie das geschieht? Durch das Gebet. Mit Gott dürfen wir so reden, wie es uns gerade zumute ist. Wenn wir so zu ihm kommen, dann wird auch etwas geschehen. Wir können vielleicht etwas empfinden, was wir in der Art und Weise lange nicht erlebt haben. Wir können "nur" beten? Das Gebet ist eine großartige Kraftquelle, die einen tiefen Frieden empfinden lässt. Die innere Sicherheit gibt, in Gottes Hand aufgehoben zu sein. Der Heilige Geist kann uns neuen Mut geben.
Trost geht nicht über den Verstand, sondern über das Empfinden. Wie bei einem kleinen Kind, für das gerade vor Kummer noch die ganze Welt untergegangen ist. Nimmt es die Mutter auf den Schoß, ist einfach alles wieder gut. Erlebst du das bei einem Gebet?
Eine große Quelle des Trostes ist das Heilige Abendmahl. Das tiefe Erleben von Gottes Nähe über den Glauben. Das Glück von Jesus` Nähe empfinden können: Er schenkt sich mir. Die Gemeinschaft untereinander erleben zu dürfen. Einfach ohne irgendeine Erwartungshaltung anderen gegenüber in der eigenen Gemeinde mit dabei sein. Und Gott sagt dir beim Heiligen Abendmahl "danke", weil er sich dir persönlich schenkt.
Er gibt uns in seinem Wort eine lebendige Hoffnung. Prüfungen, die kommen, sind nicht das Ende, sondern nur eine Etappe. Die uns wachsen lassen kann und so stärkt. Wir kommen aus der Trübsal heraus zu Kraft und Licht.
Gott tröstet uns, damit wir den richtigen Durchblick bekommen und haben. Auch wenn er keine Antwort auf das Warum? gibt. Wir würden sie oft überhaupt nicht verstehen. Aber durch seine Hilfe können wir weitersehen. Wir bekommen die Kraft, den Nächsten trösten zu können. In der Gemeinde können wir uns gegenseitig trösten, wenn wir uns nicht immer nur über Äußerlichkeiten, nur scheinbar Wichtiges unterhalten, sondern über Wesentliches.
Der große Trost liegt darin, statt Trübsal den richtigen Durchblick zu haben: Die kurze Erdenzeit ist die Vorbereitung auf das Tausendjährige Friedensreich. Und die Herrlichkeit, die Jesus mit allen Menschen teilen will. Möge er bald kommen!
Frank Bitzer, Vorsteher der Gemeinde Öschelbronn, machte deutlich, dass auch der den göttlichen Trost braucht, dem es äußerlich gut geht. Er verwies auf das Beispiel des Reichen Jünglings, der mehr suchte als das, was er hatte und selbst konnte. Es hilft auch gar nichts, sich in der eigenen Trübsal zu verkriechen und dabei auch noch andere zu beneiden oder gar sie zu hassen. Nur weil es ihnen - scheinbar - ach so gut geht. In jedem Haus findet sich etwas, das Anlass zur Trübsal sein kann. Das Leid miteinander teilen. Oft fehlen die Worte, um zu trösten. Aber ein "Ich denke an dich. Ich bete für dich.", das genügt schon. Versuche einfach, etwas Gutes zu tun.
"Gibt es etwas Wertvolleres, als jetzt Jesus Christus zu `haben`?". Damit leitete der Bischof zur Feier des Heiligen Abendmahls über. Dagegen verblasst alles andere. Christus schenkt sich jedem in der gleichen Art und Weise. Ob jung oder alt, gesund oder krank. "Es ist ein so gewaltiges Glück, das miteinander zu erleben."
"Das war fast ein bisschen wie Urlaub: Mötzingen im Sommer erleben.", so Urs Heiniger nach dem Gottesdienst. Das leichte Erstaunen über diese Anmerkung ging schnell in Heiterkeit über, als der Bischof sein besonderes Sommergefühl erläuterte. Er kannte bislang die Mötzinger Kirche nur vom Bild im Internet. Da ist ein wunderschönes "Kirche im Schnee"-Foto eingestellt.