Glaubensgeschwister aus den Gemeinden Bondorf und Mötzingen hatten ein gemeinsames Naturerlebnis der ganz besonderen Art.
"Halleluja! Schöner Morgen, schöner als man denken mag!
Heute fühl ich keine Sorgen, heut, an diesem Feiertag,
der durch seine Lieblichkeit mich im Innersten erfreut."
(Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche Nr. 105, Vers 1, Text Jonathan Krause, 1701 - 1762)
Ein Ort wie dieser Platz in Horb-Mühlen, am Neckar gelegen, und ein Tag wie dieser letzte Sonntag im Monat Juli 2017 könnte den Verfasser des zitierten Textes veranlasst haben, seine Empfindungen so auszudrücken. Eine große Gemeinde hatte sich auf einem Sportplatz versammelt und sang zu Beginn dieses Lied. Nicht zum ersten Mal gab es einen Open-Air-Gottesdienst mit anschließendem Gemeindefest dort. Aber es war das erste Mal, dass Bezirksvorsteher Klaus von Bank einen solchen Gottesdienst leitete, wie er zu Beginn freudestrahlend sagte. Vor und während des Gottesdienstes musizierte ein weibliches Geigenduo. Außerdem war viel Gemeindegesang, begleitet von einer elektronischen Orgel, zu hören. Und das alles fast direkt am Neckarufer. Sommerliche Hitze, aber die ganze Zeit des Gottesdienstes über Schatten unter großen Bäumen und wegen der Flussnähe ganz leichten Wind, der viele Fächer ersetzte. So ähnlich könnte das Klima im Paradies gewesen sein. Noch viel schöner geht eigentlich nicht, jedenfalls nach menschlichem Vorstellungsvermögen.
Das provisorische Amtszimmer befand sich im Sportvereinsheim, auf der anderen Seite des Platzes gelegen, wo für das Gemeindefest nach dem Gottesdienst Speisen und Getränke bereit gehalten wurden. Von dort konnte die Gemeinde pünktlich um 10 Uhr die Amtsträger über den Rasen des Sportplatzes in Richtung Neckar kommen sehen. Feierlich wie in einer Kirche wurde es unter freiem Himmel. "Herzlich willkommen!" hieß es vom Bezirksvorsteher zu Beginn des Gottesdienstes vom Altar. Der war aus Strohballen zusammengebaut und liebevoll mit Sonnenblumen verziert, ein Teil der hochsommerlichen Natur.
Von Bank erinnerte an den Gottessohn, der zwar in den Tempel ging, dort aber nie predigte. Das geschah vielmehr auf offenen Plätzen, auf einem Berg, an einem Fluss. Dort konnte er den Menschen wirklich nahe sein. Viele sagen, sie gehen in die Natur, um Gott zu erleben. Die irdische Schöpfung ist aber nur ein Teil dessen, was Gott geschaffen hat. "Wir wollen es nicht verpassen, wenn Gott durch seinen Geist zu uns redet, wie es im Gottesdienst geschieht."
"Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit dein Almosen verborgen bleibe, und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir`s vergelten" (Mt 6, 3 u. 4). Um diesen Bibeltext ging es im Gottesdienst. Almosen waren zu Jesus` Zeiten eine Selbstverständlichkeit. Man machte auch bei der Getreideernte keine Nachlese, eben so wenig bei der Weinlese. Was auf dem Acker liegen oder am Weinstock hängen blieb, war für die bestimmt, die sonst nichts gehabt hätten. Heute leben wir in einem Sozialstaat, der das Existenzminimum garantiert. Kein reines Wohltätertum, denn so wird der soziale Frieden in einem Staat gesichert. Dafür bekommt der seine Steuern. Man gibt dem Kaiser, was des Kaisers ist.
Die Neuapostolische Kirche leistet Entwicklungshilfe, zweckmäßigerweise in Form der Hilfe zur Selbsthilfe. Wobei das, was Millionen neuapostolische Christen tun können, nicht mehr ist als ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber es hilft wenigstens etwas.
Wenn wir Gutes tun, dann ist das nichts Außergewöhnliches, sondern vielmehr Pflicht eines jeden Christen. So sieht es auch Jesus, indem er sagt: Wenn du Almosen gibst, dann mach es in bestimmter Art und Weise. Die Frage des Ob stellt sich für ihn nicht. Geben wir einfach unser Opfer. Aber nicht, um damit Seelen zu "kaufen". Der Glaube muss aus der Predigt kommen. Wenn wir ihn bezeugen, insbesondere auch durch unser Tun, und keinesfalls rechthaberisch, dann zeugen wir damit auch von der Liebe Gottes. Schaffen zwar nicht den Weltfrieden, aber wir können Spannungen abbauen. Ein Christ sollte Streit schlichten und nicht polarisieren.
Wenn wir geben, dann soll die Linke nicht wissen, was die Rechte tut. Bedeutet, durch Spenden nicht das eigene Ego zu betonen und sein Image zu pflegen. Der Nächste ist genau so gut wie du. Ihr seid auf einer Ebene. Äußerlich mag Manches oft anders scheinen als der Mensch es sehen kann. Nur der himmlische Vater vermag ins Verborgene hineinzusehen. Von Bank erinnerte an Bezirksapostel Klaus Saur, der sagte: "Nur der liebe Gott kennt die ganze Geschichte." Der Mensch hat nur eine begrenzte Sicht. Als die Sünderin Jesus die Füße salbte, mit teurer Salbe, da kam der Einwand, das Geld solle man besser den Armen geben. Jesus wusste, dass das, was oberflächlich betrachtet Verschwendung schien, für die Sünderin ein Herzensbedürfnis war. Der liebe Gott schaut auf das Innere. Ist etwas ehrlich gemeint oder gibt es Hintergedanken? "Gott wird helfen und segnen, uns immer so sehen, wie wir wirklich sind."
Alexander Schade, Vorsteher der Gemeinde Mötzingen, freute sich über den Gottesdienst in anderer Umgebung. "Und doch ist es Gottes Wort, das wir hören." Er mahnte an, ohne Berechnung und Erwartung von Beifall geben können. Alles ist Gabe Gottes. Die Liebe zu ihm soll uns treiben, zu geben. meine Kraft, mein Materielles, meine Zeit. "Wir wollen daran arbeiten, dass es uns eine Herzensangelegenheit wird, abzugeben."
Joachim Kienle, Gemeindevorsteher in Bondorf, musste erst einmal seine Freude über den besonderen Gottesdienst loswerden. "Ich wollte, ihr könntet mal einen Blick vom Altar auf die Gemeinde werfen." Aber trotz allem, es bleibt das Äußere. Auch wenn es einen riesigen Aufwand erfordert hat, alles vorzubereiten. Stolz sei er auf die Gemeinde, in der jeder Einzelne seinen Beitrag dazu geleistet hat. Das sieht auch der liebe Gott. Versuch einfach, zu geben, ging er auf das Thema Almosen ein. Bewerte dabei nicht, ob den Bettler die persönliche Not treibt oder eine Organisation, die von seinen Almosen profitiert. Auch wenn das so sein sollte, schließt das nicht aus, dass er selbst nicht auch einen persönlichen Vorteil davon hat. Bewegen wir uns mit dem Bedürftigen auf einer Ebene. Beugen wir uns physisch und geistig zu ihm hinab in Demut, denn er ist ein Geschöpf Gottes. Setzen wir uns für den Herrn ein, gemeinsam, dann können wir unsere Freude daran mit anderen teilen. Sie mit begeistern und dort, wo die Freude fehlt, versuchen, sie hinzutragen.
Vor der Feier des Heiligen Abendmahls betonte der Bezirksvorsteher, im gemeinsamen Genuss von Brot und Wein ist das Natürliche mit dem Göttlichen verbunden. Gott ist da, sichtbar und greifbar. Das Bindeglied ist der Glaube: Dass uns Gnade zuteilwird.
Der gute Gedanke, trotz einer großen Gemeinde die Hostien an jeden Einzelnen allein nur durch den Bezirksältesten austeilen zu lassen, erwies sich in der Praxis als nicht durchführbar. Auch wenn es nur ein leichter Wind war, er reichte aus, um die Hostien aus der offenen Patene in Richtung Neckar wehen zu lassen. Wäre es mit dem Austeilen zu lange gegangen, dann...
Nach dem Gottesdienst stellte Alexander Schade den weiteren Ablauf des Tages vor: 17 kg Döner am Spieß waren beschafft worden, dazu Fladenbrot und Salat. Die Abrechnungsmodalitäten betreffend Speisen und Getränke wurden erläutert - jeder solle seine Verbrauchsliste führen und später zusammenrechnen und zahlen. Dazu kam, mit einem strahlenden Lächeln, ein Hinweis des Bezirksvorstehers: Es sei nicht angängig, Wein zu trinken und Wasser zu bezahlen...Das Nachmittagsprogramm wurde mitgeteilt: U. a. gebe es einen Strickkreis, einen Vortrag mit dem Thema: Streifzug durch das Erzgebirge, Fußballspielen, Baden im Neckar, Kaffee, Kuchen und Obstsalat am Nachmittag.
Bleibt noch nachzutragen, dass Jugendliche aus den beiden Gemeinden schon die Nacht zuvor campend auf dem Sportplatz verbracht hatten, nachdem abends dort gemeinsam gegrillt worden war.
Fazit: Ein rundum gelungenes Fest- und Freudenwochenende, das jede Mühe gelohnt hat. Wer nicht dabei sein konnte, hat etwas verpasst.