Beim ersten Konzert dieser Reihe im Jahr 2017 war Improvisationstalent gefragt.
Dazu schreibt Andreas Ostheimer:
In mehrfacher Weise fand am 23.7.2017 im Rahmen der Stunde der Kirchenmusik Tübingen eine Premiere statt: Zum ersten Mal seit über zehn Jahren musste das Programm wegen Erkrankung der Musiker gleich mehrfach geändert werden. Auf dem Plakat war die Sopranistin Sarah-Lena Eitrich angekündigt. Da sie erkrankt war, sprang Charlotte-Lena Beckmann ein. So wurde es dann in der Zeitung angekündigt. Doch wenige Zeit vor dem Konzert war erst klar, dass sie wegen einer Erkrankung ebenfalls nicht singen konnte. Zum ersten Mal gab es aus diesem Grund auch kein gedrucktes Programm für die Konzertbesucher, denn das Programm wurde erst zwei Stunden vor dem Konzert festgelegt.
Markus Herr und Andreas Ostheimer gestalteten kurzfristig gemeinsam die Stunde der Kirchenmusik mit Orgelmusik aus 400 Jahren. Natürlich war dabei J. S. Bach vertreten, dessen Präludium und Fuge c-Moll BWV 546 den Anfang bildete. Ihm folgte ein Großmeister des 17. Jahrhunderts: G. Frescobaldi, Organist u. a. am Petersdom in Rom, veröffentlichte 1635 mit den Fiori musicali eine Sammlung von Orgelmusik zum Gottesdienst. Daraus erklang die einleitende Toccata der Messa degli Apostoli, die Kyrie-Versetten, zu denen Markus Herr die entsprechenden Abschnitte des Kyrie Cunctipotens genitor sang, sowie die Elevationstoccata. Markus Herr öffnete anschließend den Bogen über die barocke Epoche hinaus: Nach der Fuge G-Dur BWV 577 von J. S. Bach folgte aus dem 19. Jahrhundert ein Monolog (op. 162, 6) von J. G. v. Rheinberger sowie aus dem 20. Jahrhundert zwei Stücke aus den Kleinen Präludien und Intermezzi von H. Schröder. Die Partita über „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ von J. Ahrens brachte einen weiteren Klangeindruck der Musik des 20. Jahrhunderts, bevor Musik aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs einen Kontrast bot: J. E. Kindermann veröffentlichte sein Magnificat im 8. Ton im Jahr 1645 in Nürnberg. Der Text dazu stammt aus Lukas 1, 46 - 55, auf der Orgel erklingen dabei immer die ungeraden Verse, die geradezahligen Verse werden gesungen. Daher ergänzte auch hier Markus Herr diese Verse mit psalmodischem Gesang im entsprechenden 8. Kirchenton. Den Abschluss bildete ein kurzes vierhändiges Orgelwerk: der 2. Satz Fanfare aus D. Bédards Petite Suite.
Zur nächsten Stunde der Kirchenmusik am „Deutschen Orgeltag“, 10. September 2017, werden hoffentlich alle im Programm vorgesehenen Musiker gesund und anwesend sein.